Denkst du an eine Begegnung mit einem Wildtier, dann sind Begegnungen mit wehrhaften heimischen Wildtieren wie Wildschweinen und Hirschen, aber auch mit Wölfen oder gar Bären in unseren Breiten zwar sehr unwahrscheinlich – und doch nicht ausgeschlossen. Wo du überhaupt auf solche Tiere treffen kannst und wie eine passende Reaktion bei einer überraschenden Begegnung aussehen kann, wollen wir dir hier näherbringen.

Wildschweine – neugierig, aber unberechenbar

Wildschweinen begegnest du in vielen Wäldern Mitteleuropas, besonders in Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien. Die geselligen Tiere streifen gerne durch von Menschen besiedelte Gebiete, angelockt durch ein großes und abwechslungsreiches Nahrungsangebot. Deswegen werden sie an Komposthaufen ebenso gesichtet wie in der Nähe von Mülltonnen.

Wildschweine sind Fluchttiere, können aber besonders zum Schutz ihrer Jungen – sowohl im Wald als auch in Siedlungsgebieten – auch offensiv reagieren.

Was also tun, wenn du einem Wildschwein begegnest?

• Halte Abstand und gehe langsam rückwärts, ohne das Tier aus den Augen zu verlieren.
• Schneide ihm nicht den Weg ab – besonders in der Nähe von Siedlungen kann der Fluchtweg für das Tier schwerer einzuschätzen sein.
• Wirkt das Schwein gereizt (z. B. durch Zähneklappern, Schwanzstellen oder Schnauben), suche einen erhöhten Ort auf, etwa einen Baumstumpf oder Hang.
• Triffst du auf Frischlinge: Sofort zurückziehen! Muttertiere verteidigen ihre Jungen energisch.

Hirsche – stattlich, zur Brunftzeit aber gereizt

Hirsche sind in Europas Wäldern weit verbreitet. Besonders viele Tiere gibt es in Schottland, den Ardennen in Belgien, den Alpen und in Skandinavien. Während der Brunftzeit im Herbst können sich Hirschmännchen jedoch von ihrer aggressiveren Seite zeigen.

Die meiste Zeit über sind sie scheue Fluchttiere. Während der Brunftzeit im Herbst kann es aber zu aggressivem Verhalten kommen – vor allem von Rivalen, die sich in der Paarung behaupten wollen.

Wie verhalten, wenn du einem Hirsch begegnest?

• Vermeide direkten Blickkontakt, der als Herausforderung gedeutet werden könnte.
• Zieh dich ruhig und langsam zurück, ohne hektische Bewegungen.
• Achte auf ausreichend Abstand, besonders in der Brunftzeit.

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Wölfe – vorsichtige Rückkehrer in Europa

Wölfe sind wieder in vielen Regionen Europas heimisch – etwa in Deutschland, Polen, Italien oder Frankreich. Sichtungen sind selten, aber nicht mehr ausgeschlossen. Der Wolf ist ein Raubtier, aber kein Jäger von Menschen. Sie ziehen inzwischen wieder häufiger etwa durch Brandenburg und Sachsen. Auch in Westpolen, Südfrankreich und den italienischen Alpen streifen Wölfe öfter umher. Sie zeigen sich auch in der Nähe von Siedlungen, die an ihre natürlichen Habitate angrenzen. Dort ist eine Wolfsbegegnung ab und zu nicht unwahrscheinlich.

Zwar sind Wölfe Raubtiere, aber seit der Rückkehr und Ausbreitung des Wolfs in Europa (genauer gesagt seit 2002) hat es keine tödlichen Angriffe gegeben, obwohl sich die Wege von Mensch und Tier immer wieder kreuzen.

Was tun, wenn du einem Wolf begegnest?

• Bleib ruhig stehen und beobachte das Tier – meist zieht es sich von allein zurück.
• Falls der Wolf näherkommt: Rede laut, klatsche oder mach dich groß, um Abstand zu schaffen.
• Niemals wegrennen – das kann Beutereize auslösen.
• Bei aggressivem Verhalten (Knurren, Zähnefletschen): Fest stehen bleiben, mit lauter Stimme reagieren, langsam zurückziehen.

Und was ist mit dem Bären?

Auch wenn Bären in Mitteleuropa kaum eine Rolle spielen, kann dir auf Reisen – etwa in Skandinavien, Osteuropa oder Nordamerika – durchaus einer begegnen. Der Gedanke daran löst bei vielen Respekt oder Angst aus. Dabei sind auch Bären meist eher scheu und an einer Begegnung mit Menschen nicht interessiert. Trotzdem lohnt es sich, das richtige Verhalten zu kennen – für den Fall der Fälle.

Was also tun, wenn du einem Bären begegnest?

