Ein Beitrag von Gastautor Philipp Koller
Ein paar Tage mitten in den Bergen, weit weg von all dem Trubel und teilweise auf uns allein gestellt. Alleine? So unser Gedanke, als wir am planen unserer Mehrtages-Tour waren. Hierfür haben wir uns aus einem ganz bestimmten Grund für die Pfunderer Berge entschieden und gegen die Zillertaler Alpen und die imposanten, aber teils überlaufenen Dolomiten. „Vielversprechend schön“ – so sollen die 5 Tage auf meist über 2.000 Höhenmeter werden… rund 6.000 Höhenmeter auf knapp 70 Kilometer – na dann mal los!
Etappe 1 – Von Wiesen zur Simile Mahd Alm
Der durchwachsene Aufstieg in die unberührte Natur: Von der Ortschaft Wiesen gehts zur Simile Mahd Alm – unser erstes Highlight.
Wir parkten am Vorabend der ersten Etappe gegenüber der Kirche im kleinen Ort Wiesen gleich bei Sterzing. Hier fanden wir einen schönen und ruhigen Parkplatz um in unserem Bus zu übernachten.
Am frühen Freitagmorgen starteten wir bei strahlendem Sonnenschein dann nach einem kleinen Frühstück mit unseren vollgepackten Rucksäcken. Dieser war am Ende dann doch um die 8-9 kg schwer, obwohl wir uns auf das Nötigste konzentriert haben und wohl durchdacht gepackt hatten.
Nach kurzem Einlaufen, ging es bereits steil durch den Wald hinauf und wir ließen die Ortschaft Wiesen hinter uns. Durch den Wald hatten wir so einige erste Kraxelein zu meistern. Riesige Bäume lagen quer über den Wanderweg, sodass wir erst mal mächtige Baumstämme über- und unterqueren mussten, die wie umgeknickte Streichhölzer auf dem Weg lagen.
Eine weitere Herausforderung war durchaus die Gesellschaft kleinerer Mitwanderer. Etliche fiese Mücken folgten uns auf unserem Weg, vermutlich, weil es am Vortag noch geregnet hatte und es sehr schwül war. Autan oder anderweitige Mittel, hatten wir schon mal nicht dabei, was sich hier im Nachhinein als kleinen Fehler herausstellte. 😉
Je höher wir jedoch kamen, desto schöner wurden die Wälder und desto weniger unsere lästigen Begleiter. Der Pfunderer Höhenweg begann sich von seiner unangetasteten schönen Seite zu zeigen. Wir durchquerten einen wunderschönen samtgrün leuchtenden Wald, den man wohl auch Zauberwald betiteln könnte und uns ein wenig zum staunen brachte.
Langsam erreichten wir die Baumgrenze und die Sonne gab ihr Bestes. Nach den ca. ersten drei Stunden unserer Wandertour machten wir unsere erste kleine Pause und unsere erste kleine Brotzeit neben den Kühen im Schatten auf der Alm.
Prägend sind auf dem Pfunderer Höhenweg definitiv die vielen lange Steilhangquerungen und schmale Trampelpfade, auf denen man so einigen Schlangen, Wild, Fröschen und abertausenden Schmetterlingen begegnete.
Nach ca. 4,5 Stunden Gehzeit konnten wir bereits unsere erste Hütte erkennen. Noch kurz ein paar Fotos am Kreuz des Pretzkopfes, dann geht es über den letzten steilen Abstieg hinab zur Simile Mahd Alm.
Die etwas andere und sehr besondere Hütte, wie wir finden!
