Ruhige Radwege sind spätestens seit der unbändigen Outdoor-Lust durch Corona ein seltenes Gut. An einem schönen Wochenende kann einen schon mal das Gefühl beschleichen, halb Deutschland sitzt gerade im Sattel oder drängt sich auf den beliebtesten Wanderwegen. Umso reizvoller sind Fahrradtouren, die abseits der Touristenströme Ruhe und ein ungetrübtes Naturerlebnis versprechen.
Abgelegene, eher ruhige Radwege zu finden, ist gar nicht so einfach. Schließlich sind Regionen mit besonders schönen landschaftlichen Eindrücken auch meist bestens touristisch erschlossen. Dementsprechend bekannt und beliebt sind sie dann auch. Andererseits verzichten die wenigsten Radfahrerinnen und Radfahrer gern auf ein gut ausgebautes Radwegenetz. Wer stößt schon gerne mitten auf einer Radtour auf eine viel befahrene Landstraße ohne Radweg?
Wir stellen dir drei Radwege in Bayern vor, die auch an schönen Wochenenden ein wenig Ruhe vom Trubel versprechen.
Ruhige Radwege vor der eigenen Haustür
Ein kleiner Hinweis vorab, der hoffentlich nicht zu banal klingt: Wie so oft liegt auch bei der Suche nach idyllischen ruhigen Radwegen das Gute so nah. Hast du schon einmal die Radwege rund um deinen Wohnort erkundet? Wer nicht gerade in der Stadt oder in einer Tourismus-Region lebt, findet meist in der direkten Umgebung schöne Radtouren, die kaum jemand kennt. Es lohnt sich, die eigene Heimat mit dem Rad zu erkunden. Vielleicht findest du mit der Zeit sogar deine eigene „Hausrunde“. Die Smartphone-App Komoot kann dir hier im Übrigen eine gute Hilfe sein.
Entspannter Rundweg zwischen Aichach und Schrobenhausen
Einen eher ruhigen Radweg in Bayern findest du zum Beispiel zwischen Aichach und Schrobenhausen. Den Startpunkt des 41 Kilometer langen Rundwegs kannst du entspannt mit der Bahn erreichen – Aichach liegt an der Bahnstrecke „Paartalbahn“. Der beschauliche Ortskern mit seinem schönen Rathaus und dem unteren und oberen Tor ist durchaus einen kurzen Aufenthalt wert, bevor die Tour losgeht. Auf dem Hinweg nach Schrobenhausen kannst du einfach der Beschilderung des Radwegs Paartaltour folgen. Gut beschaffene Asphalt- und Kieswege führen dich ohne nennenswerte Anstiege bis nach Schrobenhausen. Auf dem Weg gibt es neben den lokal sehr bekannten Spargelfeldern auch das Wasserschloss in Unterwittelsbach zu sehen. Kaiserin Sissi hat hier einige ihrer Kindertage verbracht.
In Schrobenhausen warten neben zahlreichen Einkehrmöglichkeiten auch die Stadtmauer sowie einige Museen darauf, erkundet zu werden. Der Ort ist außerdem berühmt für seinen Spargel und hat dem Gemüse sogar ein eigenes Museum gewidmet.
Auf dem Rückweg über Unterbernbach musst du mit einigen kleineren Steigungen rechnen. Dafür wirst du mit einem weiteren Highlight belohnt: der Wallfahrtskirche von Inchenhofen. Die spätgotische Kirche aus dem Jahr 1450 ist besonders für ihre prachtvolle Rokoko-Ausstattung berühmt. Anschließend sind es nur noch ein paar Kilometer zurück nach Aichach.
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Ruhe finden im Süden von München: Rundweg zwischen Höllriegelskreuth nach Gauting
Stille Wälder genießen und mit etwas Glück sogar Tiere beobachten kannst du auf dem Rundweg zwischen Höllriegelskreuth und Gauting. Etwas mehr als 30 Kilometer mit sehr moderaten Anstiegen machen die Tour zu einem entspannten Ausflug, der besonders für Menschen aus München interessant sein dürfte.
Starten kannst du bequem von der S-Bahn-Station Höllriegelskreuth, die gleich neben der Isar liegt. Von dort hältst du dich südlich entlang der S-Bahnschienen, bis du kurz vor der Haltestelle Buchenhain rechts abbiegen kannst und Richtung Forstenrieder Park radelst. Ab jetzt bist du auf dem richtigen Weg, der Via Julia, die schon im alten Rom die Städte Salzburg und Augsburg verbunden hat. Fährst du von hier geradeaus und folgst den Schildern, erreichst du Gauting. Hast du dann bereits genug, kannst du einfach in die S-Bahn einsteigen.
Oder du machst einen Zwischenstopp im Forsthaus Kasten, das etwas nördlich von Gauting liegt. Den Biergarten dort gibt es schon seit über 100 Jahren. Zurück geht es dann über den Ortsrand von Neuried wieder durch den Forstenrieder Park, der übrigens 1399 von den Wittelsbachern erworben wurde und bis 1918 Schauplatz für königliche Jagden war.
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Entspannter Rundweg von Tittmoning über den Tachinger See
Ruhige Radwege gibt es auch ganz im Osten Bayerns. Die Tour von Tittmoning zum Tachinger See führt abseits der gängigen Touristenströme über beschauliche Nebenstraßen, Rad- und Wirtschaftswege. Mit 35 Kilometern Länge und vielen, allerdings moderaten Anstiegen eignet sich der Rundweg perfekt für einen entspannten Tagesausflug.
Startpunkt ist der Bahnhof Tittmoning-Wiesmühl. Von dort fährst du weiter an den Schienen entlang, bis du auf einen Bahnübergang triffst und auf der anderen Seite der Schienen über Törring Richtung Tachinger See weiterfährst. Bald triffst du auf die kleine Wallfahrtskirche St. Coloman. Von hier lohnt sich im Sommer ein Abstecher zum Seebad Tengling. Nach einer kurzen Badepause kannst du deinen Weg in nord-westliche Richtung fortsetzen. Immer wieder hast du unterwegs eine beeindruckende Aussicht auf die Alpen.
Über Haus, Stackendorf und Bergham fährst du bis nach Zoaselham. Kurz nach der kleinen Siedlung kannst du nach rechts abbiegen und befindest dich auf dem Weg nach Tittmoning. Vor Tittmoning kannst du noch einen Abstecher zum Leitgeringer See machen. Dort lässt es sich nicht nur baden, sondern auch einkehren. Tittmoning selbst wartet mit einem imposanten Stadtplatz auf, der von Fassaden im Inn-Salzach-Stil gesäumt ist. Über der Stadt ragt auf einem Bergkegel die bestens erhaltene Burg Tittmoning empor, deren Geschichte bis ins 12. Jahrhundert zurück geht. Schließlich geht die Tour von Tittmoning in südliche Richtung weiter zurück nach Wiesmühl.