Mexiko ist riesig und hat mehr zu bieten, als in einer einzigen Reise zu erleben wäre. Zum klassischen Backpacker-Einstieg in der Provinz Yucatán mit ihren Maya-Ruinen, Cenoten und endlosen Traumstränden findest du im Internet mehr als genügend sehr informativer Blogartikel, weshalb wir uns in diesem Backpacking-Guide auf ein ebenfalls nicht unbekanntes, aber etwas weniger überlaufenes Ziel konzentrieren wollen: Chiapas.

Die Provinz Chiapas liegt im Südosten Mexikos und grenzt an Guatemala. Sie ist Heimat einer großen Minderheit verschiedener indigener Völker – nicht für alle Menschen hier ist Spanisch die erste Sprache. Neben der kulturellen Vielfalt bietet Chiapas außerdem so ziemlich alles an Natur, was du dir vorstellen kannst: Tiefer Dschungel, spektakuläre Wasserfälle, Vulkane, Hochebenen, pazifische Traumstrände – you name it. Mit der bezaubernden Kolonialstadt San Cristóbal de las Casas kannst du dich außerdem auf urbane Erkundungstouren freuen.

Fortbewegung in Chiapas

Wer Chiapas in einer ganzen Pracht erleben möchte, wird viel quer durch die Provinz fahren. Dabei musst du dich nicht zwingend auf einen Mietwagen verlassen. Das mexikanische Busnetz ist sehr gut, und wo die Linienbusse nicht hinfahren, kommst du garantiert mit einem der kleineren Sammelbusse (colectivos) oder per Taxi weiter. Mit einem Mietwagen hast du natürlich mehr Flexibilität, jedoch sind die Busfahrten in Chiapas ein Teil des Erlebnisses – nicht zuletzt wegen der Menschen, die du beobachten und kennenlernen kannst. Günstiger ist es ebenfalls.

Nach Chiapas kommen ist von Europa aus nicht ganz so bequem wie nach Yucatán. Wir schlagen vor, zunächst nach Mexico City zu fliegen, dort unbedingt ein paar Tage zu verbringen und von dort entweder einen weiteren, günstigen Inlandsflug nach Tuxtla Gutierrez (ca. 2 Stunden) zu nehmen oder eine sehr lange Busreise (ca. 16 Stunden) anzutreten. So wird aus einem 20-Stunden-Flug mit mehreren Stopovers eine deutlich angenehmere Angelegenheit.

Lese-Tipp: Roadtrip über die Halbinsel Yucatan – Unser Abenteuer zwischen Karibikstrand und Mayakultur

Unsere Route startet in Tuxtla und führt dich drei bis vier Wochen lang durch Chiapas zurück zum Ausgangspunkt. Die Route lässt sich aber mit einem Blick auf die Karte und etwas Recherche auch abkürzen, solltest du noch andere Regionen Mexikos erkunden wollen. Falls du von Mexiko aus weiter nach Guatemala reisen möchtest, ist diese Chiapas-Reise perfekt für dich, da die Region an Guatemala grenzt und es mehrere Busverbindungen über die Grenze gibt.

Wir planen mit ca. 26 Tagen für unsere Route. An fast allen Stopps mit mehreren Tagen gibt es Einsparpotenzial, solltest du nur drei Wochen Zeit haben. Bei nur zwei Wochen Zeit kannst du ab Comitán auch den Rückweg ins nur 110 km entfernte San Cristóbal antreten und dir die Küstenregion für das nächste Mal aufheben.

Tag 1: Ankommen in Tuxtla
Tag 2: Sumidero-Canyon und Chiapa de Corzo
Tag 3-6: San Cristóbal und Umgebung
Tag 7: Reise nach Palenque
Tag 8-10: Maya-Ruinen in und um Palenque
Tag 11: Reise nach Comitán
Tag 12-15: Comitán, El Chiflón-Wasserfälle und Lagos de Montebello
Tag 16: Reise nach Tapachula
Tag 17-18: Ruta del Café
Tag 19-22: Pazifische Strände
Tag 23-25: El Arco del Tiempo
Tag 26: Rückreise nach Tuxtla

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Zu den Yukons

Tuxtla, Sumidero-Canyon und Chiapa de Corzo

Tuxtla selbst zeichnet sich vor allem durch eines aus: den Flughafen. Natürlich hat auch diese Stadt ein paar kleine Sehenswürdigkeiten zu bieten, ist jedoch im Vergleich zu dem, was dich erwartet, eher zu vernachlässigen. Tuxtla ist ein sehr guter Einstiegspunkt nach Chiapas, wenn du direkt aus Europa nach Mexiko kommst und nicht zuvor auf der Yucatán-Halbinsel warst. Sollte dies der Fall sein, kannst du deine Reise auch von San Cristóbal de las casas starten.