Das frühe Aufstehen hat sich also gelohnt – wir waren die ersten Übernachtungsgäste und so boten uns Julia und Martin, unsere bezauberndsten Hüttenwirte auf dem ganzen Höhenweg, ihr „Chalet“ an. Die kleine Holzhütte war früher mal ein Geräteschuppen, heute steht ein großes flauschiges Doppelbett darin – romantischer „Luxus“ für Zwei auf rund 2.000 m Höhe. 🙂
Die Simile Mahd Alm wird dieses Jahr das erste Mal von Julia und Martin gepachtet, einem jungen Paar Anfang Dreißig. Neben ihrem Chalet gibt es in der Hütte auch noch Mehrbett-Zimmer und ein Bettenlager über dem Kuhstall – man munkelt, dass die Wirte der Brixner Hütte es riechen können, wo man genächtigt hat. 🙂
Die Beiden bieten eine rein vegetarische Karte an, da sie sich auf regionale und selbsthergestellte Lebensmittel konzentrieren und auch die ganze Milch der Kühe verarbeiten. Ein nachhaltiges Konzept in luftiger Höhe, von zwei jungen Leuten – in unseren Augen ist die Simile Mahd nur zu empfehlen. Die Hütte ist zudem auch mit dem Rad oder zu Fuß aus dem Tal zu erreichen, ohne den gesamten Höhenweg gehen zu müssen.
Wir bekamen am Abend eine leckere Gerstensuppe und ein indisches Dal mit Reis serviert. Es war mega lecker und stärkte uns gleich mal für die nächste Etappe. Die Energiereserven wurden also wieder aufgefüllt, nachdem wir am ersten Tag bereits über 15 km und ca. 1.450 hm hinter uns brachten.
Am Abend lernten wir noch ein unwahrscheinlich nettes und lustiges Bonner Ehepaar kennen, die den gleichen Höhenweg gehen wollten, somit wussten wir schon, wen wir auf jeden Fall spätestens am Abend immer wieder zu Gesicht bekamen. Ebenso lernten wir drei Münchner Damen kennen, welche uns ebenso zwei Tage bis zur Brixner Hütte begleiten werden.
Etappe 2 – Von der Simile Mahd Alm zum Wilder See und hinauf auf die Wilde Kreuzspitz
Es wird rauher und wilder: Von der Simile Mahd Alm zum Wilder See, hinauf auf die Wilde Kreuzspitz – zu einem ganz besonderen Moment und am Ende rein in die schöne Brixner Hütte – Prost!
Da wir am zweiten Tag eigentlich wieder früh loswollten, klingelte der Wecker bereits um halb sechs. Doch ein Blick aus dem Fenster und ein heftiges und lautes Gewitter verschaffte uns eine Stunde mehr Schlaf und Gemütlichkeit. So gingen wir erst um halb acht gemütlich zum Frühstück in die Haupthütte.
Es gab auch zum Frühstück nur selbst gemachtes Brot, Butter, Marmelade und Käse. Auch dieses schmeckte wie schon das Abendessen super gut und wir waren ganz traurig, dass wir schon weiter mussten. Wir kommen auf jeden Fall wieder und waren nicht das letzte Mal auf der Simile Mahd und hoffen sehr, dass Julia und Martin der Hütte als Pächter noch viele weitere Jahre erhalten bleiben.
Nach dem Frühstück klarte dann langsam auch der Himmel auf und das Gewitter zog weiter. Ein weiterer, unerwartet schöner sonniger Tag stand uns bevor.
Wir gingen links von der Hütte weg und erreichten bald wieder den Pfunderer Höhenweg, der überwiegend gut ausgeschildert war. Ein weißer Kreis mit roter Umrandung zeigte uns den Weg.
Nach kurzer Zeit trafen wir bereits auf die nächste Alm mit Kühen, Pferden und Eseln, welche alle überaus freundlich waren 🙂 und uns sogar ein Stück begleiteten. Ganz nebenbei erwähnt waren bisher sowieso sowohl alle Menschen als auch Tiere sehr, sehr lieb.
Wir gingen weiter in das wunderschöne, weitläufige und einsame Sengesbachtal über das Sengesjöchl zum Wilder See. Der wunderschöne und etwas tiefer gelegene See tauchte zu unserer Rechten auf und im gleichen Moment begann es zu regnen, aber zu unserem Glück, zogen die Regenwolken weiter und als wir Richtung Rauhtaljoch hinaufsteigen, lies sich auch die Sonne wieder blicken und wir entschieden uns einen kleinen Abstecher auf die Wilde Kreuzspitze zu gehen, die mit stolzen 3.132 m Höhe der höchste Punkt des Pfunderer Höhenweg ist.
