Fast jeder kennt und schätzt die robusten Wanderführer aus dem Bergverlag Rother. Doch gibt es bestimmt Qualitätskriterien, die eine Strecke mitbringen muss, um ein echter „Rother“ zu werden? Wir haben mit der Marketingleiterin Bettina Löneke gesprochen, die selbst begeisterte Bergwanderin ist.

Tatonka-Redaktion: Liebe Bettina, ihr habt über 600 Titel für Wanderer, Bergsteiger, Mountainbiker, Kletterer und Skitourengeher im Programm.

Wie findet ihr neue Themen und Ziele? Wie kommt ihr an die Autoren?

Bettina Löneke: Der Bergverlag Rother hat mit seinem breit aufgestellten Programm bereits eine beachtliche Gebietsabdeckung. Natürlich sind wir trotzdem beständig auf der Suche nach neuen Zielen und interessanten Themen. Wir hören uns viel auf dem Markt um, welche Ferienziele/Regionen/Themen gerade gefragt sind. Dabei hilft uns auch der rege Austausch mit unseren Autoren, von denen viele als Outdoor-Journalisten tätig sind und die sich sehr gut in bestimmten Gebieten auskennen. Auf diese Art und Weise finden wir nicht nur neue Themen, sondern oftmals auch neue Autoren, die sich dann ihrerseits in bestimmten Gebieten bestens auskennen. Langjährige wie auch neue Autoren kommen öfters mal auch auf uns zu mit neuen Themen- und Gebietsvorschlägen.

Autoren als Kenner der Region

Viele unserer Autoren sind übrigens schon seit etlichen Jahren für den Bergverlag Rother tätig. Sie kennen sich meistens in einem speziellen Gebiet ganz besonders gut aus und sind oft Verfasser von gleich mehreren Büchern im Rother Programm, wie z.B. unser Autor Herbert Mayr, der die Region Bodensee/Allgäu/Vorarlberg wie seine Westentasche kennt und allein 18 Bücher bei uns veröffentlicht hat oder Sepp Brandl, Spezialist für die Regionen Chiemgau/ Dachstein/Kaisergebirge, der 13 Titel bei uns im Programm hat.

Interview Bergverlag Rother - Cover des Wanderführers Wilder Kaiser von Sepp Brandl
© Bergverlag Rother

Wie werden die Touren ausgewählt? Welche Qualitätskriterien gibt es?

Bettina Löneke: Die Tourenauswahl in einem Wanderführer obliegt dem Autor, der als Gebietskenner unser volles Vertrauen hat. Von uns im Verlag werden die Autoren natürlich sachkundig begleitet, allein schon, um Überschneidungen mit angrenzenden Wanderführergebieten zu vermeiden.

Tourenvielfalt in einer Region

Wichtige Kriterien für ein neues Tourengebiet sind natürlich die Attraktivität und die Vielfalt des Tourenangebots. Rund 50 Touren in einer Region müssen für einen Wanderführer zusammenkommen, und zwar für die Schwierigkeitsgrade leicht, mittel und schwierig (diese Definition ist natürlich gebietsabhängig: in den Alpen ist das Gelände per se anspruchsvoller als z.B. im Münsterland). Denn mit unseren Wanderführern soll jeder – vom gemütlichen Spaziergänger bis zum passionierten Wanderer – für sich passende Touren auswählen können.

Jede Tour wird vom Autor abgegangen

Jede einzelne Tour in einem Wanderführer wird vom Autor selbst abgegangen. Das garantiert höchste inhaltliche Qualität. Auch für Nachauflagen werden die Inhalte immer von unseren Autoren aktualisiert.

Die Autoren machen in der Regel auch sämtliche Bilder für ihre Wanderführer selbst, was oftmals ganz wesentlich für die Tourenbeschreibung ist: Auf den Fotos sind häufig markante Wegpunkte zu sehen, die für den weiteren Tourenverlauf wichtig sind.

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Wie werden die Tourenvorschläge umgesetzt?

Bettina Löneke: Wir verwenden für unsere Wanderführer und –bücher ein klares Reihenschema, das für jedermann leicht verständlich ist. Es ermöglicht, den Wanderer in beständiger Qualität mit allen notwendigen Informationen zu versorgen. So sind sowohl die Bücher in ihrem Aufbau als auch die einzelnen Tourenvorschläge klar gegliedert und strukturiert. Die exakte Tourenbeschreibung wird durch Kartenausschnitte mit eingezeichnetem Routenverlauf und aussagekräftige Höhenprofile ergänzt. Für immer mehr Wanderführer stehen außerdem GPS-Daten zur Verfügung.

