Wohl kaum eine andere Stadt in Europa (oder sogar weltweit) ist derart mit kulturellen Sehenswürdigkeiten vollgepackt wie Rom. Doch auch abseits des Kultur-Marathons, der Städtereisende in der Hauptstadt Italiens erwartet, gibt es viel zu entdecken. Wenn du zwischen Vatikan und Trevi-Brunnen ein Bedürfnis nach Frischluft verspürst, findest du in diesem Outdoor-Cityguide für Rom ein paar Ideen, wie du aus der Hektik des Touristen-Treks entkommst.

Rom ist wahrscheinlich eine der wenigen Städte weltweit, bei der sich der ganze Planet darauf einigen kann, dass sie ein Must See ist. Kaum sonst wo überbieten sich die Superlative so sehr wie hier: Eine der ältesten Städte Europas. Das Zentrum der katholischen Kirche. Einstiges Zentrum eines Jahrtausende währenden Weltreichs, das Europa so grundlegend geprägt hat wie kaum ein anderes. Rom zu bereisen bedeutet, vor lauter Sehenswürdigkeiten das eigentliche Stadtbild nicht mehr zu sehen. Wer hierher kommt, bringt am besten solides Schuhwerk, Sonnenschutz und Kultur-Kondition mit, um die Stadt in vollen Zügen zu genießen.

Irgendwann brauchen jedoch auch hartgesottene Städtereisende eine Pause. Wie wäre es mit etwas frischer Luft und Bewegung abseits des Museum-Wandelschritts? Rom und Umgebung bieten mehr als nur Ruinen und Kirchen. Unser Outdoor-Cityguide für Rom zeigt dir, wo du hier radeln, wandern und schwimmen kannst. Okay, ganz kommen wir an den „großen“ Sights nicht vorbei – aber dafür bist du ja auch schließlich gekommen, oder?

Via Appia Antica: Radeln durch die Antike

Die Via Appia Antica gehört zu den Hauptattraktionen Roms – aber hast du dir schon mal überlegt, anstatt mit einem Bus oder einer geführten Tour die alte Römerstraße mit dem Fahrrad zu erkunden? Am einfachsten geht das, wenn du mit den öffentlichen Verkehrsmitteln in die Nähe des Via Appia Cafés fährst und dir dort nach einem kleinen Snack ein Rad ausleihst. Vom Café aus sind die berühmten San Callisto- und San Sebastian-Katakomben problemlos erreichbar.

Insgesamt kannst du etwa 8 km auf der Via Appia radeln und die kleine Natur-Auszeit innerhalb Roms genießen. Mach dich jedoch auf ruppiges Terrain gefasst: Die Via Appia ist wahrlich antik und das Kopfsteinpflaster macht seinem Namen alle Ehre. Solltest du vorhaben, die Straße mit dem Rennrad zu erkunden, möchten wir dir aus Liebe zu deinen Felgen davon abraten.

Zum Café gelangst du mit der Metro-Linie A zur Haltestelle Colli Albani und steigst in den Bus 660 um. Dein Stopp ist Cecilia Metella. Wenn du lieber zur Touristeninformation möchtest (dort gibt es auch Räder), nimm den Bus 118 ab Piramide oder Circo Massimo. Dieser Bus fährt auch einzelne Haltestellen entlang der Via Appia an, mit denen du bequem die Sights erkunden kannst.

Wenn du an die Via Appia noch einen etwas lokaleren Park anhängen möchtest, empfehlen wir dir den Parco degli Acquedotti nordöstlich der Via Appia. Dort radelst du entlang eines alten Aquädukts, das insbesondere im Sonnenuntergang magisch-rötlich leuchtet.

Lese-Tipp: Weitere Städtereisen mit Outdoor-Charakter findest du in unserer Outdoor-Cityguide-Serie.

Nachtwandern durch Trastevere und zum Katzenheim

Trastevere ist wahrlich kein Geheimtipp, wenn es um lebendiges Nachtleben in Rom geht. Daher ist auch unsere Nachtwanderung kein Off the beaten path-Abenteuer. Trotzdem: Wer in Trastevere in nur einer Bar bleibt und sich nicht im Getümmel treiben lässt, verpasst etwas. Unzählige Menschen drängen sich in den hübschen Gässchen, eine Bar grenzt an die nächste, Graffiti in variierender Qualität zieren die alten Häuser, auf den Plätzen wird getrunken, getanzt und gefeiert. Heißer, kalter Snack-Tipp: Eine Espresso-Granita in der Bar San Callisto. Diese Kombination aus Espresso, Crushed Ice und Sahne ist eine Offenbarung und perfekt für unterwegs.

Wer mag, kann an diese zutiefst römische Erfahrung einen Spaziergang Richtung Palatinhügel anschließen, an dem du am „Katzenheim“, dem Torre Argentina, vorbeikommst. Hier leben viele Straßenkatzen Roms und können nachts ohne Menschenmassen beäugt werden. Die Geschichte dieses Ortes ist faszinierend: Seit fast 100 Jahren leben hier Straßenkatzen und werden fast genauso lang von „Gattare“, so genannten „Cat Ladies“, ehrenamtlich versorgt. Die ganze Geschichte kannst du auf der Website des Cat Sanctuaries nachlesen. Die inzwischen gegründete Hilfsorganisation ist auf Spenden angewiesen und freut sich über jede Zuwendung.

Wandern in Calcata

Calcata ist ein wirklich einzigartiger Tagestrip von Rom. Dieses pittoreske, mittelalterliche Bergdorf wurde in den sechziger Jahren von Künstlern bevölkert, nachdem es jahrelang leerstand. Heute ist es ein kulturelles Kleinod, voller Galerien und netter Cafés, eingebettet in eine atemberaubende Berglandschaft vor den Toren Roms. Zudem war Calcata jahrhundertelang ein Pilgerort, da angeblich Christi Vorhaut (!) hier aufbewahrt wurde. Ausgerechnet ein deutscher Landsknecht stahl diese Reliquie während der Eroberung Roms im 16. Jahrhundert und wurde in Calcata gefasst.

Ein besonderes Highlight dieses bereits außergewöhnlichen Ortes ist außerdem das Opera Bosco-Museum: Ein Freilichtmuseum, in dem Künstler direkt aus den Felsen, Bäumen und Wäldern der Umgebung gestaltet haben. Diese kannst du in einer 1,5-stündigen Wanderung erkunden – eine perfekte Abwechslung zu den vollen Straßen Roms.

Schwimmen bei Ostia

Was man bei der Fülle an Sights schnell vergisst: Rom liegt nah am Meer. Ehemalige Latein-Schüler ist die Hafenstadt Ostia sicher ein Begriff. Und tatsächlich ist es hier auch in heutigen Zeiten gut auszuhalten: Der Strand von Ostia ist nah und bietet alles, was man sich von einem Tag am Mittelmeer erhofft. Fregene ist eine schöne Alternative mit glorreicher Vergangenheit. Hier tummelten sich in den Fünfziger und Sechziger Jahren die Celebrities Roms auf der Suche nach der Sommerfrische.

Sollte dir der Sinn eher nach Süßwasser stehen, ist der Lago Martigniano der See deiner Wahl. Und wenn du gerne streifenfrei braun wirst, kannst du am Torvaianica-Strand alle Hüllen fallen lassen und, wie Gott dich schuf, in den Wellen spielen gehen.

Nach Rom gelangst du übrigens, alternativ zu günstigen Flügen oder dem Auto, ab München sehr entspannt mit dem Nachtzug. Oder, wie unsere Autorin, mit dem Rad.