Klirrende Kälte, die jeden Sonnenstrahl glitzern lässt und Luft, die so frisch ist, dass sie sogar danach riecht. Kurze Tage, die gemütlich enden, und der Rhythmus, der im Winter ein sehr Langsamer ist. Pastellfarbener Himmel und Schnee. Schnee, der alle Geräusche verschluckt und die Landschaft so sehr verwandelt, dass wir sie nicht wieder erkennen. Wenn der Winter naht, dann ist die Wandersaison nicht zu Ende. Wir sollten den Wanderrucksack nicht im Schrank begraben, ganz im Gegenteil: Wenn der Winter naht, dann beginnt eine Zeit, die eine besondere Magie in sich trägt.
Gleichzeitig ist der Winter jedoch auch die Jahreszeit, die besondere Vorbereitung von allen erfordert, die draußen unterwegs sind. Einerseits zu unserer eigenen Sicherheit, andererseits aber auch zum Schutz der wilden Tiere. Schließlich bewegen wir uns im Wohnzimmer von Hasen, Füchsen, Rehen und Co. Und die brauchen in den kältesten Monaten des Jahres eine ganz besondere Rücksicht.
In diesem Blogbeitrag sammelt unsere Autorin Franziska Consolati ein paar Tipps und Erfahrungen, wie wir den Winter draußen genießen können, ohne den Wildtieren in die Quere zu kommen.
Darum sind Schutzzonen wichtig
Nationalpark, Naturschutzgebiet, Schongebiet, Ruhezone, Naturdenkmal – in Deutschland und auch in den benachbarten Ländern im Alpenraum gibt es mehr als eine Handvoll Gebietsformen, deren Natur und Bewohner einen besonderen Schutz genießen. Auch Bezeichnungen gibt es mehr als eine Handvoll, die Bestimmungen sind ebenfalls unterschiedlich. Und die wiederum variieren zusätzlich auch noch je nach Jahreszeit.
Wie man da noch durchblicken soll?
Gute Frage. Zum Glück gibt es mittlerweile ein paar Webseiten und andere Helfer, mit denen wir Touren planen können, ohne der Natur und den Tieren in diesen Gebieten in die Quere zu kommen.
In den kältesten Monaten des Jahres befinden sich die Tiere permanent im Überlebensmodus. Ein paar von ihnen halten keinen Winterschlaf, wie zum Beispiel Murmeltiere, sondern überwintern aktiv. Sie haben gelernt, mit der Kälte und dem Mangel an Nahrung umzugehen – und überstehen diese Extremsituation, indem sie so wenig Energie wie möglich verbrauchen.
Dazu reduzieren einige Arten zum Beispiel ihre Körpertemperatur – sogar ihr Herz schlägt langsamer und der Stoffwechsel wird heruntergefahren. Bei Steinböcken geht das sogar so weit, dass sie gerade noch genug Reserven haben, um sich nach einer kalten Nacht bis in die Sonne zu bewegen.
Jedes Mal, wenn eins dieser Tiere aufgeschreckt wird – zum Beispiel von einem Wanderer – muss es für die Flucht seinen kompletten Stoffwechsel in kürzester Zeit hochfahren. Dafür braucht es so viel Energie, dass der Fluchtreflex lebensbedrohlich ausfallen kann.
An uns liegt es, dass es gar nicht erst so weit kommt. Schutzzonen (egal, wie wir sie nennen wollen), sind für viele Tiere im Winter die einzige Überlebenschance. Nicht nur, weil sie in diesen Gebieten ungestört überwintern können. Sondern auch, weil es eine große Rolle spielt, ob die vermeintliche Gefahr für die Tiere vorhersehbar ist. Entlang frequentierter Winterwanderrouten zum Beispiel lernen die Tiere, sich an den Menschen als Störfaktor zu gewöhnen. Überraschende Störungen aber, zum Beispiel in einem Gebiet, das eigentlich als Schutzzone ausgewiesen und der sichere Rückzugsort der Tiere ist, löst bei den Tieren hingegen panikartige Fluchtreflexe aus.
