Wandern bei Nacht hat einen besonderen Reiz. Auf manchen Touren ist es schlicht notwendig, früh morgens in der Dunkelheit zu starten, um das Ziel sicher und rechtzeitig zu erreichen. Viele Naturbegeisterte genießen jedoch auch einfach die besondere Stimmung auf Nachtwanderungen oder den atemberaubenden Moment, wenn mitten in der Bergkulisse die Sonne aufgeht. Wir erklären, worauf du achten solltest, um dich beim Wandern in der Dunkelheit nicht in Gefahr zu bringen.
Die Schönheit der Natur bei Nacht zu entdecken, ist sicher nicht für jeden das Richtige. Manche Touren sind jedoch so ausgedehnt, dass du sehr früh aufbrechen musst, um dein Ziel rechtzeitig zu erreichen. Denn einerseits steigt die Gewitterwahrscheinlichkeit in den Bergen am Nachmittag stark an, so dass du besser schon am frühen Nachmittag an einer sicheren Hütte ankommst. Andererseits gibt es zum Beispiel im hochalpinen Gelände manchmal Eis- und Schneefelder, die bei Sonneneinstrahlung so rutschgefährlich werden, dass sie nahezu unpassierbar sind. Doch auch wenn du eine weniger extreme Tour wählst und einfach Lust hast, eine Nachtwanderung auszuprobieren, findest du hier alle nötigen Infos.
Ein wichtiger Hinweis vorab: Wandere niemals nachts oder in der Dämmerung in einem Jagdgebiet! Jäger könnten dich bei den schlechten Lichtverhältnissen für ein Wildtier halten. Am besten du informierst dich bei der örtlichen Touristen-Information über die Jagdgebiete und die Jagdsaison.
Um in den Bergen noch sicherer unterwegs zu sein, findest du bei Tatonka Bekleidung sowie Touren- und Wanderrucksäcke, die mit einem RECCO-Reflektor ausgestattet sind.
Dieser ermöglicht Rettungskräften, dich im Falle eines Notfalls schnell zu orten.
Die richtige Route zum Wandern bei Nacht
Die Routenplanung ist bei einer Wanderung im Dunkeln besonders wichtig, denn Sicherheit steht beim Wandern in der Nacht an erster Stelle. Am besten eignen sich leichte Touren, die gut befestigten Forstwegen folgen, wie sie sich zum Beispiel im Voralpenland häufig finden. Schwierige Touren mit alpinen Gefahren solltest du bei Nacht meiden.
Um dich an die neue Erfahrung heranzutasten, kannst du eine Tour wählen, die du bereits bei Tag gegangen bist und gut kennst. Du wirst überrascht sein, wie anders die Strecke in der Dunkelheit auf dich wirkt.
Bist du in unbekanntem Gelände unterwegs, zum Beispiel bei einer Trekkingtour im Ausland, kannst du auch eine geführte Tour buchen und dich auf die Expertise eines ortskundigen Bergführers oder Wanderguides verlassen.
Was muss mit auf die Wanderung bei Nacht?
Was du unbedingt auf eine Wanderung in die Berge mitnehmen solltest – ob bei Tag oder bei Nacht – haben wir bereits in einem anderen Beitrag für dich zusammengefasst: Wanderausrüstung – Was muss mit auf die Checkliste?
Die wichtigsten Ausrüstungsgegenstände neben Wanderschuhen und passender Kleidung hier noch einmal in aller Kürze:
- Stirnlampe und Ersatzlampe sowie Akkus/Powerbank (Abseits der Zivilisation sowie im Wald kann es ungewöhnlich dunkel sein. Achte bei deiner Lampe auf eine ausreichende Leuchtkraft von mindestens 100 Lumen.) Im Notfall kannst du mit deiner Lampe auch das alpine Notsignal absetzen: Innerhalb einer Minute sechs Mal leuchten, dann eine Minute Pause.