Interview Bergverlag Rother - Cover des Klettersteigführers Bayern - Vorarlberg - Tirol - Salzburg.
©Bergverlag Rother

Werden die Touren von eurem Team verifiziert und „nachgegangen“? Wer überprüft die Angaben?

Bettina Löneke: Selbst alles prüfen und nachgehen – das wäre schön! Doch bei rund 50 Touren pro Buch und den vielen Neuerscheinungen und aktualisiertenNachauflagen pro Jahr ist das (leider!) nicht möglich …

Wie schon erwähnt, sind unsere Autoren aber hervorragende Kenner „ihres“ Gebietes. Sie wissen, worauf es bei der Tourenauswahl ankommt, wie sie Gehzeiten einschätzen müssen und natürlich, wie sie gute Routenbeschreibungen formulieren.

Erfahrene Lektoren

Im Verlag erfolgt die Überprüfung dann sozusagen durch ein „Nachwandern im Kopf“, am Schreibtisch. Unsere Lektoren sind selbst alle erfahrene Bergsteiger, Wanderer, Skitourengeher und/oder Biker und mit viel Herzblut dabei – sie prüfen jede Tourenbeschreibung auf inhaltliche Richtigkeit, auf die Übereinstimmung von Beschreibung, Karte und Höhenprofil und achten darauf, dass die Texte verständlich und nachvollziehbar verfasst sind und Angaben wie Telefonnummern oder Öffnungszeiten von Hütten richtig sind. Und nicht zu selten sind die Gebiete und so manche Tour dem Lektor tatsächlich aus eigener Begehung bekannt.

Wie setzt sich euer Programm zusammen?

Bettina Löneke: Unser wichtigstes Thema ist natürlich das Wandern in all seinen Facetten. Unser Standbein ist dabei die rote Reihe der „Rother Wanderführer“. Diese Reihe allein umfasst schon rund 300 Ziele weltweit – von A wie Australien bis Z wie Zugspitze. Die Zielgruppe sind dabei alle Outdoor-Aktiven: Wanderer und Bergsteiger, Aktivurlauber und Familien, Weitwanderer und Klettersteiggeher werden bei uns fündig.

Programm für Schneefans

Auch für Schnee-Fans haben wir zahlreiche Titel im Programm: seit vielen Jahren gibt es schon die Reihe der »Rother Skitourenführer«. In diesen Büchern präsentieren wir Skitouren aller Schwierigkeitsgrade, von leichten Anfängertouren bis zu hochalpinen und mehrtägigen Unternehmungen für Könner. Natürlich bieten diese Bände auch viele Tipps zur Tourenwahl, -planung und -durchführung und zum Verhalten bei Notfällen.

Noch relativ frisch im Programm haben wir die Themen Langlauf und Schneeschuhwandern, zwei winterliche Sportvergnügen, die sich immer größerer Beliebtheit erfreuen. Etwas länger schon gibt es Bücher zum Winterwandern und Rodeln.

Neu: die Rother Touren-App

Übrigens gibt es unsere Touren jetzt auch in der Rother Touren App – mit GPS-Navigation und Karte für iPhone und Android. Nach und nach werden wir unser Programm auch in digitaler Form anbieten, für alle, die die Vorteile der modernen Medien mit der Aktivität in der Natur verbinden wollen. Ob als gedrucktes Buch oder digital über das Smartphone – jeder soll unsere Inhalte so nutzen können, wie sie ihm am praktischsten und bequemsten erscheinen.

Darüber hinaus haben wir noch großformatige Bildbände im Programm – unser jüngster Programmzuwachs sind die Rother Bergkrimis, in denen natürlich die Berge und die Bergfexe eine wichtige Rolle spielen

Im Rother-Sortiment befinden sich auch einige Lehrschriften. Bitte erzähle uns ein wenig darüber.

