Tatonka-Mitarbeiter Stefan Roos, Allround-Outdoorsportler, Mountainbiker und Gourmet, empfiehlt die reizvolle Region in Südtirol als Urlaubsziel für Genuss- und Hardcore-Biker.

Es begann damit, dass wir uns einen Hund anschafften und deshalb unser Lieblingsappartement in unserer bevorzugten Urlaubsgegend, dem Wald von Fontainebleau, nicht mehr buchen konnten. Die dortigen Vermieter hatten sich, trotz gegenteiliger Zusage, gegen das Aufnehmen von Hunden entschieden. (Dabei hatten wir uns extra einen Pudel gekauft, weil der so intelligent ist, nicht haart, geschweige denn riecht!)

Egal – sauer auf die engstirnigen Vermieter und auf die ganze Region, beschlossen wir, unsere freien Tage zu Hause zu verbringen. Beim täglichen Surfen kam mir dann die Erzählung eines befreundeten Pärchens in den Sinn, die von der wunderschönen Landschaft, den gastfreundlichen Bewohnern und den phantastischen Biketrails Südtirols, speziell des Vinschgaus, handelte.

Kurz entschlossen buchte ich nach Rücksprache mit der Familie ein Appartement in Goldrain, einem Örtchen in der Nähe von Latsch im Alto Adige.

Seither bin ich dieser Region verfallen – ich war sowohl im Sommer als auch im Winter mehrmals dort, und ich hatte nie eine schlechte Unterkunft, oder noch schlimmer, schlechtes Essen! Dabei lagen die Preise für das Doppelzimmer stets bei 60-80 Euro bzw. bei 55–70 Euro pro Person mit Halbpension.

Ein paar Wochen später kamen wir also nach einigen Stunden Fahrt den Reschenpass herunter, und mein erster Eindruck war, dass es hier sehr dicht besiedelt ist. Das lag zum einen an der Autoschlange vor uns und zum anderen an meinen sonstigen Urlaubszielen in eher ruhigen und dünn besiedelten Waldgegenden. Das Appartementhotel in Goldrain war schnell gefunden, die Vermieter waren sehr nett und sprachen fließend deutsch. Wenn man sich mit dieser Region noch nie auseinandergesetzt hat, dann erstaunt einen das erst einmal. Das Appartement war einer vierköpfigen Familie mit Hund (!) angemessen, sehr hell und mit kostenlosem WLAN. Die vier Bikes kamen in einen separaten Abstellraum an der Straße (mit eigenem Schlüssel), danach verstauten wir das restliche Gepäck.

Lese-Tipp: Du bist lieber zu Fuß als auf dem Rad unterwegs? Das Vinschgau ist auch ein Wanderer-Paradies. Mehr dazu erfährst du in unserem Beitrag „Wandern im Vinschgau – die schönsten Touren„.

Die Annaberger Böden

Am nächsten Morgen, nach einer technischen Überprüfung aller Bikes und dem Verstauen und Verteilen der Ausrüstung auf vier Rucksäcke, verabschiedeten wir uns von Siva, unserem Hund, und fuhren stetig aufwärts den Annaberger Böden entgegen.

Zitat aus dem Trailbook: „Bevor das Ganze zur Quälerei wird, ist der Trailhead erreicht, und der Spaß geht los.“ Das ist natürlich eine extrem subjektive Einschätzung: Zwar sind 560 Höhenmeter nicht die Welt, aber mit Kindern und am ersten Tag war das schon knackig. Wir sind es sehr entspannt angegangen, haben viel geschoben, die Aussicht bewundert, viel getrunken, uns an Brunnen am Wegesrand abgekühlt oder uns von den Besprenklungsanlagen der anrainenden Felder nass spritzen lassen.

Bike Backpack MTB 28 - Großer Fahrradrucksack von Tatonka

Perfekt für Bike-Touren – der Bike Backpack MTB 28

Großer aber leichter Aktivrucksack mit abnehmbarem Bauchgurt, Trinksystemvorbereitung, seitlichen Netztaschen, integrierter Regenhülle im Bodenfach, herausnehmbarem Reflex-Sheet und Helmfach.

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Als wir aber endlich besagten Trailhead bei noch passabler Stimmung erreichten, war ich doch sehr froh! Schließlich handelte es sich um unsere erste gemeinsame Biketour mit langem Anstieg, und es war mir wichtig, dass die ganze Familie weitgehend frisch und entspannt auf den Trail ins Tal geht.

Ich würde für diese Tour ein leichtes All Mountain Bike empfehlen. Unsere Freerider und die Hardtails der Kinder waren zwar ok, aber nicht optimal. Als Bikerucksack bevorzuge ich aktuell den Baix 10, Baix 15 oder den Bike Backpack MTB 14 bzw. 28 mit einem Trinkschlauch von Source, der sich auf verschiedene Kunststoffflaschen aufschrauben lässt.

Ein Erste-Hilfe-Set muss in den Rucksack; ich habe bei Touren mit der Familie das First Aid Complete dabei, außerdem natürlich Werkzeug und Ersatzschläuche. Bei vier unterschiedlichen Bikes kommt da eine ganze Menge zusammen. Ich will das an dieser Stelle nicht weiter ausführen, aber Ersatzbremsbeläge, ein Kettennietendrücker und ein Schaltzug gehören meiner Ansicht nach ins Gepäck. Leicht bekömmliche Nahrung, ein Ersatztrikot und nach Bedarf auch Protektoren füllen die Rucksäcke vollständig.