Grundsätzlich ist die Wilde Kreuzspitze zwar kein offizieller Teil des Pfunderer Höhenweg, aber als höchster Berg der Pfunderer Berge auf jeden Fall wert zu begehen – vor allem die weite Aussicht sollte man sich nicht entgehen lassen.
Da die Wettervorhersage ja ursprünglich nicht sehr gut war und es wider Erwarten ein doch recht sonniger Tag war als gedacht, hatten wir das große Glück und durften den 3-Tausender ganz allein für uns genießen.
Wir machten eine kleine Brotzeit und genossen die herrliche Aussicht sowohl in nördliche Richtung in die Zillertaler Alpen als auch in südliche Richtung in die Dolomiten.
Es war ein ganz besonderer 3-Tausender – ein Aufstieg mit reichlich Nervosität im Gepäck. Oben angekommen, genossen wir eine wahnsinnig schöne Aussicht, wir hatten kaum Wind und waren für uns – somit der beste Moment Marlies mit der wichtigsten Frage zu überraschen – ob sie meine Frau werden will… Große Freudentränen und ein stolzes „Ja“ waren quasi unser persönliches Highlight – am zweiten Tag der Wanderung – in den Bergen, bei bestem Wetter, herrlicher Atmosphäre und zu Zweit alleine in diesen Höhen, mitten in der schönen Natur! 🙂
Nachdem wir uns also gestärkt (und wieder beruhigt) hatten, stiegen wir (stolz wie Oskar) ab Richtung Rauhtaljoch und machten uns auf, Richtung Brixner Hütte (AVS-Hütte), auf der wir uns bereits, wie auf allen Hütten, vorab unsere Betten reserviert hatten.
Nach einem langen Abstieg hinab in den Talkessel „In der Pfann“ erreichten wir diese nach ca. 4 h reiner Gehzeit und weiteren 11 km Wegstrecke sowie 1.122 hm gerade noch, bevor der Regen kam.
Auf der Hütte hatten wir einen weiteren lustigen und wunderschönen Abend mit lieben Leuten und leckerem Essen (und reichlich zu feiern)! Der Pfunderer Höhenweg zeichnet sich übrigens nicht nur durch die wunderschönen Wege und Landschaften aus, sondern auch durch die liebevoll geführte Hütten sowie der kulinarischen Köstlichkeiten auf den Hütten. Und ja, man merkt, dass man in Südtirol angekommen ist, ein Espresso aus der Siebträgermaschine darf nicht fehlen und ein Schnaps (oder auch zwei :-)) durften auch an diesem Abend nicht fehlen, bevor wir uns zeitnah um halb zehn in unser Bettenlager verabschiedeten, denn am dritten Tag unserer Tour wartete die „Königsetappe“ auf uns, vor der wir schon etwas Respekt hatten.
Etappe 3 – Über vier Scharten zur Edelrauthütte
Die Königsetappe beginnt mit einer märchenhaften Landschaft. Vier Scharten liegen vor uns: Steinkarscharte – Kellerscharte – Dannelscharte – Gaisscharte und dann ab in die Edelrauthütte, die am Ende einfach nicht näher kommen wollte.
Wir starteten die dritte Etappe noch vor dem Frühstück und bestellten uns daher ein Lunchpaket, um uns später auf dem Weg zu stärken – beste Idee. Aufgrund der Hitze und auch wegen der Länge dieser Etappe, wollten wir früh los um keine Zeit zu vertrödeln. Die Etappe war mit ca. 10 h angesetzt. Es lagen schließlich ca. 15 km Wegstrecke und 1.400 hm vor uns.
