Wer mit Kindern wandert, der kennt das sicherlich: Die Kinder laufen während einer Tour mal mehr mal weniger motiviert. Das kann unterschiedliche Gründe haben. Langweilige Wege, zu wenig Zeit zum Entdecken, falsche Kleidung oder auch zu lange Touren nehmen den Kindern den Spaß an einem Wandertag. Fehlen uns Eltern zudem gute Ideen, wie wir die Kinder aus einem Wandertief rausholen und zum Wandern motivieren können, wird es mit dem Vorankommen schwierig.

Im Folgenden habe ich die besten Tipps und Tricks aufgeschrieben, um Kinder zum Wandern zu motivieren.

Vor der Wanderung

An dieser Stelle muss ich leider alle Eltern enttäuschen, die dachten, dass es beim Wandern mit Kindern ausreicht, nur ab und zu in die Wandermotivations-Trickkiste greifen zu müssen. Die „Arbeit“ beginnt schon vor der eigentlichen Tour. Die gute Nachricht ist: Wer schon vorab ein wenig mehr Zeit investiert, der wird unterwegs weniger motivieren müssen.

Eine spannende Wanderung finden

Spannende Wanderwege sind das A und O, um Kinder zum Wandern zu motivieren. Bei einem abenteuerlichen Weg vergessen sie, dass sie überhaupt laufen. Vor allem bergauf sind Wege, auf denen gekraxelt werden kann, die beste Motivation. Wir Eltern müssen bei der Planung das richtige Mittelmaß zwischen abwechslungsreichen Touren und Sicherheit am Berg finden. Keine leichte Aufgabe, aber die investierte Zeit lohnt sich.

Die Kinder an der Planung beteiligen

Ich plane unsere Touren mit Tourenplaner-Apps. Dennoch besitze ich viel Kartenmaterial und zeige dort meiner Tochter die geplante Route. Dann entdecken wir gemeinsam, was entlang der Tour eingezeichnet ist: Eine bewirtschaftete Hütte, Wasserläufe, Spielplätze oder Seen. Mit diesem Wissen hat sie (zum Glück) noch nie gesagt, dass sie nicht wandern möchte.

Lesetipp: So plant ihr eine geeignete Wandertour für Kinder

Genügend Zeit einplanen

Für Kinder bedeutet wandern in erster Linie „spielen“ und sie wollen unterwegs die Natur entdecken. Dafür ist keine Zeit, wenn wir Eltern sie mit Zeitdruck im Nacken andauernd zum Weiterwandern antreiben. Bei einem Wandertag mit Kindern ist weniger mehr. Am besten planen wir Eltern eine kurze Tour und bringen einen Tag voller Zeit mit. Der Spaß am Unterwegssein sollte für Kinder immer im Vordergrund stehen.

Für ein spannendes Wanderziel sorgen

Das Ziel ist der Weg. Eigentlich lautet der Spruch ja umgekehrt, aber ein spannendes Ziel wie eine Hütte, ein Seeufer oder eine Burgruine bringen Abwechslung in eine Wanderung und sollten von uns Eltern bei der Planung berücksichtigt werden.

Ihr habt schon genug Tagesausflüge gemacht und plant eine Hüttenübernachtung mit euren Kindern? Hier gibt euch Stefanie 10 Tipps für eine Hüttentour mit Kindern.

Einen eigenen Rucksack packen lassen

Für manche Kinder ist ein eigener und selbst gepackter Rucksack eine gute Motivation zum Loskommen. Allerdings sollten die Kinder selbst entscheiden dürfen, ob sie einen Rucksack tragen möchten oder nicht. Die einen Kindern lieben es, diese Verantwortung zu schultern, andere Kinder fühlen sich mit dem Gepäck auf dem Rücken beim Spielen zu sehr eingeschränkt.

Unterwegs

Ins Wandern kommen

Ihr steht am Ausgangspunkt zu eurer gemeinsamen Wanderung und die Kinder beginnen zu nörgeln. Das Loskommen fällt Kindern nicht immer leicht, denn der Wechsel vom Auto bzw. Bus zum Loswandern geht ihnen manchmal zu schnell. Dazu kommt, dass viele Kinder im Alltag am Vormittag eine Brotzeit einlegen und sie schlicht Hunger verspüren. Zusätzlich ist es leider so, dass die meisten Wanderwege nicht gleich abenteuerlich starten, sondern erst einmal ein gähnend langweiliger Wirtschaftsweg vor uns Familien liegt.

Damit der Wandertag nicht gleich für alle mit Frust beginnt, gibt es bei uns vor der Wanderung noch einmal etwas zum Stärken und ich sorge direkt für Ablenkung (viele Ideen dazu folgen gleich), damit wir überhaupt ins Wandern kommen. Damit ist der erste Schritt geschafft.

Ebenfalls interessant: Die 10 häufigsten Fragen rund um das Wandern mit Kindern

Bedürfnisse der Kinder beachten

„Ich kann nicht mehr laufen!“ Diese Aussagen kennen wir Eltern von unseren Kindern beim Wandern sicherlich alle. Genau hinschauen lohnt sich in dieser Situation immer, denn vor allem kleinere Kinder können ihre Bedürfnisse nicht immer richtig benennen. Sprich, sie haben Hunger oder Durst, ihnen ist zu kalt oder zu warm, und sie bleiben erst einmal stehen. Selbstverständlich kann es auch sein, dass sie wirklich eine kurze Pause brauchen.

