Michi Bösiger, unser Schweizer Mitarbeiter, testete am Tälli-Klettersteig einen Rucksack von Tatonka.
Als mir vor einiger Zeit Beni Fahner, Bergführer und Inhaber vom Sportgeschäft „Pollux Sport“, bei meinem Besuch im schmucken Bergdorf Meiringen im Berner Oberland von diesem langen und wunderschön gelegenen Klettersteig erzählte und von seiner Vielfältigkeit mit einigen spektakulären Passagen schwärmte, wusste ich dass es sich lohnen wird… und das tat es!
Der berühmte erste Klettersteig der Schweiz
Im Jahre 1993, zum 100jährigen Jubiläum des Bergführervereins Haslital, wurde der Klettersteig Tälli als erster Klettersteig der Schweiz gebaut und eröffnet. Er führt mitten durch die Gadmerflue, eine Galerie von Felswänden oberhalb von Gadmen am Sustenpass. Mit 600 Metern Länge ist er einer der längsten und spektakulärsten Klettersteige überhaupt. Für die Tour muss eine Zeit von ca. 7 Stunden eingeplant werden. Der Klettersteig ist geeignet für schwindelfreie und erfahrene Alpinwanderer und Bergsteiger. Ansonsten empfiehlt es sich, die Tour mit einem Bergführer zu begehen.
Die Tour
Bei der Hinreise besuchten wir Beni in seinem Sportgeschäft. Hier hat man die Möglichkeit, die noch fehlende Ausrüstung zu kaufen oder zu mieten, und man kann sich nochmals vor Ort über die Verhältnisse informieren. Dies ist sehr wichtig, da der steile nordseitige Abstieg weitgehend schneefrei sein sollte. Außerdem darf, wie natürlich auf jedem Klettersteig, auf gar keinen Fall Gewittertendenz herrschen, da die Klettersteige stets durch Drahtseile gesichert sind.
Beim Parkplatz Lägerrein benützen wir dankbar die kleine Seilbahn für die ersten 600 Höhenmeter. Gleich oben an der Bergstation liegt die idyllische Tällihütte/Berghaus, in der wir übernachten. Seraina und Sabrina bewirten uns und die anderen Gäste mit ihrer sehr sympathischen Art. Bei ihnen besteht ebenfalls die Möglichkeit, Klettersteigsets zu mieten. Am Abend genießen wir draußen die Aussicht mit bereits aufziehenden Wolken. Ich gehe laut Wetterbericht davon aus, dass es am nächsten Tag bewölkt sein wird und dass etwas Regen fallen könnte Die Gefahr von Gewitter schließe ich aber aus.
Unser Kletterrucksack Cima di Basso 35 bietet ambitionierten Bergsteigern wie auch Klettersteiggehern großzügige 35 Liter Volumen und eine praktische Ausstattung.
Und mit gerade einmal 890 Gramm ist er ein reines Leichtgewicht.
Nach einem reichhaltigen Frühstück steigen wir frühmorgens bei dichtem Nebel die 1,5 Stunden bis zur Wand auf, der Weg ist sehr gut markiert. Bei Beginn der Sicherungs-Drahtseile rüsten wir uns mit unserer technischen Ausrüstung aus – Klettergurt, Klettersteigsystem und Helm – und sichern uns ab jetzt. Zu Beginn wechselt der südseitige Aufstieg mit Quergängen und steilen Aufstiegen.
Die Schlüsselstelle, die über einen ausgesetzten Felssporn führt, ist durch ihre Ausgesetztheit wirklich beeindruckend. Das Wetter wechselt zwischen Wolkengebilden und Aufhellungen, aber es bleibt trocken. Beim Hinunterschauen bemerken wir, dass wir offensichtlich an diesem Tag die einzigen sind, die diese Route begehen. Mit den imposanten Wolkengebilden zieht eine mystische Stimmung auf. Die ersten Leitern meistern wir problemlos, hier stärken wir uns mit Schokolade und Getränk und genießen das herrliche Panorama. Da wir wissen, dass die Route doch sehr lang ist, steigen wir bald wieder in die Wand ein und klettern knapp vor dem Gipfel über einen Kamm bis zur Gadmerflue auf.
Lese-Tipp: Grundwissen Klettersteige für Einsteiger – Tipps für eine sichere Klettersteigtour
Ein herrliches Schauspiel: Rund um uns Berggipfel, an denen der Nebel aufwärts steigt, was für ein Wolkenmeer, das einem den Atem raubt. Beim Erreichen des Gipfelkreuzes ziehen die Wolken nun vollends zu und wir schauen, dass wir rasch wieder nordseitig hinunterkommen. Der Weg führt uns ziemlich steil abwärts. Da momentan noch einige Schneefelder liegen und uns nun dichter Nebel einhüllt, sind die Spuren im Schnee nicht ganz einfach zu finden. Nachdem wir unten bei der Weggabelung angekommen sind, diesmal nordseitig, führt uns der Weg wieder per Gegenanstieg zum sogenannten Sätteli. Danach zurück zur Hütte.
Die Fotografin und ich sind der Meinung: Ein „hoch“-interessanter Klettersteig im phantastischen Grimselgebirge.
Ausrüstung
- mehrschichtige Wetterschutz und Wanderbekleidung, Sonnenschutz
- Klettergurt mit Klettersteigsystem
- gut profilierte Wanderschuhe
- Kletterhelm
- Verpflegung und mindestens 1 Liter Getränk pro Person (ideal sind dafür die Isolierflaschen aus der Tatonka Serie Hot & Cold Stuff)
- Erste-Hilfe-Set, Handy für den Notfall
- Schlanker ca. 30 Liter-Rucksack
- Teleskopstöcke für den Abstieg
Ebenfalls interessant: Paddeln und Klettern in der Ostschweiz – In die Berge und aufs Wasser
Infos
- Infos allgemein: www.grimselwelt.ch
- Infos vor Ort: www.pollux-sport.ch
- Berghaus: www.taelli.ch
- Wetter: www.meteoblue.gadmen.com
Facts
- Tälli-Klettersteig: Erster ausgerüsteter Klettersteig der Schweiz
- Region: Berner Oberland, Schweiz
- Gipfel: Gadmerflue 2540 müM
- Höhenunterschied: 1200m (Klettersteig 480m)
- Schwierigkeit: K3 (mittelschwer), aber zeitweise sehr ausgesetzt
- Zeitbedarf: insgesamt mit Abstieg: ca. 7 Stunden
- Ausgangsort: Gadmen, eingangs Sustenpass. Parkplatz Lägerrain
Text: Michi BösigerFotos: © Caroline Micaela Hauger, OLYMPUS Ambassador, www.peakart.ch