Während der nahende Sonnenaufgang Pastelltöne an den Himmel malt, strahlt unser rotes Zelt im Schnee.
Der Schnee ist über Nacht gefallen, leise und unerwartet – und deshalb umso schöner. Es ist kalt genug, damit er auf den Ästen und Nadeln der Bäume liegen bleibt. Nur manchmal gibt die dürre Kiefer neben uns ein klein wenig nach und das weiße Pulver rieselt nach unten. Um uns herum ist es so still, dass ich dann meine, ich könnte die Schneeflocken auf dem Boden aufkommen hören. Wenn sie meine Jacke oder das Zelt treffen, dann tue ich das tatsächlich. Es knistert kurz, für den Bruchteil einer Sekunde, und meine Ohren klingen nach.

Die Freiheit vor der Haustüre

Von der Stille, von der Weite, von der weißen Landschaft überall um uns herum kann ich gar nicht genug bekommen. Ich lasse meinen Blick schweifen, könnte das stundenlang tun. Von der großen Kiefer neben unserem Zelt den Hügel abwärts in das Meer aus Bäumen. Über die zugefrorenen und zugeschneiten Seen, die gerade kaum als solche zu erkennen sind, im Sommer aber ein Labyrinth aus Wasser bilden.

In einem der Bäume hinter mir klopft ein Specht an den Stamm und ich weiß, dass es nicht mehr lange dauern wird, bis die Sonnenstrahlen unsere Kuppe erreichen werden. Sie wird nicht hoch genug steigen, um lange zu bleiben – aber blitzt an diesen Tagen immerhin kurz zwischen den Baumwipfeln hindurch.

Die Landschaft hier, die kenne ich nur zugut. Denn obwohl mich der Anblick von Zelt und Rucksack und dem Campingkocher vor mir weit weg vorkommen lässt, bin ich unserem Zuhause sehr nahe. Unserem schwedischen Zuhause mitten im Wald. Das liegt ein paar Hundert Meter den Hügel runter, auf der anderen Seite des Sonnenaufgangs.

Und das hier – das hier ist keine Fernwanderung, auf die ich mich lange und penibel vorbereitet habe, sondern ein recht spontaner Wochenend-Ausflug.

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Die Sehnsucht nach einem Leben in der Natur

Mein Blick wandert den Hügel nach unten und ich stelle mir vor, wie unser kleines rotes Häuschen auf der Lichtung an der Hügel-Rückseite im Schnee leuchtet. Mein Herz wird ganz leicht – weil ich in diesem Moment so sehr fühle, dass ich zur richtigen Zeit am richtigen Ort bin.

Genau diese Freiheit ist es, die wir in Schweden suchen. Die Freiheit, bei der wir endlose Natur nicht nur direkt vor unserer Haustüre haben, sondern es zum Lebensgefühl dazugehört, das Zelt einzupacken und loszuziehen.

Das Zauberwort: allemansrätt. Das Jedermannsrecht, das es uns zum Beispiel in dieser Region erlaubt, unser Zelt mitten in der Natur aufzuschlagen. Dazu müssen wir nicht groß planen, brauchen keinen langen Vorlauf, sondern entscheiden uns beim Blick aus dem Fenster, noch bevor wir die Bettdecke zurückgeschlagen haben.

So war es heute Morgen. Beim ersten Wimpernschlag konnte ich meinen Augen kaum trauen: Die Bäume, die ich durch das Schlafzimmerfenster sehen konnte, trugen weiße Hütchen, der Himmel war pastellgrau und sogar die Fensterscheibe eingeschneit.

Nach Tagen mit Tauwetter haben wir auf einen Wintereinbruch wie diesen gewartet – und das Rucksackpacken konnte gar nicht schnell genug gehen. Zumal wir wussten, dass dieses Märchen ein kurzes sein würde: Das nächste Temperaturhoch bewegte sich bereits in unsere Richtung. Lange Planen und weit Anreisen: Das wäre verschwendete Zeit gewesen.

Ein Fernwanderweg vor der Haustüre

Und so stehe ich eben hier: nur ein paar Hundert Bäume von unserer Haustüre entfernt. Am Rande eines Fernwanderweges.

Der Tjustleden verläuft auf rund 200 Kilometern durch das idyllische Småland. Hier haben Astrid Lindgrens Geschichten ihre Kulisse gefunden, hier ist ein Großteil der Bullerbü-Fotos entstanden, mit denen wir alle Schweden schon seit Kindheitstagen verbinden.

Durch eben diese Landschaft schlängelt sich der Tjustleden – seine Route führt ein paar wenige Kilometer entfernt an unserem Grundstück vorbei und integriert sich in ein verzweigtes Wegenetz.

Lesetipp: Winter ist dir zu kalt? Wie wäre es mit einer sommerlichen Trekkingtour entlang an Schwedens Südküste?

Als wir zu diesem kurzen Abenteuer auf einem langen Fernwanderweg aufgebrochen sind, hat es noch einmal angefangen, in dicken Flocken vom Himmel zu schneien. Da waren wir gerade in Wanderschuhen und mit unseren Rucksäcken durch unseren Garten gelaufen und haben die beiden Rehe gestört, die jeden Morgen zwischen unseren Johannisbeersträuchern ihr Frühstück zusammenklauben.