Vor der Winterwanderung: Helfer für naturverträgliche Tourenplanung
In viele Apps zur Tourenplanung sind Schutzzonen mittlerweile eingetragen. Oft unabhängig davon, ob die Bestimmungen je nach Jahreszeit variieren. Ganz grob kannst du aber davon ausgehen, dass ein im Sommer geschütztes Gebiet im Winter erst recht geschützt ist. Auch für offizielle Wanderwege kann es in der kalten Jahreszeit ein Nutzungsverbot geben.
Wenn du dir während der Tourenplanung nicht sicher bist, empfiehlt es sich, zum Beispiel auf den Seiten des Landkreises oder der Tourismusregion die genauen Bestimmungen anzusehen.
An größeren Wanderparkplätzen gibt es außerdem oft Schilder von der jeweiligen Sektion des Alpenvereins, die auf die regionalen Bestimmungen hinweisen. Angesprochen werden sowohl Winterwanderer als auch Skibergsteiger*innen. Seit mehr als 20 Jahren schon gibt es das Projekt Skibergsteigen umweltfreundlich. In diesem Rahmen hat der Deutsche Alpenverein gemeinsam mit den Behörden rund 500 Skirouten, 250 Schneeschuhrouten und 280 Wald-Wild-Schongebiete erarbeitet. Unter dem Stichwort Natürlich auf Tour gibt es auf der Webseite des Deutschen Alpenvereins ein ganzes Sammelsurium an hilfreichen Hinweisen und aktuellen Bestimmungen.
Für Winterwanderungen in Österreich und der Schweiz sind außerdem die Webseiten www.respektiere-deine-grenzen.at und www.respektiere-deine-grenzen.ch hilfreiche Adressen.
Lese-Tipp: Sicherheit am Berg – So holst du im Notfall Hilfe in den Bergen
Auf der Winterwanderung:Der Verhaltenskodex zum Schutz der Wildtiere
- Ob auf einem ausgewiesenen Weg in einer Schutzzone oder in freiem Gelände, das keinen besonderen Schutz genießt: Es ist wichtig, dass wir auf den markierten Routen bleiben, nicht selbst neue legen und nicht „eben mal schnell das kleine Stück abkürzen“. Hier geht es darum, die Rückzugsorte der Tiere zu wahren und für keine Überraschungen zu sorgen.
- Stichwort: im Wohnzimmer der Wildtiere. Was immer wir machen, wir sollten es in Zimmerlautstärke tun. Auch dann, wenn wir sicher sind, es wären keine Tiere in der Nähe.
- Die sensibelste Tageszeit ist die Dämmerung. Wenn wir Wälder, Gipfel und Grate in den Morgen- und Abendstunden meiden, tun wir den Tieren einen besonderen Gefallen.
- Vollmondtouren ausschließlich auf dafür ausgewiesenen Forstwegen und Nachtskirouten durchführen.
- Hunde laufen am besten an der Leine mit. Selbst dann, wenn der Hund auch ohne Leine zuverlässig zurückkommt und noch nie wegen eines Jagdtriebs aufgefallen ist.
Dabei geht es nämlich weniger um das Verhalten des Hundes und vielmehr darum, dass Wildtiere grundsätzlich vor frei laufenden Hunden flüchten – auch, wenn diese sie gar nicht beachten.
Der Winter dauert länger, als wir denken
Zumindest für die Wildtiere. Das Gröbste haben die Tiere nämlich nicht dann überstanden, wenn der Schnee geschmolzen ist. Sondern erst eine Weile später, wenn die Natur sie wieder mit neuer Nahrung versorgt. Im Alpenraum dauert der kritische Winterendspurt zum Beispiel oft bis Mai oder in höheren Lagen sogar bis Juni.