Mit einem Espresso von der Hüttenwirtin, starteten wir also in die dritte Etappe. Diese hatte es von Anfang an in sich. Insgesamt lagen vier Scharten vor uns, die erste davon war die Steinkarscharte auf ca. 2.608 m. Direkt hinter der Brixner Hütte begann der Einstieg, vorbei an den noch schlafenden Kühen, hinauf zur ersten Überquerung, die wir nach ca. einer Stunde erreicht hatten. Von da aus ging’s erstmal bergab, hinein in ein unfassbar schönes und leuchtendes Tal mit weitem Blick. Wir suchten uns zwei passende Steine und genossen das leckere Lunchpaket von der Hütte – ein Frühstück mit einem besonderen Flair!
Gestärkt geht es weiter abwärts – vorbei an ein paar Ziegen, die ebenfalls kauend aber super neugierig am Frühstücken waren – in ein kleines Tal, am Weitenberg-Bach entlang, was anscheinend das Paradies für kleine und große Murmeltiere ist, die überall um uns herum zu hören und sehen waren. Den Weitenberg-Kessel verlassen wir links und steigen auf in Richtung Kellerscharte (2.439 m), immer umgeben von samtgrünen bedeckten Boden und Felsen, die die wunderschönen und auch meist einsamen Pfunderer Berge schmücken.
Erneut geht es bergab und auf dem Weg zur dritten Scharte, der Dannelscharte, die auf ca. 2.437 m liegt, gingen wir, wie größtenteils auf dem Pfunderer Höhenweg, weiter auf steilen Gras- und Geröllhängen in Serpentinen hinauf. Der gesamte Höhenweg ist am Besten im Hochsommer und bei stabiler Wetterlage zu empfehlen, da es bei Regen und nassen Wegen auf den steilen Hängen sehr schnell rutschig und gefährlich werden kann, das sollte man nicht unterschätzen. Es ging weiter, teilweise sehr ausgesetzt und steil mit mehr oder wenigen gut versicherten Passagen, an luftigen und engen Stellen vorbei, ehe wir an die Abzweigung Richtung Brenninger Biwak kamen.
Die 3. Etappe kann hier entweder beendet werden und man steigt ab zum Biwak oder man geht weiter zur Edelrauthütte. Unsere Motivation war groß und zugegeben, unser Mut, die Nacht im Biwak zu verbringen war vielleicht auch kleiner, aber wir wollten die königlich lange Etappe des Pfunderer Höhenwegs auch an einem Tag schaffen und stiegen daher nicht ab, sondern gingen weiter in ansteigender Querung durchs riesige Weißsteinkar auf einem überwiegend blockigen Weg in Richtung Gaisscharte, welche die vierte und letzte Scharte des Tages war.
Je näher wir der Gaisscharte kamen, desto größer wurden die Felsblöcke und desto anstrengender wurde der Anstieg. Auch unsere Augen wurden größer, als wir immer mehr realisierten, wie weit wir durch das Geröll müssen, direkt hinzu auf eine mächtig wirkende Bergformation, ohne genau zu erkennen, wo und wie man den Bergrücken überqueren kann. Unser ganz großes Glück, das Wetter spielte auch heute wieder perfekt mit, da es teilweise bewölkt war und es angenehme Temperaturen hatte, genau richtig für eine lange Tagestour.
Mit immer wiederkehrenden Blick hinauf zur Scharte rätselten wir weiter, welcher Weg es wohl genau werden würde, der uns durch die Bergkette führte. Nach einem langen, kräftezehrenden Aufstieg erreichten wir freudestrahlend und überrascht unser Ziel, denn die Lücke war tatsächlich richtig eng, sodass man sich mit einem großen Rucksack schon etwas anstrengen musste und man nur einzeln durchquetschen konnte. Also hieß es: Bauch rein, Brust raus. 🙂
Ohne große Pause drückten wir uns durch die Scharte. So wirklich erahnen konnte man aber nicht, was nach dem engen Durchgang auf einen zukommt. Ein spektakulärer, rund 30 m steiler Abstieg. Wir hangelten uns, an ein paar Ketten und Stegen versichert, die Felsen hinunter. Achtung! Schwindelfreiheit, Trittsicherheit sowie alpine Erfahrung ist hier absolute Voraussetzung, das sollte man schon auch betonen, auch wenn es ein tolles Abenteuer bleibt.