Erste Hilfe Set First Aid Complete von Tatonka

First Aid Complete von Tatonka

Perfekte Erste-Hilfe-Ausstattung für alle Outdoor-Aktivitäten. Ideal für Touren bis zu 7 Tagen und für 1-4 Personen.

Inklusive Erste-Hilfe-Outdoor-Spickzettel und Checkliste.

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Endlich standen wir am Anfang des gut ausgeschilderten und markierten Trails. Die ersten Meter fuhren wir über Waldboden, gespickt mit ein paar Steinen und Wurzeln, Richtung Annaberger Böden. Der Trail beginnt sehr einfach im Bergwald und wird auf der großen Grasfläche der Böden zum Genuss, danach geht es steinig und anspruchsvoller zur Hängebrücke. Dann herrscht wieder reiner Genuss, und wir hatten die gesamte Abfahrt großen Spaß.

Sehr zu empfehlen sind eine gute Karte der Region und/ oder ein GPS, kombiniert mit dem trails!book Vinschgau von Ralf Glaser und Martin Gruber. Das Buch ist äußerst lesenswert und bietet umfassende Informationen über das Biken, Essen und Schlafen in der Region, außerdem kulturelle Anregungen und eine Übersicht über die Bikestationen, an denen man sich einen Guide mieten kann.

Von Latsch über Tarsch nach Goldrain

Mit einem Guide fuhren wir am nächsten Tag von Latsch nach Tarsch. Kurz hinter dem Ortsschild Tarsch befindet sich, nachdem man rechts über eine Holzbrücke gefahren ist, der ehemalige Bikepark. Aus einem traurigen Grund wurde er fast komplett demontiert, aber auch die Reste sind geeignet, um ein einfaches Techniktraining zu absolvieren.

Das taten wir dann auch, und danach führte uns der Guide über einen Waldweg von Tarsch nach Goldrain zu unserem Appartement. Dieser Weg ist im Bikeführer nicht eingezeichnet, wurde aber sofort zu einem meiner Lieblingstrails, da er sowohl landschaftlich als auch technisch den gesuchten Flow hervorrufen kann. Man fährt von Tarsch über die Wege 18, 4, 5 und 5a zu den Burgen oberhalb von Morter. Wer sich die Wege auf der Karte anschaut, erkennt sofort die Linie am Hang entlang. Etwas spezieller ist die Verlängerung auf Weg 12. Die würde ich mir aber für das zweite Mal aufheben, weil die normale Abfahrt, an den zwei Burgen vorbei, mit ihren Spitzkehren einfach sensationell ist.

Man kann sich mit der Seilbahn in Latsch auf die Höhe transportieren lassen. Da die Wege sehr schmal sind (und es in jeder Sportart Menschen gibt, die nur an sich denken), transportiert sie Biker aber nur morgens und abends, um die „Reibungspunkte“ zwischen Wanderern und abfahrenden Bikern auf ein Minimum zu beschränken. Die Zeiten sind je nach Saison unterschiedlich und sollten deshalb an der Talstation in Latsch erfragt werden. Auch die Preise können variieren. An der Bahn gibt es einen kleinen Flyer mit den gängigsten Trails.

Dabei kam ich zum ersten Mal mit einer Bewertung für Trails in Berührung. Sie steht auf der Rückseite der kleinen Karte und geht von S0 bis S5. Man sollte diese Bewertungen sehr ernst nehmen: Bei S0 haben auch nicht so geübte Fahrer keine Probleme – wenn doch, dann steigen sie halt ab. Das gleiche gilt für S1, aber ab S2 kann es sein, dass man nicht mehr zum Absteigen kommt, jedenfalls nicht kontrolliert. Die Schwierigkeitsgrade S3, S4 und S5 würde ich niemandem ohne Integralhelm und Downhill-Ausrüstung empfehlen. Auch das Erkunden anderer Wege endet zumeist mit dem Tragen des Bikes. Kann aber auch Spaß machen.

Mit der Familie und dem Hund fuhren wir fast jeden Abend auf dem perfekt ausgebauten zweispurigen Radweg an der Etsch entlang von Goldrain nach Schlanders zum Eis essen. Ansonsten kann man in der Region auch klettern, es gibt ein Freibad in Latsch, eine tolle Therme in Meran, Schloss Juval, das Schnalstal, viele Museen – und ein Ausflug nach Bozen lohnt sich auch.

Die Anfahrt würde ich getrost dem Navi überlassen. Von Deutschland aus ist es ist aus beiden Richtungen zäh, in das Tal zu gelangen, und ob ich nun für den Brenner oder den Arlberg bezahle, bleibt sich gleich. Was aber sehr wichtig ist (und ich hatte es über die Jahre komplett verdrängt): Das rot – weiß gestreifte Schild mit den Reflektoren ist in Italien immer noch Pflicht, wenn man einen Fahrradträger am Heck hat.

Für alle, die es genau wissen wollen, kommt nun die Packliste:

  • Bike Yeti Lawwill 6
  • Helm
  • Bikehandschuhe
  • Ellenbogen- und Knieprotektoren
  • Rückenprotektor
  • Kleiner Fahrradrucksack (z. B. Baix 15)
  • Erste-Hilfe Set (z. B. First Aid Complete)
  • 1 Liter Wasser mit Trinkschlauch
  • GPS
  • GoPro
  • Vesper
  • Ersatzshirt
  • Leichte Windjacke

Werkzeug:

  • Reifenheber
  • Inbus 4,5,6
  • Kettennietendrücker
  • Pumpe
  • Co²-Pumpe
  • 2 Ersatzkartuschen
  • Bremsbeläge
  • Schaltzug
  • 2 Ersatzschläuche
  • Einfaches Schweizer Taschenmesser
  • Handy
  • Geld