Ausdauer, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind die wichtigsten Voraussetzungen für eine Klettersteigtour. Und natürlich spielt der Sicherheitsaspekt eine extrem wichtige Rolle: Tatonka verrät dir hier das nötige Grundwissen rundum Klettersteige und worauf du bei deiner Ausrüstung unbedingt achten solltest.

Das Spektrum an Klettersteigen ist mittlerweile äußerst vielseitig. Das Anforderungsprofil reicht von gut gesicherten Höhenwegen bis hin zu überhängenden Felswänden, die nur mit genügend Klettererfahrung bewältigt werden können. Für die Planung sind also der Schwierigkeitsgrad und der Charakter eines Klettersteigs entscheidend. Beziehst du diese Faktoren sowie das Wetter mit ein, ist schon der erste Schritt für eine sichere Klettersteigtour gemacht. Hast du dann noch die richtige Ausrüstung dabei, steht dem Spaß nichts mehr im Weg.

Schwierigkeitsbewertungen von Klettersteigen

Im Gegensatz zum freien Klettern gab es bei Klettersteigen lange keine einheitlichen Schwierigkeitsskalen, um die Anforderungen zu verdeutlichen. Inzwischen hat sich bei den meisten Verlagen oder Online-Portalen aber die Hüseler- beziehungsweise die Schall-Skala durchgesetzt. Im Prinzip unterscheiden sie sich vor allem in der Bewertungsdarstellung. Schall verwendet die Buchstaben A bis F, während Hüseler die Kategorien K1 bis K6 verwendet. Im Folgenden geben wir einen kurzen Überblick:

A oder K1 bezeichnet einfache, gesicherte Steige, die größtenteils im gemäßigt steilen Gelände verlaufen und durchweg mit Leitern und Eisenklammern ausgestattet sind. Bei diesen Klettersteigen sind auch die ausgesetzten Passagen einfach zu begehen, die Tritte und Griffe sind gut zu erreichen. Klettersteige dieser Kategorie eignen sich für Jugendliche und Anfänger sehr gut.

Etwas anspruchsvoller, aber noch immer für Einsteiger geeignet, sind Klettersteige der Kategorie B oder K2. Die Routen sind mit Leitern, Eisenklammern, Trittstiften und Ketten gut abgesichert. Gute Kondition und etwas Kraft in den Armen und Händen ist aber Voraussetzung.

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Ziemlich kraftraubend können bereits Klettersteige der Kategorie C oder K3 sein. Senkrechte oder auch leicht überhängende Leitern und weiter auseinander liegende Griffe und Tritte stellen die Kletterer vor manche Herausforderung. Man bewegt sich in steilem, bis teilweise sehr steilem Felsgelände und benötigt eine gute Kondition, Ausdauer und Körperbeherrschung, um die Passagen meistern zu können.

Der Buchstabe D oder K4 markiert sehr schwierige Klettersteige, die durch ausgesetztes, senkrechtes, oft auch überhängendes Felsgelände führen. Da die Steig- und Kletterhilfen oftmals weit auseinander liegen, kann selbst das Umhängen der Sicherungskarabiner mit großer Kraftanstrengung verbunden sein. Klettererfahrung ist hier von Vorteil: Sie hilft, sich kräfteschonend zu bewegen und auch natürliche Griffe und Tritte zu benutzen.

An E– beziehungsweise K5-Klettersteige sollten sich nur Profis wagen: Sie stellen extrem hohe Ansprüche an Kraft, Ausdauer, Beweglichkeit und Konzentration. Teilweise ist ein Vorwärtskommen nur durch Reibungskletterei möglich, sprich ein Klettern ohne Griffe oder Tritte, nur durch Kontakt der Handflächen und Füße mit dem Fels.

Das Non-Plus-Ultra an Anstrengung, Ausgesetztheit und Herausforderung stellen Klettersteige der Kategorie F oder K6. Dieses Gelände ist größtenteils überhängend und ermöglicht ein Vorwärtskommen nur über sehr kleine Tritte oder Reibungskletterei. Eine gute Kondition und fundierte Klettererfahrung, perfekte Körperbeherrschung und absolute Konzentration sind hier Grundvoraussetzungen, um dieses vertikale Abenteuer meistern zu können. Zusätzlich zur obligatorischen Klettersteigausrüstung ist eine Seil-Sicherung empfehlenswert.

Klettersteige der Kategorie F oder K6 sind nur mit Seil-Sicherung empfehlenswert.
Klettersteige der Kategorie F oder K6 sind nur mit Seil-Sicherung empfehlenswert.

Die richtige Ausrüstung für Klettersteige

Die Ausrüstung ist entscheidend für eine erfolgreiche und sichere Klettersteigtour. Wer leichtsinnig ohne das geeignete Equipment in die Wand einsteigt, geht ein lebensgefährliches Risiko ein.

Herzstück der Ausrüstung ist das Klettersteigset: Moderne Klettersteigsets nach der neuen Norm EN 958:2017 bieten das höchste Sicherheitsniveau. Sie besitzen zwei Karabiner an zwei Seilästen, die untereinander (nicht überkreuz!) ins Stahlseil eingehängt werden. Auf dem Steig sollte man vor dem Umhängen der Karabiner auf einen sicheren Stand achten und darauf, dass der Aus- und Einhängepunkt gut erreichbar ist. Die Haken werden nacheinander umgehängt, so dass die Sicherung zumindest mit einem Karabinerhaken jederzeit gewährleistet ist.