Von Tuxtla ist es möglich, eine Tagestour zum nur einige Kilometer entfernten Sumidero Canyon zu buchen, die dich im Anschluss direkt nach San Cristóbal fährt (ca. 60 km von Tuxtla). So kannst du eines der schönsten Highlights der Region direkt mit einem wichtigen Reiseabschnitt verbinden. Dein Hostel kann dir sicher bei der Buchung helfen, eine schnelle Internetrecherche wird dir ebenfalls mehrere Touranbieter anzeigen.

Achte darauf, dass auch ein Besuch des ebenfalls nahen pueblo mágico Chiapa de Corzo mit dabei ist. Das Städtchen ist quasi das Tor zum Sumidero Canyon und wirklich sehr hübsch. Alternativ lässt sich dieser Tagestrip auch mit colectivos und lokalen Touranbietern ab Chiapa de Corzo auf eigene Faust organisieren.

Sobald du diesen ersten Abschnitt deiner Reise hinter dich gebracht hast, ist es Zeit für ein Mexiko-Highlight: San Cristóbal de las casa ist ein absoluter Backpacker-Hotspot – und das aus gutem Grund.

San Cristóbal de las casas

San Cristóbal de las casas (kurz: San Cris) liegt auf 2.120 m. ü. NN. und hat daher ein angenehmes, teilweise sogar kühles Klima. Von den über 200.000 Einwohner sind viele indigener Abstammung, was der Stadt einen spannenden Mix aus (post-)kolonialer und zentralamerikanischer Kultur verleiht. Zwischen katholischen Kirchen und kunterbunt bemalten, alten Kolonialhäusern und den lebhaften Märkten und Geschäften gibt es viel zu entdecken. Das Essen, das dir hier an gefühlt jeder Straßenecke das Wasser im Mund zusammenlaufen lässt, ist eine exzellente Einführung in die Küche Chiapas’.

In San Cristóbal kannst du deine Basis für die nächsten Tage aufschlagen. Abgesehen von der Stadt selbst, sind ein paar der Highlights Chiapas’ von hier aus bequem durch Tages- oder Mehrtagestouren zu erreichen.

San Juan Chamula

San Juan Chamula zählt zu den pueblos mágicos von Chiapas und liegt nur zehn Kilometer entfernt von San Cris. Die Einwohner von San Juan Chamula sind zu 99% indigenen Ursprungs. Hier soll Schamanismus noch gelehrt und praktiziert werden, parallel zu einer sehr einzigartigen Ausprägung des Christentums.

Die Einwohner von San Juan Chamula verweben ihren traditionellen Maya-Glauben mit den deutlich modernen Praktiken des Katholizismus. Dies resultiert in einer einzigartigen Mischung, die selbst für nicht-religiöse Reisende faszinierend zu beobachten ist: In der örtlichen Kirche werden lebendige Hühner geopfert und Körper und Seele werden durch – kein Witz – das Trinken von Coca-Cola gereinigt, gemischt mit dem lokalen Schnaps Pox. Wasser ist hier teurer als Cola und Chiapas hat den weltweit höchsten Cola-Konsum pro Einwohner. Mehr als 2 Liter Cola pro Tag trinken sie durchschnittlich – die gesundheitlichen Folgen sind entsprechend dramatisch.

Lese-Empfehlung: Verhaltensregeln Mexiko – So verhältst du dich korrekt auf deiner Mexiko-Reise

Ein weiterer, wichtiger Aspekt dieses einzigartigen Glaubenssystem ist, dass du mit Fotos der Bevölkerung extrem zurückhaltend sein solltest, insbesondere ohne vorherige Erlaubnis. Asien-Reisende kennen dies wahrscheinlich bereits: Die Menschen glauben, dass ein Foto ein Stück der Seele stiehlt. Verzichte idealerweise darauf, Bilder der Bewohner zu machen, da sie im Zweifelsfall zu höflich sind, um nein zu sagen, du sie aber trotzdem schädigst. Innerhalb der Kirche ist Fotografieren streng verboten und wird mit einer hohen Geldstrafe (ca. 200 Euro) belegt.

Zincantán

Wenn du noch Zeit hast, erweitere diesen Tagesausflug unbedingt um das benachbarte Zincantán. Dort gibt es mehrere weiblich geführte Weber-Kooperativen und die Möglichkeit, eine völlig andere indigene Kultur genauer kennenzulernen. Die hiesige katholische Kirche unterscheidet sich stark von der in Chamula: Hier ist der Altar übersät mit Blumen, was perfekt zur durch florale Muster dominierten Kleidung der Einwohnerinnen passt und auf deren indigene Glaubensrichtung zurückzuführen ist.

