Wir hatten drei bis vier Tage Zeit und wollten in den bayerischen Hausbergen, quasi vor der Haustür, unsere Heimat genießen. Sommer, Sonne, Berge, Almwiesen, Kuhweiden, flowige Trails und gemütliche Hütten – das hatten wir uns vorgestellt. Also: Rucksack packen, Radl auf’s Auto und nix wie los zum Tegernsee!
1. Etappe: ca. 13km und 700hm zur Lenggrieser Hütte auf 1.340m
Unsere Tour startet am Wanderparkplatz „Söllbach“ in Bad Wiessee. Nach der Anreise mit dem Auto ist diese Etappe gerade richtig, um sich nachmittags noch einzuradln. Bei angenehmen Temperaturen und weiß-blauem Himmel geht es auf einem Forstweg über den Söllberg. Doch schon nach einer Stunde hat sich das BLAU im Himmel zu einem dunklen GRAU verwandelt, und es beginnt kräftig zu regnen. Egal, wir haben ja ein Lager auf der Lenggrieser Hütte reserviert!!
Vorbei an der Aueralm geht es in einem Auf und Ab weiter zu den Neuhüttenalmen. Man könnte hier überall herrlich einkehren, aber sich jetzt aus den Regenklamotten zu schälen und dann wieder los zu müssen, gefällt uns gar nicht, und wir radeln weiter. Nach einem Wiesen-Trail – oder besser gesagt einer Rutschpartie – folgt noch der letzte Anstieg, und wir erreichen im dichten Nebel die Lenggrieser Hütte. Inzwischen hat es deutlich abgekühlt, und wir freuen uns auf eine warme Stube. An diesem Abend erwarten uns ausgiebiges deftiges Essen, amüsante Hüttengespräche und schließlich ein gemütliches kleines Lager.
2. Etappe: ca. 38km und 1.400hm zur Gufferthütte auf 1.475m
Auch heute Morgen gibt es leider keine schöne Aussicht. Der Nebel hält sich zäh, und es regnet immer noch. Etwa gegen zehn Uhr lässt der Regen etwas nach und wir starten – dank dem tollen Trockenraum der Lenggrieser Hütte mit trockener Ausrüstung. Aber leider bleibt das nicht lange so. Zuerst geht es ein kurzes Stück auf der Forststraße von gestern bergab, dann zweigt der Weg Richtung Rauhalm ab, und es folgt ein Anstieg zum Seekarsattel. Alles dampft – von oben, von unten und wir ebenfalls. Laut Beschreibung hätte man vom Sattel einen Blick bis weit hinein zum Alpenhauptkamm. Wir bräuchten allerdings eher eine Nebelschlussleuchte bei der Sichtweite.
Die Abfahrt vorbei an den Rauhalmen ist trotzdem toll. Mit Fantasie kann man sich’s in etwa vorstellen, wie schön es mit Sonne und Sicht wäre :-). Nach einem kurzen Schiebestück durch einen Wald und viele Pfützen erreichen wir das Söllbachtal. Von hier geht’s wieder auf einem Forstweg weiter zur Schwarzentennalm. Die kühlen Temperaturen weisen uns den Weg direkt und ohne Umwege zur Mittagspause in die Hütte und zu einer warmen Suppe.
Aufgewärmt geht es weiter bergab bis ins Weißachtal. Hier zweigen wir Richtung Österreich ab. Entlang der Weißach geht es bis über die Grenze nach Achenwald. Inzwischen ist es Nachmittag, und wir stehen am Abzweig Richtung Gufferthütte. Normalerweise würden wir dort zum zweiten Mal übernachten, müssten jetzt aber noch ca. 800hm bergauf. Da unsere Betriebstemperatur durch „viel kalt und häufig nass“ ziemlich unten ist, planen wir kurzerhand um und suchen uns eine Unterkunft im Tal.
Bis nach Achensee müssen wir noch, um in einem Hotel unterzukommen. Die Dame am Empfang sieht uns schon an, dass wir unbedingt eine warme Sauna brauchen. Zum Glück gießt dort heute der Saunameister persönlich auf. So gemütlich es hoch oben auf einer Hütte auch sein mag, heute würden wir mit nichts und niemanden unsere komfortable Unterkunft im Tal tauschen
3. Etappe: ca. 60km und 1.000hm über die Gufferthütte zurück nach Bad Wiessee
Heute scheint ENDLICH die Sonne!!! Wir stärken uns ausreichend, da es gleich auf die verlorene Bergetappe von gestern geht. Auf Serpentinen durch Bergwald geht es stetig, aber gut fahrbar nach oben. Je näher wir der Gufferthütte kommen, desto mehr Radler begegnen uns. Die Tour ist bei Mountainbikern sehr beliebt und ist auch ein Teil des Bike-Marathons des Tegernseer Bike-Festivals. Wir kehren kurz ein, aber wollen auch schnell wieder weiter. Jetzt liegt nämlich eine 10km lange Abfahrt bis zur Erzherzog-Johann-Klause vor uns, wie genial!!!
Im Abfahrtsrausch genießen wir die wilde Schlucht- und Kammlandschaft und saugen jeden Sonnenstrahl auf. Unten angekommen, zweigt unsere Route kurz vor der Erzherzog-Johann-Klause ab. Es geht entlang der Bairache wieder zurück nach Bayern. Je näher wir der Grenze kommen, desto schlechter wird der Weg. Direkt in Bayern angekommen, folgt ein Tragestück. Doch es lohnt sich. Der Weg wird zu einem leicht ansteigenden Singletrail, der fast bis zur Bayralm führt. Die Alm ist zwar nicht bewirtschaftet, aber Getränke bekommen wir per Selbstbedienung aus dem Brunnen vor der Alm. Bezahlt wird durch Geldeinwurf an der Hütte. Da wir keinen großen Anstieg mehr vor uns haben, genießen wir die Zeit hier oben noch ein wenig, trinken Radler und machen unsere Brotzeitdosen leer. Eigentlich könnten wir noch ein paar Tage weiter radeln :-)).
Kurz nach der Bayralm folgt die Abfahrt durch das Langenautal. Hier wartet noch ein Schmankerl auf uns, der BayFS-Trail, Bayerns erster sogenannter Forstamts-Trail, ein speziell angelegter Singletrail nur für Mountainbiker. Nach diesem letzten fahrtechnischen Highlight geht es fast nur noch flach über Kreuth zurück zum Tegernsee. Noch ein Stück am See entlang und wir erreichen unseren Parkplatz in Bad Wiessee.
Schee war’s, und wir kommen wieder, wenn die Sonne scheint!!!!
Ausrüstung
In meinem Tatonka Fahrrad-Rucksack hatte ich folgenden Inhalt mit dabei:
- Erste-Hilfe-Set
- Kultur-/Waschbeutel
- schnelltrocknendes Reisehandtuch
- 2 Trikots (lang- und kurzärmlig)
- 1 kurze Radlhose
- 1 lange Fleecehose
- Unterwäsche
- Arm- und Beinlinge
- Regenbekleidung (Hose und Jacke)
- leichte Schuhe für die Hütte
- Hüttenschlafsack
- Mütze
- Handschuhe
- Sonnenbrille
- Verpflegung (z. B. Energieriegel, Schüttelbrot, Cabanossi, Schokolade, etc.)
- Schloss
- Taschenmesser
- Tourenbeschreibung
- Kompasskarte
Tipps
Die ausführliche Tourenbeschreibung ist in dem Buch „Biken von Hütte zu Hütte“ aus dem Bruckmann Verlag zu finden.
Link zum BayFS-Trail