Winterwandern mit Kindern. Geht das überhaupt? Das geht auf jeden Fall und sogar sehr gut, denn die meisten Kinder lieben Schnee. Eine bessere Motivationshilfe als die weiße Pracht kann es kaum geben. Wäre da bloß nicht die Sache mit der Kälte.

Ich steige aus dem warmen Auto und atme tief ein. Um mich herum liegt eine verschneite Berglandschaft, die Luft ist klar und klirrendkalt. Es verspricht ein wunderschöner Winterwandertag zu werden. Meine beiden Kinder auf dem Rücksitz jauchzen allerdings nicht gerade vor Begeisterung. Die Kälte und die Kleidung, die es jetzt anzuziehen gilt, finden sie erst einmal doof und die Nörgelei geht los, bevor wir überhaupt einen Fuß vor den anderen gesetzt haben. Schnee hin oder her.

Wir waren als Familie schon unzählige Male Winterwandern mit Kindern. Wir haben sie also erfolgreich vom Rücksitz in die Winterklamotten bekommen. Meine Erfahrungen und Tipps für eine Wanderung in der kalten Jahreszeit habe ich im Folgenden für euch aufgeschrieben. Damit startet ihr gut vorbereitet in euer Winterwanderabenteuer.

Winterwandern mit Kindern: Bevor es losgeht

Die richtige Tourenplanung

Egal zu welcher Jahreszeit ihr mit Kindern wandert, das A und O ist die Tourenplanung vorab. Die gute Nachricht ist, dass eine Tour im Winter relativ einfach geplant ist. Während ihr ohne Schnee spannende Wanderwege braucht, damit den Kindern nicht langweilig wird, sind zugeschneite Forstwege im Winter fast schon ein Muss. Vor allem dann, wenn ihr einen Schlitten mitnehmt.

Die folgenden Tipps helfen euch, eine geeignete Tour zu finden:

In der Kürze liegt die Würze: Wandern durch bzw. auf Schnee ist anstrengend. Im Winter sind die Tage zudem kurz und egal wie sehr wir uns bewegen, meistens schafft es die Kälte dann doch irgendwann, angefangen bei Zehen und Fingern, uns auszukühlen. Kurze Touren sind deshalb eine gute Wahl.

Macht es euch einfach: Im Sommer können die Wanderwege für die Motivation nicht abenteuerlich genug sein. Im Winter sind einfache Touren völlig ausreichend. Verschneite Forstwege und Zufahrtsstraßen sind für Winterwanderungen mit Kindern perfekt. Meist haben sie eine geringe Steigung, so dass der Aufstieg leicht fällt und sie sind nicht wirklich anspruchsvoll. Sind eure Kinder schon älter und haben Spaß am Wandern mit Grödeln oder Schneeschuhen, dann könnt ihr die Touren natürlich entsprechend anpassen.

Der Sonne hinterher: Achtet bei eurer Tourenplanung auf eine Südausrichtung. Zeigt sich die Sonne, dann könnt ihr sie dort besonders lange genießen. Vor allem im Winter ist jeder Sonnenstrahl eine wahre Wohltat für unser Immunsystem und für unser Wohlbefinden.

Hütten ohne Winterschlaf: Es gibt Hütten, die ganzjährig geöffnet sind und diese sind beim Winterwandern mit Kindern viel Wert. Nach einer warmen Suppe und mit aufgewärmten Zehen und Fingern ist die gute Laune bei allen Familienmitgliedern schnell wieder hergestellt.

Kleiner Profi-Tipp: Vertraut nie darauf, dass ihr in eine Hütte tatsächlich reinkommt. Bei beliebten Wanderwegen standen wir schon vor verschlossenen Türen mit dem Hinweis „Wegen Überfüllung geschlossen“. Zum Glück hatten wir genügend Proviant und warme Getränke dabei.

Highlight Schlittenabfahrt: Plant eine Wanderung so, dass ihr mit dem Schlitten wieder bergab sausen könnt. Denn egal wie man es dreht und wendet: Die Schlittenabfahrt ist für Kinder das wahre Winterwander-Highlight.

Die Sache mit dem Schlitten
Winterwandern mit Kindern aber ohne Schlitten ist irgendwie undenkbar, denn das eigentliche Highlight für die kleinen Wanderer ist nicht die wohltuend klare Luft, die schön anzuschauende Winterlandschaft oder das Knirschen des Schnees unter den Schuhen. Nein, es ist und bleibt die Fahrt mit dem Rodel. Haben wir die Schlitten dabei, dann ist es allerdings schwer, die Kinder zum Wandern zu motivieren, da sie viel lieber auf diesen draufsitzen. Mal ganz davon abgesehen, dass sie dabei viel zu schnell auskühlen, ist es einfach wahnsinnig anstrengend, ein Kind den Berg auf einem Schlitten hochzuziehen. Aus diesem Grund haben wir im Winter nicht immer die „richtigen Rodel“ dabei, sondern Schneerutscher oder auch Popo-Rutscher genannt. Die klemmen wir einfach außen an den Rucksack und bei der Abfahrt hat jedes Kind dann seinen eigenen kleinen Rutscher, denn die Dinger lassen sich relativ einfach beherrschen.