Nachdem wir die Gaisscharte hinter uns ließen, querten wir dann weiter über große Felsen den vor uns liegenden Kessel und umwanderten den östlichen Bergrücken auf einem wieder grüner werden Weg. Hier aber konnten wir das erste Mal einen Blick auf den Eisbruggsee werfen und in weiter Ferne auch unser Tagesziel – die Edelrauthütte. Endlich!
Nach einer gefühlten Ewigkeit und weiteren Querungen eines Steilhanges Richtung Nordosten, mussten wir gegen unseren Willen leider nochmal etwas absteigen, um am Ende die letzten paar Höhenmeter über die letzten hundert Felsbrocken rauf zur Edelrauthütte zu steigen.
Fix und fertig, aber mit jeder Menge Stolz die Etappe geschafft zu haben, krönten wir unsere dritte Etappe (als verliebt, verlobtes Wanderpaar) mit einem kühlen Bierchen, einer Hollerschorle, sowie zwei Espressi – oh ja, wunderbar! Die Edelrauthütte, welche im Jahr 2016 nach dem Abriss der über 100 Jahre alten Vorgängerhütte neu erbaut wurde, kam uns nach der Tour vor wie ein Hotel auf 2.545 m Höhe.
Bei Pasta und Gemüsestrudel, sowie einem Burger ließen wir, zusammen mit dem Bonner Pärchen Thomas und Susi, den Abend ausklingen. Ein selbstgebrannter Schnaps von der Wirtin durfte natürlich auch hier nicht fehlen. Prost!
Nach dem Essen gingen wir ziemlich bald und müde aber dennoch bestens gelaunt in unser kleines, aber feines Viererzimmer. Gedanklich waren wir schon voller Vorfreude, wie die Wanderung am nächsten Tag weitergehen wird.
Etappe 4 – Über die Kuhscharte und das Passenjoch zur Tiefrastenhütte
Der steinige Anstieg gegen Ende bringt eine fantastische Aussicht: Tschüss Edelrauthütte, vorbei am Eisbruggsee kurz talabwärts – wieder hinauf zur Kuhscharte, dann über Passenjoch hinein in die Felswand – Hochsägescharte – und ab zur Tiefrastenhütte.
Nach dem Frühstück ging es bei sonnigen Wetter und bereits sehr warmen Temperaturen erstmal entspannt bergab Richtung Eisbruggalm, die knapp unterhalb des Eisbruggsee liegt.
Danach gingen wir eine Weile talauswärts, durch wieder einmal wunderschöne, blühend frische Natur, bevor wir steil links bergauf Richtung Kuhscharte abzweigen. Der Weg war hier teilweise so unberührt, dass wir ihn durch das hohe Gras nur erahnen konnten. Die Sonne gab dabei ihr Bestes und es war einer der heißesten Tage auf dem Pfunderer Höhenweg.
Was teilweise schon auch super angenehm war – die meiste Zeit des Höhenwegs, ist der Handyempfang recht mühselig… daher haben wir unser Ja-Wort zwei Tage überwiegend für uns behalten, um dann bei besseren Empfang, wie hier auf der Wiese, per Videoanruf die Gesichter unserer Familien zu sehen. Herrlich schön! Wieder ein paar Freudentränen später, ging es durch grüne Wiesen weiter am Berg.
Nach Erreichen der Kuhscharte ging es steil über einen sehr schmalen Steig hinab, Schwindelfreiheit sollte auch hier wieder absolute Voraussetzung sein. Schmale, steile Wege über Grashänge – mal gemäht und mal nicht 😉 – zeichnen auch wieder vor allem an Tag 4 den Pfunderer Höhenweg aus! Nach ungefähr eineinhalb Stunden wandern, erreichten wir die kleine Gruipa Alm, die von einem netten älteren Senner bewirtschaftet wird. Wir erfrischen uns am Wassertrog, packen unsere Brote und Riegel aus und genießen den Ausblick, den man von hier aus auf die Schönheit der Pfunderer Berge hat.
Nach unserer kleinen Pause ging es weiter in Richtung Hochsägescharte, welche unsere letzte Scharte für den Tag bzw. auch für den Höhenweg sein sollte.