- Wasser/Tee
- Proviant
- Erste-Hilfe-Set mit Alu Rettungsdecke
- Wanderkarte
- Handschuhe und Mütze (in der Nacht ist es kalt)
- Ersatzkleidung / Regenkleidung
- Handy (und ggfs. Powerbank, falls der Akku leer wird)
- GPS (wenn du auf deinem Handy noch keine Ortungs-App geladen hast)
- Teleskopstöcke (die kann man auch als Fixierung bei einem Bruch verwenden)
Besonders wichtig bei Nacht: Kenne deine Ausrüstung! Packe deinen Rucksack so, dass du genau weißt, in welchem Fach du was findest. So findest du dich im Notfall auch im Dunkeln zurecht und bleibst in kritischen Situationen ruhig. Fällt zum Beispiel spontan dein Licht aus, weißt du sofort, wo du deine Ersatzlampe findest.
Nachts nur in der Gruppe aufbrechen
Auf Nachtwanderungen solltest du grundsätzlich immer in der Gruppe aufbrechen, auf keinen Fall allein. Falls etwas passiert, könnt ihr euch so gegenseitig helfen und einer kann sich auf den Weg machen, um Hilfe zu holen. Dabei solltest du auch im Hinterkopf behalten, dass es in der Dunkelheit sehr viel schwieriger ist, im Notfall gefunden zu werden. Wie oben beschrieben, kannst du mit deiner Taschenlampe auf dich aufmerksam machen und das alpine Notsignal absetzen.
Wichtiger Hinweis: Planst du eine nächtliche Wanderung in alpinem Gelände, ist es ratsam im Vorfeld kurz bei der Bergwacht Bescheid zu geben. Denn Stirnlampen, Fackeln oder der Blitz deines Fotos könnten auch für ein Notsignal gehalten werden und so einen Fehleinsatz auslösen.
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Naturschutz und Wildtiere bei Nachtwanderungen
Stelle vorab sicher, dass deine geplante Route nicht in einem Naturschutzgebiet liegt. Denn du möchtest die Tiere, die hauptsächlich nachtaktiv ist, nicht unnötig stören. Außerdem solltest du Gebiete meiden, in denen es Raubtiere wie Wölfe oder Bären gibt, um unliebsamen Begegnungen aus dem Weg zu gehen.
Auch Wildschweine können für Menschen gefährlich werden. Solltest du doch einmal in ihre Nähe geraten – was du zum einen hörst und zum anderen an dem sehr speziellen Geruch der Tiere nach „Maggi“ feststellst – dann verhalte dich ruhig und weiche langsam zurück. Vermeide es zu rennen, um die Tiere nicht unnötig aufzuschrecken.
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Der beste Zeitpunkt für eine Nachtwanderung
Grundsätzlich kannst du sowohl abends zu einer Nachtwanderung starten als auch in den frühen Morgenstunden. Die zweite Option hat den Vorteil, dass die Chancen gut stehen, den Sonnenaufgang in unberührter Natur zu erleben – etwa auf dem Gipfel eines Berges.
Besonders schön ist nächtliches Wandern bei Vollmond. Haben sich die Augen erst einmal an die Dunkelheit gewöhnt, kommst du dann mitunter sogar ohne Lichtquelle aus.
Grundsätzlich kannst du jede Jahreszeit für eine Nachtwanderung wählen. Wichtig dabei sind das Wetter, die nötige Ausrüstung und ein optimaler Zustand der Wege. Gehe dabei kein Risiko ein! Denn Trittsicherheit ist in der Dunkelheit besonders wichtig. Nasse, matschige und rutschige Wege erhöhen die Sturzgefahr.
Ausreichend Zeit einplanen
In der Dunkelheit bist du langsamer unterwegs. Deshalb solltest du genug Zeit und ausreichend Puffer für deine Tour einplanen. Denn wer in Eile ist, läuft Gefahr zu stolpern oder zu stürzen. Außerdem hast du mit einer großzügigen Planung mehr Zeit für Pausen und kannst die besondere Stimmung in der nächtlichen Natur auf dich wirken zu lassen.