Für manche Backpacker kann sich ein Besuch hier ein wenig zu touristisch anfühlen, da du relativ schnell von “Guides” angesprochen wirst, die dir die Kooperativen näher zeigen wollen. In diesem Fall lohnt es sich jedoch: Sie erklären eine Menge interessanter Details über die Geschichte des Ortes, der indigenen Kultur, der Webtechnik und du wirst manchmal zu einem Mittagessen mit einer ansässigen Familie eingeladen, bei dem du die lokale Küche und den bereits erwähnten Pox-Schnaps probieren kannst.

Palenque, Bonampak und Yaxchilan

Der nächste Abschnitt deiner Reise durch Chiapas widmet sich einer der spannendsten Seiten indigener Kultur: den alten Maya-Ruinen in Palenque, Bonampak und Yaxchilan. Um diese zu erleben, verlagerst du deine Basis nun für ein paar Tage nach Palenque, das du von San Cristóbal mit dem Bus erreichst.

Auf dem Weg von San Cristóbal nach Palenque gibt es die Agua Azul-Wasserfälle, die einen netten und sehr fotogenen Zwischenstopp auf der kurvigen Reise versprechen. Diese kannst du von Palenque aus auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln besuchen.

Die Maya-Ruinen von Palenque lassen sich entspannt in Eigenregie besichtigen. Vor Ort kannst du dir die Geschichte und Eigenschaften dieser beeindruckenden Bauwerke auch von einem lokalen Guide erklären lassen, um mehr über die Geschichte der Maya zu lernen.

Eine Tour zu den Ruinen von Yaxchilan und Bonampak kannst du entweder über das Internet oder in deinem Hostel buchen. Auf dieser tauchst du tief in den mexikanisch-guatemaltekischen Dschungel ein und erlebst zwei einzigartige antike Stätten. Die Yaxchilan-Ruinen erreichst du über eine einstündige Flussfahrt mitten durch den dichten Regenwald – wenn da kein Expeditionsfeeling aufkommt! Die Bonampak-Tempel sind ein wahres Ruinen-Labyrinth und für ihre sehr gut erhaltenen, farbenfrohen Wandmalereien berühmt.

Reise-Tipp:

An dieser Stelle sei erwähnt, dass sich für diesen Abschnitt auch ein Mietwagen lohnen könnte, insbesondere, wenn du nicht alleine reist. Die Ruinen von Yaxchilan und Bonampak liegen etwas ab vom Schuss und werden mit eigenem Transport und einer Übernachtung in Lacanjá zum unvergesslichen Zwei-Tages-Trip in den Dschungel. Wenn du von San Cristóbal aus mit dem Auto fährst, kannst du diese Reiseroute so anpassen, dass du von Lacanjá direkt weiter zu den Lagos de Montebello fährst und von dort aus über die El Chiflón-Wasserfälle zurück nach San Cristóbal.

Comitán, El Chiflón-Wasserfälle und Lagos de Montebello

Nach dieser Dosis Maya-Geschichte geht es zurück nach San Cristóbal, aber nur, um gleich (oder am nächsten Tag) weiter nach Comitán zu reisen. Comitán ist ein weiteres pueblo mágico und einen Tag deiner Zeit wert, um die hiesige indigene Kultur zu erkunden.

Hier kannst du übernachten und die El Chiflón-Wasserfälle in Angriff nehmen. In diesem riesigen Naturreservat warten fünf atemberaubende Wasserfälle, türkisblaue natürliche Pools, Wanderrouten, Camping-Möglichkeiten oder Aktivitäten wie Ziplining auf dich. Hier kannst du locker einen oder zwei Tage verbringen.

Fluss mit Wasserfällen in Chiflon. Foto: Crisoforo Gaspar Hernandez
Foto: Crisoforo Gaspar Hernandez

Die Lagos de Montebellos sind eine Ansammlung von 59 wunderschönen Seen an der guatemaltekischen Grenze, von denen 10 der Öffentlichkeit zugänglich sind. Du erreichst sie bequem von Comitán via Taxi oder Tour in unter einer Stunde. Alternativ kannst du auch dort in einer der Lodges übernachten und zwei Tage hier verbringen.
Jeder der Seen bietet etwas ganz Eigenes: Auf dem Lago Pojoj kannst du mit einem Holzfloß eine bildhübsche Insel in der Mitte des Sees erreichen, auf der Orchideen blühen. Der Lago Tziscao ist perfekt zum Schwimmen und Campen. Die Lagunas de colores präsentieren sich in entzückenden unterschiedlichen Abstufungen der Farbe Blau und der Lago Internacional ermöglicht es dir, quasi mit einem Fuß in Guatemala, mit dem anderen in Mexiko zu stehen. Der Lago Montebello beeindruckt durch seine Größe und die Cinco Lagos sind alle durch kleine Durchbrüche miteinander verbunden.