Unsere Wanderung geht von hier aus auf ziemlich gleicher Höhenlage für ungefähr zwei Stunden weiter. Entlang auf den steilen Grashängen kommen wir zur Gampishütte, die wir links liegen lassen und bei mittlerweile sengender Hitze geht es bergauf über die Almwiesen, vorbei an den Kühen, rauf zum Passenjoch.
Nach dem wir unseren Anstieg hinter uns gelassen haben, änderten sich Almwiesen zurück in große Blocksteine, auf welchen wir uns den Weg bis zur Scharte nach oben suchten. Unser bereits gewohntes Zeichen – der runde rote Kreis – tauchte dabei immer mal wieder auf und zeigt uns den Weg nach oben.
Bereits hier erkannte man mit Blick auf den Berg, warum die Sägescharte ihren Namen hat, die „Säge“ war deutlich zu erkennen. 🙂
Die Scharte war sehr steil und wenig bis gar nicht gesichert, beim durchqueren des Geröllfeldes stellten wir dann aber schnell fest, dass diese weniger schwer zum durchqueren war, als zuerst befürchtet. Am Ende kraxelten wir die letzten steilen Meter mit etwas Vorsicht nach oben. Wie schon fast gewohnt, konnten wir einen fantastischen Weitblick genießen und die Zillertaler Alpen samt Gletscher nochmals richtig genießen.
Nach kurzer Pause und letztem Blick zurück, ging es dann nur noch bergab, den Pfeilen nach, zur Tiefrastenhütte, welche leider schon die letzte Hütte auf dem Höhenweg ist und schon von oben gut zu erkennen war.
Der Abstieg ging an Tag 4 unerwartet rasch, sodass wir recht schnell unseren täglichen Espresso und Belohnungsgetränk auf der Terrasse genießen konnten, und kurze Zeit später trafen auch wieder das Bonner Pärchen ein, mit denen wir mmer eine Gaudi am Abend hatten. Wir waren tatsächlich die einzigen Gäste auf der Hütte, so genossen wir unser wohlverdientes Abendessen unter uns und teilten uns das Bettenlager mit unseren neuen „Bergfreunden“.
Eine Runde Schnaps und auch das Essen war auch hier wieder mega lecker. So gingen wir glücklich, satt und doch etwas wehmütig zeitig ins Bett, bevor uns am Tag 5 schon der letzte Tag des Pfunderer Höhenwegs erwartete.
Etappe 5 – Über Putzenhöhe und Bärentalerspitze zum Kofler am Kofl
Der ewige Abstieg mit fantastischen kleinen Gipfeln und letzten Klettereien: Kleines Tor – weiter zur Zwölferspitze – rauf zur Putzenhöhe und Bärentalerspitze – die kleine Abenteuer zum Sambock – abwärts über die Platte und einkehren in Kofler am Kofl.
Am nächsten Morgen nach dem Frühstück ging’s erst mal gleich bergab, bevor uns unser erster Anstieg des Tages Richtung „kleines Tor“ führte. Wir drehen uns nochmal um und winken der über uns stehenden Tiefrastenhütte zu, mit ihren davor wehenden Fahnen und sagen tschüss zur letzten Hütte unserer Tour.
Die letzte Etappe zeichnete sich vor allem durch eine tolle, lange Gratwanderung mit einigen Auf und Abs aus. Der Weg führte uns über die Zwölferspitze zur Putzenhöhe und danach weiter zur Bärentalerspitz. Der Weg bestand auch hier immer wieder aus steilem Blockgelände aber auch aus gut gehbaren einfachen Wanderwegen, von Gipfel zu Gipfel. Es war also auch am letzten Tag nochmal abwechslungsreich gepaart mit frischer Natur und schönen Weiten.
Den ganzen Tag hatten wir einen tollen Ausblicke Richtung Dolomiten, die wir dank wiederholt gutem und sonnigen Wetter richtig genießen konnten.
