Diese Saison soll es soweit sein, du willst zu deiner ersten Skitour aufbrechen. Du freust dich darauf, zusammen mit Freunden bei möglichst schönstem Wetter in einen unberührten Schneehang einzufahren – wer denkt da schon an Lawinen?
Dennoch ist die Berücksichtigung dieses Themas wichtig, die Tour meisterst du mit guter Vorbereitung ohne Angst, aber dafür mit Verantwortung. Denn bei Lawinen dreht es sich ja nicht nur um das eigene Wohlbefinden, sondern auch um die Sicherheit in der Gruppe und um die, die weiter unten von losgetretenen Schneemassen betroffen sein könnten. Deswegen ist es so wichtig, schon beim Einstieg, beim Gehen und Abfahren auf traumhaften Touren Risiken frühzeitig zu erkennen und zu vermeiden.
Sorgfältige Planung der Skitour hilft, Lawinen-Risiko zu verringern
Los geht die Skitour natürlich schon weit vor dem Hangeinstieg. Passend zum Können, zum angesagten Wetter, zur erwartbaren Lawinenlage und zur Kondition der Ungeübtesten in der Gruppe sollte eine realistische Route ausgewählt werden.
Die Länge einer angemessenen Route bemisst sich auch nach der Zeit, die in Helligkeit zur Verfügung steht. Kann von einer Hütte aus früh gestartet werden? Wie lange ist es am Abend hell? Plant als Gruppe in jedem Fall Zeitreserven ein, denn gerade bei einer erstmaligen Begehung wird oft falsch eingeschätzt, wie lange Abstimmungspausen und auch mal ein kleiner Irrweg dauern können.
Tourenplanung ersetzt Intuition nicht – und umgekehrt
Selbst wenn es gute Apps gibt: Besorge dir zusätzlich eine physische Karte (1:25.000), zeichne die Tour ein und mache dich mit Schlüsselstellen vertraut. Sobald diese nicht ganz vertrauenswürdig erscheinen, prüfe und zeichne auch Alternativen ein. Nutze zudem Hangneigungskarten, denn besonders ab 30° Neigung herrscht bei lawinenkritischer Lage erhöhte Gefahr. Und zum „Schlaumachen“ noch ein Tipp: Nutze Erfahrungsberichte nur mit großer Vorsicht, denn das Erlebte kann – je nach Erfahrungsniveau – völlig unterschiedlich dargestellt werden.
Wenn euer Starttermin feststeht, solltet ihr zwei Dinge besonders im Blick behalten: den Bergwetterbericht und den Lawinenbericht. Beide sind entscheidend für die Planung einer Skitour – und hängen eng zusammen. Ihre Auswirkungen sind jedoch deutlich komplexer als bei einer einfachen Bergwanderung bei stabilem Hochdruckwetter. Schneehöhen, Alt- und Neuschnee, Hangneigungen, Sonneneinstrahlung – alle diese Faktoren zählen bei der Einschätzung des Risikos von Lawinenabgängen für deine geplante Tour.
Lawinenkunde ist keine trockene Theorie
Wetter- und Lageberichte verfeinern sich, je näher der Zeitpunkt deiner Tour rückt – allein darauf verlassen sich erfahrene Tourengehende allerdings keinesfalls. Die zur Pflichtausrüstung gehörende Lawinenschaufel dient vor Ort auch dazu, vor Tourbeginn ein Profil in die obere Schneeschicht zu graben. So lässt sich einschätzen, welche Schneeschichtung generell vorliegt und wie akut das Risiko einer bestimmten Lawinenart sein könnte. Auch sonst gilt es, laufende Neubeurteilungen anzustellen. Wie sich die Sonnen-, Wind- und Temperatur-Verhältnisse auf den Schnee übertragen, wann das Gelände wechselt, welche Bedürfnisse und Beobachtungen die Menschen haben – das gilt es, mit Blick auf den Zeitplan zu berücksichtigen. Generell wichtig ist, die Tour so früh wie möglich zu starten und nicht zu spät wieder in der Hütte oder beim Endziel zu sein, da Sonneneinstrahlung die Gefahr von Schneerutschen begünstigt.
Mit guter Kommunikation Lawinen-Auslöser voraussehen und meiden
Gute Kommunikation in der Gruppe ist das A und O bei der Lawinen-Vermeidung auf Skitouren. Wer spielt welche Rolle, wer führt die Kolonne wann an? Wer folgt? Schlüsselstellen sollten unbedingt einzeln befahren oder begangen werden. Dazu werden die Abstände, die ohnehin nicht unter ein Minimum gehen sollten, nochmals vergrößert. Wollt ihr euch in der Gruppe sammeln, dann wählt dazu sichere Inseln und nicht etwa den freien Hang.