Solltest du die ebenfalls spannenden Höhlen sowie Flora und Fauna der Gegend erwandern wollen, ist ein Guide keine schlechte Idee, um das meiste aus deiner Tour herauszuholen.

Tapachula und die Ruta del Café

Von Comitán aus nimmst du einen Bus nach Tapachula. Für diese Fahrt sei ein Wort der Warnung ausgesprochen: Du überquerst auf diesem Abschnitt den Gebirgskamm der Sierra Madre. Wenn dir auf kurvigen Straßen schlecht wird, fahre diese Route definitiv nicht nachts und treffe entsprechende Vorkehrungen, damit du sie gut überstehst.

Tapachula liegt bereits in der Küstenregion Soconusco, aber noch am Fuße der Sierra Madre. Neben der kulturellen und natürlichen Vielfalt kannst du vom Parque Hidalgo im Zentrum der Stadt den nahegelegenen, beeindruckenden Tacaná-Vulkan sehen, der sich direkt auf der Grenze zu Guatemala über beide Länder erhebt.

Tapachula ist außerdem das Tor zur Ruta del Café, ein aufgrund ihrer etwas abseitigen Lage völlig unterschätztes Highlight Chiapas’. Mitten in der hochgelegenen Dschungelvegetation gibt es mehrere Kaffeeplantagen zu entdecken. In und um diese Fincas kannst du wandern, Flora und Fauna kennenlernen, mountainbiken, reiten und die Prozesse der Kaffeeproduktion und Blumenzucht kennen lernen. Die Plantagen liegen zwischen 600 und 1250 Metern ü. NN., das Klima ist daher angenehm kühl.

Auch hier gibt es einen sehenswerten Wasserfall: den schwindelerregend hohen San Francisco-Wasserfall in der Ortschaft El Eden, wo du du die einheimische Flora und Fauna bewundern sowie trekken und mountainbiken kannst. In der Regenzeit wird auch Rafting angeboten.

Pazifische Strände in Boca del Cielo und Puerto Arista

Nun kommst du in den Genuss der traumhaften Sandstrände, für die Mexiko so berühmt ist – nach so viel Kultur, Dschungelexpeditionen und langen Strecken im Bus hast du dir ein paar Tage Beach Life redlich verdient. Das geht in Chiapas besonders gut in seinen beiden bekanntesten Strandorten: Boca del Cielo oder Puerto Arista. Wo du dich niederlässt, ist völlig dir überlassen. Beide bieten endlose Sandstrände, Surfen, Kayaken und Entspannung.

Hier kannst du je nach deinem Strandhunger entscheiden, ob du direkt zurück nach Tuxtla fahren möchtest oder ob du Lust auf ein letztes Mal Dschungel hast. Wir empfehlen dir klar Zweiteres.

El Arco del Tiempo

Etwa vier Stunden nördlich von Puerto Arista liegt Cintalapa, das Tor zu einem echten Outdoorabenteuer. Der Arco del Tiempo ist ein mitten im Dschungel versteckter Felsbogen, der sich wie ein gotisches Portal 158 Meter hoch über den Köpfen seiner Besucher öffnet. Damit ist er einer der höchsten geologischen Formationen seiner Art weltweit. Dorthin zu kommen, ist jedoch eine Zweitagestour.

Du wanderst durch den dichten Dschungel und seilst dich an steilen Canyonwänden ab, um zu deinem Übernachtungslager direkt am Arco zu gelangen — mitten in der Natur. Hier bleibt nichts weiter zu tun als im Wasser zu schwimmen und Mexikos Wildnis aufzusaugen. Alternativ erreichst du den Arco mit einer Kayaktour den Fluss hinauf.

Die Wander-Tour ist nichts für Anfänger oder Unsportliche: Die Wanderung ist schweißtreibend und Abseilen ein echter Nervenkitzel. Informiere dich vorher über die Tour, indem du andere Reisende und die Guides vor Ort fragst, solltest du dir nicht sicher sein.

Abreise

Von Cintalapa bringt dich eine letzte Busfahrt zurück nach Tuxtla, von wo aus du entweder weiter- oder nach Hause reisen kannst. Alternativ zum Flug ab Tuxtla gibt es von Cintalapa auch eine Busverbindung nach Mexiko-Stadt oder nach Oaxaca.