Ein Beitrag von Gastautorin Laura Merhar
Endlich ist er da, der Kurzurlaub Ende Mai in Südtirol – doch statt blühenden Almwiesen im Sonnenschein erwarten uns vier Tage wolkenverhangene Gipfel und Regen. Uns bleibt nichts anderes übrig, als Regenoutfit und Rucksack-Hülle einzupacken und trotzdem auf Erkundungstour zu gehen. Jetzt können wir ganz klar sagen: Das Pustertal lohnt sich auch bei schlechtem Wetter!
Tour 1 Sand in Taufers: Rundweg zum Pojer Wasserfall und Besichtigung der Burg Taufers
Start- und Endpunkt: Wanderparkplatz unterhalb der Burg Taufers (auch über den Busbahnhof im Ortskern erreichbar)
Strecke: ca. 2 Stunden, 6,3 km, 210 Höhenmeter
Wir starten am Parkplatz unterhalb der Burg und gehen das erste Stück rundum entlang der Burgmauern nach oben. Die Wanderung lässt sich am Anfang oder Ende gut mit einer sehr empfehlenswerten Führung durch die mehr als 20 Innenräume kombinieren (am besten direkt vor Ort die Zeiten prüfen). Die Burg aus dem 13. Jahrhundert, heute im Besitz des Südtiroler Burgeninstituts, hat einen wunderschönen Innenhof mit Burgschänke sowie verwinkelte Zimmer und Gänge, die spannende Geschichten erzählen.
Von dort geht es auf der Nummer 33 zunächst Richtung Pojen auf einer Forststraße stetig nach oben. Wenn sich der Wald lichtet und ein paar Höfe in Sicht geraten, sind die Höhenmeter geschafft. Von hier führt der Weg mit der Nummer 6 zum Pojer Wasserfall. Kurzzeitig ist der Wanderweg nur anhand der Markierungen zu finden und führt durch einen der Höfe nach unten, zurück in den Wald. Dort geht es weiter durch ein verwunschenes Waldstück voller moosbedeckter Felsen, bis wir den Pojer Wasserfall erreichen. Vor allem bei Regen ein echtes Highlight, wenn Wasserfall und Fluss zum tosenden Naturschauspiel werden. Anschließend führt ein Fußweg an der Ahr entlang zurück zum Wanderparkplatz – oder wer noch zu einer der Nachmittags-Führungen möchte, noch einmal hoch zur Burg.
Tour 2 Kreuzbergpass: Durchs Hochmoor und über einen Lost Place zur Alpe Nemes Hütte
Start- und Endpunkt: Wanderparkplatz Kreuzbergpass (auch mit dem Bus erreichbar)
Strecke: ca. 2,5 Stunden, 8,5 km, 270 Höhenmeter
Vom Parkplatz folgen wir dem Forstweg 131 Richtung Alpe Nemes Hütte, an der kleinen Michaelskapelle vorbei Richtung Hochmoor. Bei der ersten größeren Weggabelung versteckt sich links im Wald eine eindrucksvolle und auch etwas gespenstische Bunkeranlage aus dem ersten Weltkrieg, die sich auf einem Trampelpfad umrunden lässt. Die Tore sind zwar aufgebrochen, aufgrund von Einsturzgefahr ist das Erkunden der Gänge aber nicht empfohlen. Wer trotzdem neugierig ist: Auf Youtube gibt es Videos von den Innenräumen, auch von der wesentlich größeren Bunkeranlage auf der gegenüberliegenden Bergseite, die in den Fels gebaut wurde und sich immer mal wieder durch die Baumwipfel erspähen lässt.
Weiter geht es an der Weggabelung, den Schildern zur Hütte folgend, bergauf. Wer hier den Blick nach rechts oben hebt, entdeckt noch einen weiteren Bunker, der zwar auf einem Hügel thront aber trotzdem aufgrund der Tarnbauweise leicht übersehen werden kann. Nach einigen Höhenmetern erreichen wir die Weggabelung am Hochmoor Nemes-Seikofel. Die Vegetation ändert sich, verlandete Tümpel, Moore und seltene Pflanzen sind hier zu finden. Auf Holzbohlen führt der Weg durch die moorigen Wiesen. Bänke mit atemberaubendem Blick auf das Bergpanorama der Sextener Dolomiten laden zum Verweilen ein.
Nach dem Moor geht es rechts bergauf über eine Wiese und über einen Bach. Bei gutem Wetter der perfekte Picknickplatz. Für uns geht es aber zum Trocknen und Aufwärmen direkt weiter auf die Alpe Nemes. Geführt wird die urige Hütte von einem passionierten Bergsteiger und seinem Team. Die Speckknödelsuppe und der Kaiserschmarrn sind besonders zu empfehlen! Wer von hier noch weitergehen möchte, kann zwischen verschiedenen Weg-Variationen wählen. Für uns geht es zurück zum Parkplatz.