Zum Finale wollten wir auch den Sambock nicht auslassen, den man auch umgehen könnte, sollten einem die Kräfte nach den letzten 5 Tagen doch etwas verlassen haben. 😉
Der Aufstieg war teilweise versichert und an einigen Passagen eher ausgesetzt. Zuletzt durften wir auch hier noch mal unsere letzten Kletterpassagen meistern und stiegen über grobe Blöcke nach oben, bevor wir am Gipfel des Sambocks – unser letzter des Pfunderer Höhenwegs – ankamen.
Geschafft! Stolz! Wir genießen den Moment und lassen unsere Gedanken in die vergangenen Tage schweifen.
Ab hier begann der eher unspektakuläre , aber dennoch schöne Abstieg hinab ins Tal, der uns nach Erreichen der Baumgrenze überwiegend durch den Wald führte.
Der Abstieg raubte uns am Ende dann doch etwas die Kräfte und wir waren heilfroh, als wir nach einer gefühlten Ewigkeit die Berghütte Kofler am Kofl erreichten.
Hier trafen wir wieder auf unsere Bonner Bergfreunde. Bei einem letzten gemeinsamen Bierchen und Plausch entschieden wir uns das Taxi für das letzte Teilstück zu nehmen und uns bis nach Bruneck fahren zu lassen. Die Wirtin ließ uns wissen, dass dies wohl die meisten der Wanderer so entscheiden, sobald sie vom bekannten Taxi-Service Wind bekommen haben. 🙂
Glücklich und geschafft, wechselten wir Wanderstiefel gegen Adiletten und warteten auf unsere Freunde, die uns zu unserem Bus zurück nach Wiesen bei Sterzing brachten.
Fazit
Faszinierend, wie unberührt und natürlich die Natur entlang der Wege dort sind. Die abwechslungsreichen Pfade in den wunderschönen, samtgrünen Pfunderer Bergen, die gemütlichen großen als auch kleinen Hütten, auf denen auch das Kulinarische nicht zu kurz kommt und die tollen Aussichten auf die Zillertaler Alpen als auch den Dolomiten zeichnet den Pfunderer Höhenweg aus. Ein kleiner Geheimtipp, den wir allen empfehlen können, die einsame Berge, viel Natur und Gipfel suchen, die nicht überlaufen sind – ein Höhenweg voller Genuss.
Tipps
5 Tage in den Bergen unterwegs und man meint, man könnte verhungern! Am Ende nimmt man immer etwas zu viel mit, aber eine kleine Auswahl von verpackten Mehrkorn-Broten, eine Handvoll Babybells und ein paar Riegel für zwischendurch und man ist ausgestattet 🙂
Auf meinem Rücken begleitet mich Tatonka’s Norix 55 – der durchaus auch für ein zwei Tage mehr ausgelegt ist. Tragekomfort at its finest! 5 Tage in den Bergen unterwegs und man spürt das Gewicht nicht! Den Rücken auch nicht! 🙂 Die Kamera mit im Gepäck macht rein vom Gewicht her natürlich noch etwas aus, aber was muss, das muss, alles easy. Ein kleines Highlight sind aber auch die „Stuffsacks“ – kleine Aufbewahrungsbeutel von Tatonka. Sehr geile Verarbeitung, dünn und super leicht. Sortiert insbesondere mir quasi meine ganze Unordnung, die ich sonst immer mit mir rumtrage. Am Ende brauchen wir da nochmal einen Schwung, da wir sie im Alltag auch gern verwenden. Beste. 🙂
Servus! Ich bin Philipp, einer aus der Oberpfalz, der viel unterwegs ist und die Welt gern vom Gipfel aus betrachtet. In den Bergen gibt es immer etwas zu entdecken und erleben – außerdem laden sie zum ewigen Staunen ein, sie strengen an und gleichen aus. Neben mir an meiner Seite ist Marlies, die mich vor allem raus und voran treibt. Zusammen entdecken wir die vielen endlosen Wanderwege und erklimmen gemeinsam die Gipfel und Berge. Ein paar haben wir schon, ein paar tausend könnten es – rein theoretisch – ja noch werden!
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