Dann sind wir auf den kleinen Waldweg abgebogen, der unser Haus mit der nächsten offiziellen Straße verbindet, einmal links, rechts, wieder links und schon stehen wir vor der ersten orangen Markierung an einem Baumstamm.

Viele Wanderer kommen hier zwar nicht vorbei, aber die, die es tun, die sind seit mehreren Tagen schon auf dem Tjustleden unterwegs – und in der Zwischenzeit in eine Welt aus Bäumen, Seen und Lichtungen eingetaucht. Das werden wir mit unseren nächsten Schritten auch – aber eben für nicht ganz so lange.

Willkommen im Wintermärchen

Für die nächsten Stunden, für die nächsten Kilometer versinken wir in diesem schwedischen Wintermärchen. Wir reden nicht viel, weil es scheint, als würde alles außer Stille diese zerbrechliche Welt kaputtmachen.

Wir haben einen guten Rhythmus gefunden, um im unverspurten Schnee gut voranzukommen. Manchmal bleiben wir gleichzeitig und wie angewurzelt stehen, weil eine aufgeregte Reh-Familie mit großen Sätzen den Weg vor uns quert oder ein Hase durch das Gebüsch am Wegesrand lugt. Manchmal folgen wir für ein paar Hundert Meter nicht den orangen Wanderweg-Markierungen, sondern tellergroßen Elchspuren.

Die Elche selbst bekommen wir auf dieser Wanderung nicht zu sehen. Und doch fühlen wir uns ihnen und diesem Meer aus Bäumen so nah wie es nur möglich ist.

Obwohl es ohne Bewegung schnell kalt wird, lassen wir uns ausgedehnte Pausen nicht nehmen. Trinken dampfenden Tee und entscheiden uns schließlich, unser Zelt nicht möglichst weit entfernt, sondern an dem Platz aufzuschlagen, an dem wir im Sommer manchmal schon den Sonnenuntergang bestaunt haben.  An diesen langen Tagen stand die Sonne um 9 Uhr Abend noch weiter oben am Himmel, als jetzt im Winter, wenn sie ihren Höhepunkt am Vormittag erreicht.

Doch für ein paar magische Momente schafft sie es doch durch die Bäume, die Sonne. In Wochen wie diesen, in denen ihre Anwesenheit so rar ist im nordischen Winter, kribbeln ihre Strahlen umso mehr auf der Haut. Und wenn sie danach wieder sinkt – dann taucht sie die endlose Landschaft aufs Neue in sanfte Pastellfarben.

Der Himmel strahlt hellblau und rosa.

Und wir – wir haben in einem kleinen Abenteuer vor unserer Haustür die große Freiheit gefunden.

Trekking in Südschweden – meine Tipps:

Beste Reisezeit: Grundsätzlich sind die Wanderwege Südschwedens das ganze Jahr über begehbar – allerdings werden sie im Winter nicht betreut. Je nach Schneelage können also Schneeschuhe nötig sein und entsprechend angepasste Ausrüstung. Die höchsten Temperaturen fallen auf die Monate zwischen Mai und August. Und natürlich niemals enden wollende Tage.

Anreise: Schweden verfügt über ein gut funktionierendes Schienennetz, das sich über das gesamte Land spannt. Im Anschluss an das Schienennetz fahren in regelmäßigen Abständen Busse zu kleineren Orten und Dörfern.

Ausrüstung: Allen voran natürlich der Rucksack, der gut auf dem Rücken sitzt. Meine Wahl für Mehrtageswanderungen fällt entweder auf den Tatonka Pyrox, oder meinen Yukon 50+10. Je nachdem, ob ich eine komplette Campingausrüstung unterbringen möchte, oder nicht. Neben der Standard-Ausrüstung für solche Touren ist in Schweden definitiv Mücken- und Zeckenschutz zu empfehlen.

Übernachten: Entlang schwedischer Weitwanderwege und in Naturreservaten gibt es in aller Regel ausgewiesene Übernachtungsplätze. Dort können wir unser Zelt aufschlagen, oder auch vorhandene Infrastruktur nutzen. Dazu gehört oft ein einfacher Wetterschutz aus Holz (eine Hütte, die an einer Seite offen ist), eine Feuerstelle und oft sogar eine Toilette.

Der Tjustleden: Der Tjustleden führt auf rund 200 Kilometern von Mörtfors nach Falerum. Seine Strecke ist (wie in Schweden üblich) mit orangen Ringen um Baumstämme oder Holzpflöcke markiert. Entlang des Weges bieten Windschutzhütten eine einfache Unterkunft, viele haben eine malerische Lage am See. Die offizielle Routenempfehlung umfasst neun Etappen zwischen 16 und 21 Kilometern.

Zum Weiterlaufen: Der Tjustleden verbindet Ostkustleden im Süden und Östgötaleden im Norden – für alle, die noch viel weiter laufen möchten.

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