Tour 3 Sexten Moos: Über die Lärchenwiesen durchs Fischleintal rauf zu den Rotwandwiesen
Start- und Endpunkt: Bushaltestelle Moos Kirche, alternativ Parkplatz oder Bushaltestelle der Rotwand Kabinenbahn
Strecke: ca. 3,5 Stunden, 12 km, 660 Höhenmeter bergauf (Talfahrt mit Rotwand-Kabinenbahn)
Von der Kirche in Moos wandern wir Richtung Fischleintal und haben Glück: Der Himmel klart auf und die Sonne lässt sich blicken. Der Weg könnte malerischer nicht sein und führt oberhalb des Fischleinbachs über wunderschöne Blumenwiesen mit kleinen Hütten durch einen lichten Lärchenwald. In der Ferne blicken wir auf die Gipfel 11, 12 und 1 der sogenannten Sextner Sonnenuhr, einem Wahrzeichen der Region.
Am großen Wanderparkplatz neben Fischleinbodenhütte und Dolomitenhof wechseln wir die Flussseite und nehmen den Forstweg 124 bergauf Richtung Rotwandwiesen. Nach kurzer Zeit geht es rechts auf einem schmalen Pfad in den Wald und in Serpentinen mit kleinen Holztreppen steil nach oben. Das Wetter hat wieder zugezogen und wir steigen im Nieselregen im Schutz der Bäume bergauf. Nachdem wir eine Brotzeitbank mit toller Aussicht passieren, geht es in ein von Stürmen verwüstetes Waldstück. Überall ausgerissene Wurzeln und Bäume, die sich kaum noch selbst halten können. Bald biegen wir links auf den Wanderweg 19A, der uns an einer Hütte vorbei zu den Rotwandwiesen führt.
Oben angekommen genießen wir den Blick auf die Sextener Rotwand und entdecken sogar noch ein paar Krokusse neben letzten kleinen Schneefeldern. Nach einer kurzen Erkundungstour auf dem Hochplateau kehren wir in die Rotwandwiesenhütte ein und stärken uns mit einer deftigen Kaspressknödelsuppe. Danach geht es mit der Rotwand-Kabinenbahn wieder runter (Talfahrt 23 €, Stand 2024) und zurück Richtung Moos.
Tour 4 Pragser Wildsee: Der Klassiker – mystisch und ohne Menschenmassen
Start- und Endpunkt: Parkplatz Pragser Wildsee (auch mit dem Bus erreichbar)
Strecke: ca. 1 Stunde, 3,7 km, 40 Höhenmeter
Der Pragser Wildsee ist natürlich längst kein Geheimtipp mehr, sondern bereits seit Jahren stark überlaufener Instagram-Hotspot. Warum wir ihn hier trotzdem empfehlen? Weil er sich aus unserer Sicht vor allem bei Regen für einen Besuch anbietet! Die wenigsten Touristen gehen bei diesem Wetter über den Fotospot am Bootsverleih hinaus und so können wir den See ganz in Ruhe umrunden. Noch dazu erscheinen die Gipfel drumherum im Nebel besonders mystisch und verleihen dem See damit eine ungewohnt raue Note.
Der Weg verläuft größtenteils auf Kieswegen und ist deshalb auch bei stärkerem Regen gut begehbar. Immer wieder bieten sich atemberaubende Blicke in alle Richtungen. Ein weiterer Vorteil für Fotobegeisterte: Bei schlechtem Wetter werden die Boote nicht verliehen, sondern liegen aufgereiht am Bootshaus auf dem Wasser und geben damit auch mitten am Tag das typische Fotomotiv.
Hi, ich bin Laura, reiselustige Hobby-Fotografin und immer auf der Suche nach beeindruckender Natur, einer tollen Aussicht oder einem zünftigen Kaiserschmarrn. Egal ob eine kurze Runde am Fluss oder ein mehrtägiger Trip in die Berge – Ausflüge und Wanderungen sind für mich die perfekte Auszeit und Energiequelle für den Alltag. Mit Begeisterung auch „für die kleinen Dinge“ bin ich unterwegs und gebe dir mit meinen Touren-Tipps hoffentlich ein bisschen davon weiter!
Nähere Informationen zur Region Südtirol findest du auf suedtirol.info.
Weitere Eindrücke von Lauras Wanderung durch das Pustertal: