Im Mai 2019 bin ich durch Zufall auf den WildeWasserWeg im Stubaital gestoßen. Die Bilder von türkis-blauen Seen, kristallklaren Flüssen und dem eindrucksvollen Gletscher haben mich sofort fasziniert und ich wollte am liebsten sofort losziehen. Da wir den Weg auf zwei Tage gehen wollten, die Sulzenauhütte aber leider am Wochenende immer restlos ausgebucht war, mussten wir unsere Pläne nach hinten verschieben. Nicht so schlimm, denn dieses Jahr hat es endlich geklappt: Anfang Juli hatten wir zwei Tage unter der Woche frei und wir ergatterten noch ein Zimmer. Meine Vorfreude war natürlich riesig, vor allem weil das Wetter sehr gut vorausgesagt war – evtl. ein bisschen zu heiß wie es sich später herausstellen sollte.

Wer Wasser in Verbindung mit Bergen liebt, für den ist diese wunderschöne Tour ein absoluter Traum! Da wir eine Nacht auf der Hütte verbracht haben beschreibe ich in diesem Beitrag nicht nur den direkten Weg, sondern gebe auch noch Tipps für „kleine Abstecher“. Die Tour kann selbstverständlich auch an einem Tag gegangen werden, wenn man fit ist und nicht auf der Hütte übernachten möchte.

Tourdaten

  • Start- und Endpunkt: Parkplatz WildeWasserWeg
  • Dauer / Gehzeit: Zwei Tage (mit Übernachtung)
  • Weglänge: 20 km
  • Höhenmeter: 1.400 hm
  • Schwierigkeit: Mittel
  • Einkehrmöglichkeit: Sulzenauhütte (geöffnet Anfang Juni bis Anfang Oktober)

Tourenbeschreibung

Anders als an den meisten Tagen, an denen wir in die Berge fahren, hatten wir an diesem Donnerstag keine Eile. Wir wussten, dass wir quasi den ganzen Tag Zeit hatten, um zur Sulzenauhütte zu wandern. Also klingelte unser Wecker erst um 8 Uhr und gegen 9 Uhr befanden wir uns auf der Autobahn Richtung Stubaital. Unter der Woche ist fast kein Verkehr auf der Strecke München – Stubai, was super angenehm ist. Man sollte sich von dem entspannten Fahren allerdings nicht so sehr entschleunigen lassen, dass man die Ausfahrt nach Stubai verpasst – so wie es uns passiert ist. Passiert!

Start am Parkplatz WildeWasserWeg

Nach einem kurzen Umweg haben wir es dann aber doch noch nach Stubai geschafft und waren mit der kleinen Zeitverzögerung gegen 12 Uhr am Parkplatz WildeWasserWeg. Schon während wir das Tal nach hinten fuhren war ich fasziniert von dem kristallklaren Wasser, welches in der Sonne funkelte. Vorfreude hoch 1Mio! Endlich konnte es losgehen: Wanderschuhe anziehen, Rucksack aufschnallen und ab geht die Post. Okay, eventuell führte uns unser erster Stopp direkt zur Grawa Alm und sehr leckeren Kaspressknödeln. Aber mit leerem Magen wandert es sich ja bekanntlich nicht so gut, oder? Auf dem Weg zur Alm passierten wir den imposanten Grawa Wasserfall, dem breitester Wasserfall der Ostalpen und Naturdenkmal.

Tipp: Wer sehr früh in die Tour starten will kann auf der Grawa Alm übernachten und so vor allen anderen zum Gletscher aufsteigen.

Tobi und Maria am Beginn des WildeWasserWegs im Stubaital.
Kaspressknödel auf der Grawa Alm.