Die richtige Ausrüstung

Die richtige Ausrüstung ist essenziell für Winterwandern mit Kindern. Schnee und Kälte sind immer eine Herausforderung, auch bei einfachen und kurzen Touren.

Kleidung

Im Winter gilt: Zieht euch an wie eine Zwiebel. Also mehrere passende Schichten übereinander, die bei Bedarf an- und ausgezogen werden können. Wie viele Schichten eure Kinder brauchen, hängt sehr stark davon ab, wie viel sie sich selbst bewegen und wie sehr sie dazu neigen, zu frieren oder zu schwitzen. Denkt bei euren eigenen Schichten daran, dass ihr mit Kindern nicht ganz so schnell unterwegs seid und die Kälte somit eine gute Chance hat, eure innere Wärme zu vertreiben. Zieht ihr dagegen Kind samt Schlitten den Berg hinauf, wird euch ganz sicher ordentlich warm.

Die Sache mit dem Zwiebelprinzip
Dies hier ist eine kleine Erinnerung an alle Eltern, die ihren Kindern zwar mehrere Schichten anziehen, ihnen unterwegs dann aber gerne das eigene Körpergefühl absprechen. Ist den Kindern warm, dann sollten sie auch die Möglichkeit bekommen, eine Schicht auszuziehen oder zumindest die Jacke öffnen zu dürfen, denn genau deshalb sind sie ja wie eine Zwiebel angezogen. Ich weiß, dass es uns Eltern wahnsinnig schwerfällt, bei Kälte das Ausziehen der Jacke für eine Weile zu erlauben. Ich weiß aber auch, dass jeder Mensch, auch Kinder, da ein ganz unterschiedliches Kälteempfinden haben.

Nähere Informationen zum Zwiebelprinzip findet ihr hier.

Ich empfehle euch, euren Kindern im Winter zwei bis drei Schichten anzuziehen. Bedenktdabei aber immer, dass zu viel Kleidung unbeweglich macht und zu große Kleidung nervt. Da ist es mit dem Wanderspaß bei den Kindern schnell vorbei.

  1. Die erste Schicht: Die erste Schicht besteht aus Skiunterwäsche in Form eines dünnen Longsleeves und einer Leggins. Setzt dabei auf Naturmaterialien wie Merinowolle oder ein Seiden-Wolle-Gemisch, denn diese regulieren die Körpertemperatur und die Feuchtigkeit am besten.
  2. Die zweite Schicht: An sehr kalten Tagen oder für kleine Kinder kann eine zweite Schicht Sinn machen. Hier steht die Gemütlichkeit im Vordergrund. Greift auf eine Jogginghose und eine Fleece-Jacke zurück.
  3. Die letzte Schicht: Die letzte Schicht besteht aus einem Schneeanzug oder einer Winterjacke mit Schneehose kombiniert. Dabei ist klar, dass diese Schicht absolut wasserdicht sein muss. Je höher die sog. Wassersäule, desto besser. Damit können sich auch kleine Eisbären sehr lange im Schnee wälzen, ohne dass die Feuchtigkeit eine Chance hat.
  4. Das Drumherum: Zu jeder guten Winterkleidung gehört auch eine passende Mütze, ein Schal und dicke Socken. Außerdem gute und wasserdichte Handschuhe und eine Sonnenbrille.

Mit diesen Tipps seid ihr gut ausgerüstet und könnt zu eurer Winterwanderung mit Kindern aufbrechen. Obwohl, fehlt da nicht noch etwas? Richtig. Die Schuhe.

Schuhe

Die richtigen Schuhe sind für eine Winterwanderung mit Kindern ebenfalls wichtig, denn mit kalten und nassen Füßen ist der Spaß schnell vorbei. Achtet bei der Wahl der Schuhe darauf, dass sie wasserdicht und warm gefüttert sind. Eine wasserdichte und atmungsaktive Gore-Tex-Membran und isolierendes Futter sind hier eine gute Wahl. Eine gute Sohle sorgt für einen stabilen Halt und mit einem hohen Schaft bleiben die Füße der Kinder länger warm.

Grödel

Gab es gerade jede Menge Neuschnee, dann ist Winterwandern eine feine bzw. weiche Sache. Tatsächlich wisst ihr auf einer Wanderung in der kalten Jahreszeit allerdings nicht, was euch erwartet. Angetaute, wieder gefrorene und auch vielbegangene Wege können mitunter sehr hart und rutschig bis spiegelglatt sein. Das erschwert das Wandern ungemein.