Bei Alarmzeichen, etwa, wenn ihr eine frisch abgegangene Lawinenspur queren wollt, wenn ihr Risse in der Schneedecke entdeckt oder wenn ihr „Wumm“-Geräusche aus der Schneedecke hört – nicht erst ignorieren, stehen bleiben oder einfach weiterlaufen, sondern sofort reagieren. Zur Wahl steht dann im besten Fall eine Alternativroute oder ganz einfach der Rückzug.
Sollten folgende Bedingungen während deiner Skitour gegeben sein, ist zugunsten der eigenen Sicherheit, aber auch der von Fremden, eine Anpassung der Route eine gute Idee:
- Steilhänge über 30 Grad Neigung
- Triebschnee, also Schnee, der vom Wind in Kuhlen etc. zusammengeblasen wurde
- Sonneneinstrahlung
- Bereiche mit Neuschnee, der auf gefrorenen Schnee gefallen ist
Entscheidungen über das Vorgehen sollten immer angemessen, rasch und für alle an der Tour Beteiligten verständlich getroffen werden. Eine klare Kommunikation ist die Grundlage für funktionierende Gruppendisziplin – und die kann in kritischen Situationen dabei helfen, dass es nicht eskaliert.
Keine Angst – dafür jede Menge Respekt hilft Lawinen verhindern
Wer nun beim Lesen schon ein wenig feuchte Hände bekommen hat – keine Angst. Es geht beim Skitourengehen weniger um Fahrkünste oder um unerschrockenen Mut, sondern darum, ehrlich zur eigenen Erfahrung und Verfassung zu sein.
- Nicht nur zum Einstieg ist es geboten, die Gruppengröße idealerweise mit zwischen 3-6 Personen klein zu halten. Ein bis zwei wirklich Erfahrene sollten schon dabei sein.
- Angst ist kein guter Begleiter, Respekt hingegen schon: So gilt es besonders Wahrnehmungsfallen zu erkennen: Wenn andere irgendwo fahren oder gefahren sind, heißt das nicht, dass es dort in der jetzigen Situation sicher ist.
- Überlegtes Handeln heißt: Entscheidungspunkte bewusst zu setzen („Go“ / „No-Go“).
- Die Kommunikation sollte auch zwischen unterschiedlich Erfahrenen in der Gruppe offen und unbeschwert sein dürfen: Zweifel zu äußern ist kein Widerspruch, sondern dient der Sicherheit der Gruppe!
- Bei Unsicherheit defensiv zu entscheiden, ist auch eine Gruppen-Strategie, die den Zusammenhalt steigert. Dies kann schon mal bei der Tour-Vorbereitung geübt werden, indem „Was tun, wenn“-Situationen durchgespielt und ausgemacht werden.
Nach der Skitour ist vor der Skitour
Nach einer ausgedehnten Skitour wohl das Schönste: Zusammensitzen, etwas essen und trinken, nachklingen lassen. Dabei geht es auch um das gerade Erlebte: Was lief gut? Gab es Überraschungen? Was würde ich / was würden wir nächstes Mal anders machen? Es ist mehr als sinnvoll, Erfahrung bewusst zu erweitern, denn Sicherheit in allen Situationen wächst mit Routine.
Die Ausrüstung auf deiner Skitour: Standard und Empfehlungen
Wer auf eine Skitour geht, muss folgendes zur eigenen Sicherheit einfach dabei haben und wissen, damit umzugehen: Ein LVS-Gerät (Lawinenverschüttetensuchgerät) mit vollen Batterien – eingeschaltet, auf Senden eingestellt und vorher auf Funktion kontrolliert. Mit dabei im Skitouren-Rucksack: Eine faltbare Lawinen-Sonde und eine Lawinen-Schaufel.
Empfehlenswert sind zusätzlich:
- Lawinen-Airbag
- Helm, Notfallapotheke mit Rettungsdecke, Mobiltelefon und vollem Ladeakku
- Karte, Kompass, GPS, Höhenmesser
- Sonnen- & Kälteschutz
- Warmer Tee, Knabbereien als Stärkung für unterwegs
- Aufstiegshilfen (Felle, Harscheisen)
- Sonnenbrille
- Stirnlampe
- Kleiner, leichter Notfall-Biwaksack
Mit der Erste-Hilfe-Ausrüstung von Tatonka kannst du auch in Notfällen flexibel reagieren.
Fazit: Unterhaltsame Skitour mit Verantwortung gestalten
Beim Skitourengehen in der wilden Bergnatur hast du viel Freiheit und zugleich Verantwortung für dich und andere. Eine umsichtige Vorbereitung, klare Kommunikation in der Gruppe und aktive Reaktionsbereitschaft machen den Unterschied. Wenn du deine Grenzen kennst und in der Natur aufmerksam bleibst, werden deine ersten Skitouren zu unvergesslichen Erlebnissen.