Bettina Löneke: In den Lehrschriften, die in der Reihe Wissen & Praxis erscheinen, vermitteln kompetente Fachleute Grundkenntnisse und vertieftes Wissen für das outdoor-affine Publikum. Mit Themen wie »Lawinen. Verstehen, Vermeiden, Praxistipps« (von Autor Eike Roth) über »Alpine Seiltechnik« (vom »Sicherheitspapst« Pit Schubert) bis zu praktischen Tipps wie in »Fotografie. Landschaft, Outdoor, Action« (vom bekannten Bergfotografen Bernd Ritschel) sind die verschiedensten Bereiche des Alpinismus in dieser Reihe abgedeckt.

Die Autoren sind Spezialisten, die sich in der alpinen Szene bereits einen Namen in ihrem Fachgebiet gemacht haben und bei denen wir als renommierter Fachverlag anklopfen oder die uns über bestehende Kontakte (zu anderen Autoren oder zu den Alpenvereinen usw.) empfohlen werden. Bezüglich der Themen halten wir Augen und Ohren offen: was ist essentiell zu wissen für Wanderer, Bergsteiger oder Skitourengeher, welche Themen darüber hinaus sind noch interessant? Sowohl alpine Anfänger als auch erfahrene Bergsteiger sollen in den Lehrschriften für sie relevante Inhalte finden.

Welche Touren, die im Rother-Sortiment aufgeführt sind, bist du schon selbst gegangen und welche Erfahrungen hast du dabei gesammelt?

Bettina Löneke: Klar – meine Anregungen für Wochenendtouren hole ich mir gern aus den Rother-Wanderführern. Je nachdem, ob ich lieber gemütlich oder anspruchsvoll unterwegs sein will, mit schöner Einkehr oder lieber auf einen ruhigen Gipfel, suche ich mir eine passende Tour aus. Im letzten Sommer bin ich beispielsweise ganz viele Touren aus dem Wanderbuch »Wandern am Wasser – Bayerische Alpen« gegangen. Bei der Hitze war das erfrischende Nass sehr willkommen! Ich muss sagen, auch wenn ich oft in den Bayerischen Voralpen und Alpen unterwegs bin, finde ich in unseren Büchern auch immer wieder Neues und Unentdecktes.

Auch im Urlaub sind Rother Wanderführer meine treuen Begleiter. Ich mache zwar nur selten einen reinen Wanderurlaub, aber aktiv sein gehört für mich einfach dazu – und zu Fuß lernt man ein neues Land oder Gebiet auch viel intensiver kennen.

Eine Gruppe von Klettersteiggängern auf dem Weg zu einem Klettersteig.

Wanderführer: Hilfreich zum Finden versteckter Pfade

Besonders hilfreich war mir einmal der Wanderführer für Sardinien. Ziel war ein Gipfel mit einem spektakulären Blick auf das Meer und die Kletterfelsen von oben. Der Pfad dorthin war sehr versteckt und kaum markiert, keine Menschenseele war unterwegs. Ohne die Tourenbeschreibung wäre ich sicherlich nicht bis zum Ziel gekommen. Auch der Wanderführer Korsika hat mich zu wunderbaren Plätzen geführt, die ansonsten sicherlich nicht so leicht auffindbar gewesen wären.

Am liebsten würde ich alle Ziele aus unserem Programm kennen! Allerdings bräuchte ich dafür mehrere Jahre Urlaub 😉

Welches sind deine Lieblingstouren / dein Lieblingsberg / dein Lieblingsland? Hast du einen besonders schönen Insider-Wandertipp für uns für 2013

Bettina Löneke: Zu meiner Lieblingswanderregion direkt vor der Haustür zählen die Ammergauer Alpen: auf die Berge führen kaum Seilbahnen und unterwegs gibt es nur wenige Hütten und Einkehrmöglichkeiten. Dadurch ist gleich viel weniger los, was natürlich toll ist. Besonders schön dort ist der Gipfel mit dem lustigen Namen »Krähe« zwischen dem Plansee und Schloss Linderhof. Der Weg hinauf führt zum Schluss durch eindrucksvolle Felsszenerie.

Und worauf ich mich in diesem Jahr schon freue: auf das Wanderbuch »Wilde Wege Bayerische Alpen«, das alte, fast vergessene Steige auf einsame Gipfelhöhen vorstellt – das weckt meine Abenteuerlust!

Bettina Löneke wurde 1976 in Straubing geboren und ist seit 2009 zuständig für die Bereiche Presse und Marketing beim Bergverlag Rother.

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