Wir haben bei jeder Winterwanderung mit Kindern Grödel. Durch ihre Zacken sorgen Grödel für einen stabilen Halt im Schnee bzw. auf vereistem Untergrund. Kinder, die schon sicher wandern und entsprechend große Schuhehaben, können ebenfalls Grödel nutzen. Die Grödel selbst werden einfach über die Schuhe gezogen, sie brauchen wenig Platz im Wandergepäck und sind sehr leicht.

Winterwandern mit Kindern: Eine Packliste

An dieser Stelle möchte ich noch die guten Nerven erwähnen, die ihr auf jeden Fall auch einpacken solltet. Denn ein bisschen anstrengend kann das Winterwandern mit Kindern durchaus werden. Zumindest meine Kinder stapfen nicht immer mit guter Laune und ohne Pausen den Berg hoch. Da müssen Handschuhe ausgezogen und wieder angezogen, nach Snacks gekramt, Nasen geputzt, Getränke ausgeschenkt, Schlitten gezogen, Streitereien geschlichtet und Wandertiefs überbrückt werden.

Winterwandern mit Kindern: Unterwegs

Die Sache mit der Kälte

In der Natur der Sache liegt beim Winterwandern mit Kindern, dass es kalt ist. Ein „zu kalt“ gibt es aber wirklich selten. Es ist die Aufgabe von uns Erwachsenen, dafür zu sorgen, dass die Kinder dank der richtigen Kleidung trocken und warm bleiben. Wir sind außerdem für eine nie versiegende Quelle heißen Tees oder Kinderpunsch verantwortlich und achten auf die innere Wärme unserer Kinder.

Die Wärme von innen ist unterwegs wirklich wichtig, denn nur mit ihr wird uns beim Winterwandern nicht kalt. Und woher kommt die Wärme von innen? Durch ausreichend Bewegung. Verzichtet deshalb auf ausgedehnte Pausen und legt stattdessen viele kurzen Pausen ein. Zieht sich eine Pause, dann animiert die Kinder zu Bewegungsspielen. Wie wäre es mit einer Schneeballschlacht oder einem Schneeballweitwurf-Wettbewerb.

Kleine Kinder, die viel auf dem Schlitten oder im Tragerucksack sitzen, sollten zusätzlich in einen Fußsack oder ein Tragecover eingepackt werden, denn erfahrungsgemäß kühlen sie sonst zu schnell aus. Wichtig ist, dass auch wir Erwachsenen darauf achten, dass uns nicht zu kalt wird, denn je nach Alter und Spieldrang der Kinder, wandern wir sehr langsam und fangen leicht an zu frieren.

Autorin Stefanie Schindler mit ihrem Buch Mikroabenteuer mit Kindern.
Mikroabenteuer mit Kindern

Ein Mikroabenteuer ist ein Ausflug in die Natur, ein kurzes Ausbrechen aus dem Alltag, ein Outdoor-Erlebnis am Nachmittag. Ein Abenteuer, das im Idealfall direkt vor der Haustüre startet und sich gut in den Familien-Alltag integrieren lässt. In ihrem Buch „Mikroabenteuer mit Kindern“ stellt Stefanie 55 Mikroabenteuer-Ideen vor, die Familien zusammenschweißen. Dazu gibt es viele erprobte Tipps für den leichten Abenteuer-Einstieg.

Infos zum Buch

Kinder im Winter zum Wandern motivieren

Die Kinder haben beim Winterwandern einen Durchhänger? Dann brauchen sie einen kleinen Motivationskick. Sehr häufig bedeutet ein „Ich kann nicht mehr laufen“ einfach nur „Mir ist langweilig“. So ein Wandertief kann gut mit Ablenkung überbrückt werden.

Lese-Tipp: Kinder zum Wandern motivieren – Die besten Tipps und Tricks

Im Winter sorgt der Schnee für reichlich Wanderabwechslung. Wie wäre es mit einer Schneeballschlacht unterwegs? Oder ihr haltet Ausschau nach Tierspuren? Meine Stadtkinder sind immer noch ganz hin und weg, wenn wir Spuren von Rehen finden. Frisch verschneite Bäume mit tiefhängenden Ästen sorgen für einen super Schneeregen und Eiszapfen schmecken besser als jeder Lolli. Die Suche danach bringt euch schon ein paar Wegmeter weiter. Ich breche im Winter auch gerne eine „Streit“ vom Zaun, wer beim Rückweg von uns wohl am schnellsten auf dem Schlitten ist. Die Aussicht auf eine warme Hütte mit leckerem Essen kann meist noch letzte Energie-Reserven aktivieren. Ganz nach dem Motto: Das Ziel ist der Weg.

Winterwandern mit Kindern ist eine großartige Sache und wer die Möglichkeit hat, im Winter in den Schnee zu fahren, der sollte sich diese Stunden an der frischen Luft nicht entgehen lassen. Für uns sind sie ein wichtiger Ausgleich zu den vielen Stunden drinnen, die der Winter so mit sich bringt.

Viel Spaß im Schnee mit euren Kindern.