Polen ist zwar eines der Nachbarländer von Deutschland, aber aus dieser Tatsache solltest du nicht schließen, dass es keine kulturellen Unterschiede zwischen den Bewohnern gibt. Wir haben dir in diesem Beitrag unserer Kulturknigge-Serie zusammengetragen, worauf du bei einer Reise nach Polen achten solltest.

Polen begeistert Reisende durch seine bezaubernde Landschaft und gleich mehrere lebendige Metropolen, die vor Kultur und Vergnügen nur so strotzen. Das liegt nicht zuletzt auch an den Polen selbst: Sie sind herzlich, offen und sehr gastfreundlich. Trotzdem gibt es ein paar Dinge über die Kultur Polens, die du im Vorfeld besser einmal gehört hast, um nicht unfreiwillig aufzufallen. Wir sagen dir, worauf du achten solltest.

Ein Land der alten Schule

Als zentraleuropäisches Land sind die Gewohnheiten und Sitten Polens den unseren in vielerlei Hinsicht nicht unähnlich. Dennoch wirken manche Dinge auf den ersten Blick ein bisschen wie aus der Zeit gefallen: Der Handkuss ist zwar lange nicht mehr so üblich wie vor ein paar Jahrzehnten noch, aber noch deutlich häufiger als etwa in Deutschland. Auch junge Männer besinnen sich auf diesen Ausdruck der Achtung vor dem weiblichen Geschlecht. Auch Türen aufhalten, den Mantel abnehmen und andere Rituale der alten Schule sind in Polen deutlich präsenter als in Deutschland. Sollte sich die Feministin in dir gegen solche Gesten sträuben, akzeptiere es am besten als eine kulturelle Erfahrung, die deine Polenreise für dich bereithält.

Abgesehen von dieser Besonderheit gelten die uns geläufigen Formalitäten: Handschlag ist der Standard (auch für Frauen) und Küsschen gibt es für Freunde, Familienmitglieder und andere Vertraute. Fremde sprichst du mit Pani (Frau) und Pan (Herr) vor dem Vor- bzw. Nachnamen an – auf keinen Fall mit dem nackten Nachnamen oder, noch schlimmer, der Berufsbezeichnung (Kellner, Fahrer etc.). Sobald ihr zum Du übergeht, ist dies natürlich nicht mehr notwendig – jedoch solltest du dann in einer ruhigen Minute nachschlagen, wann deine neue Bekanntschaft ihren Namenstag feiert. Dieser ist im katholischen Polen fast wichtiger als der Geburtstag.

Lese-Tipp: In unserer Kulturknigge-Serie findest du weitere interessante Artikel zu Verhaltensregeln in fremden Ländern.

Religiosität in Polen

Womit wir bei einem wichtigen Thema wären: Polen ist ein sehr religiöses Land. Über 90 Prozent der Bevölkerung ist gläubig und etwa 50 Prozent praktizieren ihren Glauben. Das ist deutlich mehr als in Deutschland: Hierzulande sind ca. 60 Prozent in christlichen Kirchen, ca. 39 Prozent sind konfessionslos. Dementsprechend ist es in Polen eine schlechte Idee, sich witzelnd über die Kirche zu äußern oder gar eine Diskussion über Religion zu entfachen – außer, du hast Lust auf einen handfesten Streit.

Religion spielt in Polen eine wichtige Rolle.
Religion spielt in Polen eine wichtige Rolle. Foto: Candid_Shots

Ein anderes Reizthema ist die aktuelle politische Lage in Polen sowie der zweite Weltkrieg. Polen hat als Nation einiges mitgemacht in den letzten Jahrhunderten und entsprechend leidenschaftlich werden solche Diskussionen auch geführt. Wer hier nicht durch einen großen Wissensschatz sattelfest ist, hört lieber einfach zu und lernt etwas Neues oder stellt interessierte Fragen.

Gast im Haus, Gott im Haus

Die Polen brüsten sich damit, eines der gastfreundlichsten Länder der Welt zu sein – und damit liegen sie wahrscheinlich gar nicht so daneben. Ein beliebtes polnisches Sprichwort lautet „Gast im Haus, Gott im Haus“. Dementsprechend darfst du dich in Polen auf reich gedeckte Tische und auf eine generell sehr herzliche, zuvorkommende Gastfreundschaft freuen. Zeige dich hierfür am besten so erkenntlich, dass du deine Gastgeber häufig und ausschweifend lobst und durch kleine Gastgeschenke: Blumen, Schokolade oder ein Mitbringsel von daheim werden dir die Herzen der Beschenkten öffnen.

Wir wünschen dir viel Spaß auf deiner Reise nach Polen!