Hochwertige Karabiner kann man mit nur einer Hand gut einhängen, das ist bei schwierigen Klettersteigen äußerst hilfreich. Im Fall eines Sturzes bremst der integrierte Bandfalldämpfer des Klettersteigsets den Fall ab. Dabei reißen die darin vernähten Bandschlingen absichtlich auf und dämpfen den Stoß. Bitte betrachte diese Sicherung nur als absolute Notfallsicherung, ein Sturz auf einem Klettersteig bleibt gefährlich. Das Risiko einer Verletzung ist immens größer als zum Beispiel beim Klettern in der Halle, wo du an dein Limit gehen kannst.

Grundwissen Klettersteige für Einsteiger: Ein Klettersteigset ist Pflicht.
Klettersteigsets lassen sich auch kostengünstig ausleihen. Zum Beispiel bei vielen DAV-Sektionen oder bei Outdoor-Fachhändlern.

Der Klettergurt sitzt bequem und kann einfach an- und abgelegt werden. In der Regel befestigst du dein Klettersteigset mit einem Ankerstich am Gurt.

Handschuhe gehören bei jeder Klettersteigtour ins Gepäck. Sie sollten gut gepolstert und an der Handinnenseite aus robustem Leder gefertigt sein, um die Hände vor Abschürfungen zu schützen. Unverzichtbar ist der Kletterhelm, der die Wucht eines Steinschlags reduziert und den Kopf im Falle eines Sturzes schützt.

Auf Klettersteigen ist das passende Schuhwerk unentbehrlich. Auf leichten Klettersteigen kann man auf Light Hiker zurückgreifen, die über eine stabile Sohlenkonstruktion verfügen. Halt und Schutz gewähren Schuhe mit knöchelhohem, gepolstertem Schaft.

Auf langen, schwierigen Touren, die etappenweise ohne künstliche Kletter- und Tritthilfen auskommen, bewähren sich spezielle Klettersteigschuhe mit einer so genannten „Climbing Zone“, einem nicht profilierten Sohlenstück im Vorfußbereich. Ihre Sohlen sind so griffig und rutschfest geformt, dass der Träger auch auf den kleinsten Tritten noch sicheren Halt finden kann.

10 Regeln für den Klettersteig, die du unbedingt beachten solltest

  1. Orientiere dich bei der Tourenplanung unbedingt an deinem Können und deiner Kondition. Bei Gruppen gibt der „Schwächste“ den Takt und die Strecke vor.
  2. Vor Antritt der Tour solltest du dich unbedingt über die Wetteraussichten informieren und deine Tour entsprechend planen.
  3. Ein einfaches „Aussteigen“ bei schwindender Kraft oder unsicherem Wetter ist auf vielen Klettersteigen nicht möglich: Überschätze dich deshalb nicht und informiere dich vorab, ob es auf deiner Tour Notausstiege gibt, damit du die Tour im Notfall verkürzen kannst.
  4. Sicherheit ist bei einer Klettersteigtour das A und O: Helm, Anseilgurt und Klettersteigset sind unverzichtbar. Auch während der Pausen solltest du den Helm tragen, um bei einem eventuellen leichten Steinschlag Schutz zu haben. Wanderschuhe sollten unbedingt knöchelhoch sein und dir bequemen Halt und Stabilität bieten.
  5. Auf einer Klettersteigtour solltest du nur das Nötigste mitnehmen. In deinen Rucksack gehören aber auf alle Fälle ein Erste-Hilfe-Set, Wetterschutz, Getränk und energiereiche Nahrung wie Nüsse, Trockenfrüchte und Energieriegel, auf die man auch auf dem Steig leicht zugreifen kann.
  6. Das Drahtseil am Klettersteig dient vorrangig der Sicherung, es sollte nicht unnötig auf Zug belastet werden. Benutze die natürlichen Griffe und Tritte am Fels und achte darauf, dass ein Seilabschnitt zwischen zwei Fixpunkten immer nur von einem Bergsteiger benutzt wird.
  7. Auch Drahtseile und Verankerungen können beschädigt oder locker sein. Melde solche defekte Sicherungen unbedingt in der Hütte, bei der Bergbahn oder im Tal bei Verkehrsbüro oder Polizei.
  8. Auf dem Klettersteig solltest du sorgfältig, aber stetig gehen und keine Steine lostreten.
  9. Behalte auch während der Klettersteigtour das Wetter stets im Auge. Entferne dich bei einem heranziehenden Gewitter so schnell wie möglich von Graten und Eisenteilen, die den Blitz leiten könnten.
  10. Bei einem plötzlichen Wettersturz solltest du rechtzeitig umdrehen – auch wenn der Klettersteig vermeintlich leicht ist. Eine Wetterprognose für die gesamten Alpen erhaltet ihr beim Alpenverein.

Mit diesem Grundwissen rundum Klettersteige bist du bestens vorbereitet auf deinen ersten Klettersteig. Wenn du noch mehr Informationen über Klettersteige suchst, lies doch auch unseren Blogbeitrag „Auf Eisentritten zum Himmel“.

Anmerkung: Dieser Artikel wurde ursprünglich im April 2012 veröffentlicht und im September 2017 überarbeitet.