Zur Sulzenauhütte führen zwei Wege: Der WildeWasserWeg, für den Trittsicherheit gefordert wird, und ein einfacher Waldweg. Für den Aufstieg haben wir uns natürlich für ersteren entschieden, da dieser entlang des Grawa Wasserfalls nach oben führt. Ziemlich cool sind die zwei Aussichtsplattformen auf dem Weg, an denen man dem Wasserfall sehr nah kommt. Trittsicherheit wird hier vor allem gefordert, weil der Weg die meiste Zeit über Holzstufen führt, die man auf jeden Fall mit einem sicheren Tritt treffen sollte. Ansonsten ist der Weg durch den schattigen Wald leicht und wunderschön. Als wir den Wald verlassen, wird es langsam aber sicher heiß. Ohne Schatten kommen wir ganz schön ins Schwitzen, gewinnen aber auch recht schnell an Höhe und genießen den Blick zurück ins Tal.

Holzstufen zu Beginn des WildeWasserWegs in den Stubaier Alpen.
WildeWasserWeg im Stubaital: Maria am Ufer eines Flusses auf dem Weg zur Sulzenauhütte.

Die Sulzenauhütte im Blick

Schon nach ca. 45 Minuten trifft unser Weg auf den leichteren Wanderpfad und nach weiteren 15 Minuten erreichen wir das Sulzenegg. Von dort aus geht es fast eben durch den gewaltigen, von drei Wasserfällen und weit verzweigten Flussarmen geformten, Talkessel mit Gletscherblick weiter zur Sulzenaualm – diese ist nur teilweise bewirtschaftet. Wir können gar nicht fassen wie schön es hier ist und legen mehrere Stopps ein, um diesen Moment vollends zu genießen und aufzusaugen. Das kalte Wasser ist die perfekte Erfrischung an diesem sehr heißen Tag! Im Talkessel sehen und wir nun auch schon unser Tagesziel: Die Sulzenauhütte, die direkt auf einer felsigen Abbruchkante steht. Gefühlt einen Katzensprung entfernt, aber aufgrund der Hitze doch noch eine ganze Weile zu gehen. Am Ende des Kessels kann man zwischen zwei Wegen wählen: Dem WildeWasserWeg (vorbei am Sulzenaufall) und dem Normalweg. Wir entscheiden uns erstmal für den Normalweg und heben uns den WildeWasserWeg für den Abstieg auf. Der schmale Pfad führt in Serpentinen nach oben und wir sind glücklich über jeden kleinen Schattenplatz den wir finden können. Die Hitze macht uns ganz schön zu schaffen.

WildeWasserWeg im Stubaital: Sulzenauhütte im Talkessel.

Eines unserer kleinen Highlights: Unzählige Bergziegen, die sich an den Hängen oder auch auf dem Weg tummeln und sich von den Wanderern keinesfalls irritieren lassen. Außerdem sind wir von dem Blick zurück in den Kessel beeindruckt, denn von oben sieht man wie sich die Flussarme durch die Ebene schlängeln und im Hintergrund wird der Blick frei auf die Nordkette. Nach insgesamt 1,5h haben wir es geschafft: Wir sind bei der Sulzenauhütte, yeah! Wir sind super happy und freuen uns über ein spontan frei gewordenes Doppelzimmer – es hat zwar ein Doppelstock-Bett, aber dafür haben wir unsere Ruhe.

Tipp: Direkt hinter der Hütte gibt es einen kleinen Wasserfall-Klettersteig, für alle die ein bisschen Action wollen lohnt es sich also das Klettersteig-Set einzupacken.

WildeWasserWeg im Stubaital: Bergziege am Hang.

Mit frischen Klamotten und einem leckeren Stück Kuchen im Bauch machen wir uns wieder auf zur Blauen Lacke. Der türkisfarbene Bergsee, der vom Gletscher gespeist wird, ist umrandet von einem Meer aus Steinmandln. Als wir ankommen kann ich meinen Augen gar nicht trauen, so wahnsinnig intensiv ist die Farbe des Sees, und er ist um einiges größer als ich es erwartet habe. Wir suchen uns ein schönes Plätzchen und genießen den Ausblick auf den See und den Sulzenauferner – den Gletscher zu dem wir am zweiten Tag wandern wollen. Weil wir bis zum Abendessen noch ein bisschen Zeit haben, wandern wir noch ein Stück weiter auf dem Weg und kommen an einen Punkt, von dem wir unsere Route für den morgigen Tag erkennen können. Wie schon im unteren Talkessel, schlängeln sich auch hier Arme durch das Flussbett, dass sich unterhalb des Sulzenausees bildet. Sehr beeindruckend!