Die richtige Reaktion hängt von der Art des Bären ab – sofern du diese überhaupt sicher bestimmen kannst:

Braunbär (z. B. in Osteuropa oder Nordamerika):

• Leg dich langsam auf den Bauch, schütze den Nacken mit den Händen.
• Bleib ruhig liegen und bewege dich nicht – spiel „tot“.
• Lass den Rucksack auf – er schützt deinen Rücken.
• Warte, bis der Bär ganz verschwunden ist (auch wenn es lange dauert).

Schwarzbär (v. a. in Nordamerika):

• Mach dich groß, strecke die Arme hoch, rede laut.
• Zeig Selbstbewusstsein, ohne das Tier zu bedrängen.
• Geh langsam rückwärts, ohne dem Bären den Rücken zuzudrehen.
• Niemals wegrennen – das weckt den Jagdinstinkt.

Generelle Tipps für Bärengebiete:

• Sprich laut, pfeife oder trag eine Glocke – so warnst du Tiere frühzeitig.
• Vermeide stark riechendes Essen, lagere Lebensmittel immer sicher.
• Leine deinen Hund an – freilaufende Hunde können Bären provozieren.
• Trage in aktiven Bärengebieten ein Bärenspray griffbereit (nur zur Notwehr!).

Bären richten sich oft auf, um besser zu sehen oder zu riechen – das ist noch kein Angriff. Auch ein „Scheinangriff“ kommt vor: Dabei läuft der Bär nur ein paar Schritte auf dich zu. Wichtig: Nicht weglaufen, sondern ruhig bleiben.

Wildtiersichtung, wenn ein Hund dabei ist

Begegnest du einem Wildtier in Begleitung deines Hundes, musst du sicher sein können, dass du deinen Hund auf Kommando zurückrufen kannst und, dass er auf Befehl an deiner Seite bleibt. In Waldgebieten solltest du deinen Hund angeleint lassen, damit Wildtiere nicht aufgeschreckt oder gar vom Hund gejagt werden.

Einige Wildtiere, wie zum Beispiel Wildschweine, sehen den wolfsähnlichen Hund als ihren Fressfeind. Ist ein Angriff auf deinen Hund abzusehen, leine ihn ab, damit er sich in Sicherheit bringen kann. Hunde sind sehr wendige und schnelle Läufer und können vielen Tieren gut ausweichen, wenn sie müssen.

Wann bei Wildtieren besondere Vorsicht geboten ist

Mit der Veränderung der Jahreszeiten und dem Erreichen bestimmter Lebensabschnitte verändert sich die Verhaltensweise der Tiere.

Halte großen Abstand, wenn du einem Elterntier mit seinen Jungen begegnest. Siehst du ein Jungtier, so ist das Elterntier meist nicht weit. Stelle sicher, dass du dich langsam entfernst und Jungtiere, die dir zu nahe kommen, gegebenenfalls sanft verscheuchst, um ein nahe befindliches Elterntier nicht zur Verteidigung zu provozieren. Auch wenn Jungtiere ein beliebtes Fotomotiv sind, musst du hier umso mehr sicherstellen, dass du dich in Sicherheit und weit genug entfernt befindest.

In der Paarungszeit verhalten sich viele Tiere aggressiver. Vor allem Männchen kämpfen um die Aufmerksamkeit der Weibchen und reagieren in dieser Zeit besonders heftig auf direkte Begegnungen. Wildschweine zum Beispiel paaren sich zwischen November und Januar.

Tiere können unsere Absichten nicht kennen. Begegnet dir zum Beispiel ein verletztes Tier, so kannst du am besten helfen, indem du die Position des Wildtiers, wenn möglich, meldest. Besonders größere Tiere können sich selbst mit schweren Verletzungen noch heftig zur Wehr setzen, weil sie ihr Leben vor einer möglichen Gefahr schützen wollen.

Kranke Tiere verhalten sich anders als ihre gesunden Artgenossen. Begegnet dir ein Tier, das gar keine Scheu zeigt und sich abnormal bewegt, halte am besten großen Abstand – auch wenn es sich um kleinere Wildtiere handelt. Um dich an dieser Stelle ein Stück weit zu beruhigen: Tollwut wurde in West- und Mitteleuropa praktisch ausgerottet, eine seltene Ausnahme stellen nur Fledermäuse dar.

Fazit: Beim einen Wildtier ruhig bleiben, beim anderen laut werden

Je nach Tierart können angemessene Verhaltensweisen die Situation für dich und das Wildtier entschärfen. Grundsätzlich gilt für alle Begegnungen mit Wolf, Wildschwein und Co.:

Bleibe ruhig stehen, renne nicht weg und mache dich bemerkbar, um das Tier nicht zu überraschen. Ein freier Fluchtweg sollte stets gewährleistet sein, da sich die meisten Wildtiere instinktiv zurückziehen. Direkter Blickkontakt kann als Bedrohung wahrgenommen werden, weshalb es besser ist, den Blick leicht abzuwenden und den Körper des Tiers aus den Augenwinkeln zu beobachten. Falls ein Wildtier sich nähert oder Anzeichen von Stress zeigt, kann lautes Klatschen oder Rufen dazu beitragen, es auf Abstand zu halten.