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Steinmandl und türkisblaues Wasser der Blauen Lacke in den Stubaier Alpen.
Steinmandl nahe der Blauen Lacke in den Stubaier Alpen.

Tolle Aussicht auf dem Zuckerhütl – sogar auf Murmeltiere 😉

Nach dem Abendessen auf der Hütte wollen wir noch eine kleine Runde drehen und folgen den Schildern Richtung “Aussichtspunkt Zuckerhütl (30 min)“. Wir sind ganz allein auf dem Pfad, als Tobi plötzlich ein kleines Tier in weiter Entfernung sieht. Langsam nähern wir uns dem felsigen Gelände, bis ich auf der rechten Seite ein Murmeltier den Hang hinunter direkt auf uns zu flitzen sehe. Als es uns bemerkt schaut es uns mit großen Augen an und rennt panisch wieder zurück. Was für eine lustige Situation! Und irgendwie auch schön zu sehen, dass die Murmeltiere hier noch Rückzugsorte haben und nicht an den Menschen gewöhnt sind. Für Tobi war es das erste Mal, dass er ein Murmeltier gesehen hat. Also ein echtes Highlight! Ich sehe noch zwei weitere Exemplare auf den warmen Felsen liegen, die jedes Mal Reißaus nehmen, wenn wir zu nahe kommen. Der Ausblick vom Aussichtspunkt (der nicht fest markiert ist) ist super schön, v. a. wegen der Abendstimmung. Jetzt erkennen wir den Gletscher richtig gut, seine Strukturen, die Spalten. Und wir freuen uns schon darauf am nächsten Tag noch viel näher an den Sulzenauferner zu kommen.

WildeWasserWeg im Stubaital: Der Sulzenauferner in der Abenddämmerung in den Stubaier Alpen.

Tipp: Auf dem Weg zum Sulzenauferner kann man den sogenannten Gletscherschliff bestaunen, der das Gestein in diversen Farben aufleuchten lässt.

Via WildeWasserWeg zum Sulzenauferner

Unsere letzte Etappe führt uns am nächsten Morgen direkt nach dem Frühstück zum Sulzenauferner. Für den Weg brauchen wir ca. 90 Minuten und wählen aus den verschiedenen Möglichkeiten wieder den WildeWasserWeg. Dieser führt uns über steiniges Terrain, durch einen weiteren Kessel und direkt am Wasserfall entlang bis rauf zum Sulzenausee. Als wir oben ankommen sind wir erstmal sprachlos, so wunderschön ist es! Das Wasser ist ganz hell-türkis, milchig, ein paar Eisschollen treiben im See. Aber uns wird auch bewusst wie schnell der Gletscher schmilzt. Wir sehen unzählige kleine Wasserfälle, ich beobachte wie sich ein Stück Eis löst und mit einem lauten Knall in den See fällt. Wahnsinn! Es ist so wunderschön und gleichzeitig wahnsinnig traurig. Wir sitzen eine ganze Weile auf der Bank am See, bevor wir noch ein Stück weiter nach oben gehen Richtung Peiljoch. Auf der nächsten Erhöhung, einem Kamm, haben wir einen beeindruckenden Blick über den Gletscher und die Berge dahinter. In diesem Moment sage ich: „Das ist einer der schönsten Orte an dem wir je wahren“ und bin einfach nur sprachlos.

Maria am Sulzenauferner in den Stubaier Alpen.
Eis in einem See am Sulzenauferner in den Stubaier Alpen.

Mein Fazit

Zusammenfassend kann ich sagen: Der WildeWasserWeg ist einfach nur wunderschön, in so vielen Facetten. Dabei ist es egal, ob man ihn an einem oder an mehreren Tagen geht. Er bietet so viele Highlights und hat uns oft zum Staunen gebracht. Auch wenn er für mich nicht so wie geplant geendet hat, nehme ich NUR das Positive mit nach Hause.