Für Ablenkung sorgen

Sehr häufig bedeutet beim Wandern mit Kindern ein „Ich kann nicht mehr laufen“ einfach nur „Mir ist langweilig“.

Was können wir Eltern tun, wenn unsere Kinder unterwegs nicht mehr wandern möchten? Ein Wandertief kann mit Ablenkung überbrückt werden. Ihr erinnert euch: Wandern bedeutet für Kinder in erster Linie „spielen“. Im Folgenden habe ich ganz viele Motivationstricks für unterwegs aufgeschrieben. Sucht euch die Tricks raus, die zum Alter und zum Temperament eurer Kinder am besten passen.

Wandern mit Kindern: Die besten Motivationstricks für unterwegs

Spiele in der Natur

  • Hüpfen: Bei diesem Spiel darf der Boden nicht betreten werden. Stattdessen hüpft ihr von Stein zu Stein, tretet auf Blätter, herumliegende Äste oder Gras.
  • Schätze sammeln: Kinder heben andauernd etwas vom Boden auf. Sucht und sammelt unterwegs kleine Naturschätze, wie einen besonders schönen Stein, ein wunderschöner Tannenzapfen oder ein interessantes Stück Rinde.
  • Balancieren: Baumstämme eignen sich wunderbar zum Balancieren. Je nach Weg gibt es vielleicht auch eine kleine Mauer am Wegesrand oder der Übergang zwischen Wirtschaftsweg und Wiese muss genau getroffen werden. Achtung: Auf keinen Fall auf aufgestapelten Baumstämmen herumklettern, denn diese können ins Rollen kommen.
  • Wanderstöcke suchen: Mit Wanderstöcken wandert es sich einfach besser. Ein passender Stock muss allerdings erst einmal gefunden werden und die Suche sorgt für Ablenkung. Mit dem Stock kann dann die Fantasie der Kinder angeregt werden, denn er kann sich sehr schnell in eine Rakete, einen fliegenden Besen oder ein Einhorn (Sorry, ich bin Mädels-Mama) verwandeln. Ältere Kinder können in den Pausen an dem Stock schnitzen üben.
  • Beeren oder Kräuter pflücken: Haltet zusammen Ausschau nach Beeren oder Kräutern, die ihr pflücken und im Idealfall gleich essen könnt. Selbstverständlich solltet ihr nur vom Wegesrand naschen, wenn ihr euch absolut sicher seid, dass die Pflanzen essbar sind.

Rätsel- und Ratespiele für die Wandermotivation

  • Aufgaben lösen: Bei uns heißt diese Wandermotivation für Kinder „Absperrung spielen“. Jeder hat einen Stock. Einer läuft vor und sperrt den Weg mit dem Stock ab. Sobald die anderen Wanderer an der Absperrung angekommen sind, fragen sie: „Was müssen wir machen?“. Damit die Absperrung aufgeht, müssen kleine Aufgaben gelöst werden. Beispiele gefällig? Auf einem Bein hüpfen, ein Lied singen, auf Englisch bis drei zählen, einen Zauberspruch ausdenken, fünf Tiere nennen, die im Wald wohnen usw. Das Schöne an diesem Spiel ist, dass es individuell an das Alter der Kinder angepasst werden kann.
  • Ich sehe was, was du nicht siehst: Ein Klassiker unter den Ratespielen.
  • Tiere raten: Bei diesem Spiel denkt sich eine Person ein Tier aus und die Mitspieler müssen es anhand seiner Beschreibung erraten. Zum Beispiel: „Ich kenne ein Tier, das ist grün und sagt Quak“.
  • Einen Gegenstand erraten: Ein Kind denkt sich einen Gegenstand aus. Die anderen Wanderer müssen herausfinden, um welchen Gegenstand es sich handelt, in dem sie Fragen dazu stellen. Die Fragen müssen so gestellt werden, dass sie nur mit „Ja“ oder „Nein“ beantwortet werden können.
  • Dies oder Das: Bei diesem Spiel geht es darum, möglichst schnell und spontan eine Antwort zu geben. Ich sage zum Beispiel: Pizza oder Nudeln, Meer oder Berge, Sommer oder Winter, See oder Schwimmbad usw. Die Antworten der Kinder können für uns Eltern mitunter sehr interessant sein.
  • Wie gut kennts du mich-Fragen: Dabei stellen wir uns gegenseitig Fragen wie: „Was ist meine Lieblingsfarbe?“ oder „Was ist mein Lieblingsessen“.
  • Wörterketten bilden: Haus-Tür, Tür-Schloss, Schloss-Hof. Bei uns sind selbstverständlich Fantasie-Wortketten erlaubt.
  • Geocaching: Wir haben irgendwann mit Geocaching (eine GPS-Schnitzeljagd) angefangen und ich gebe es zu: Es macht süchtig. Wir Eltern haben zudem festgestellt, dass das Cachen nicht nur beim Wandern, sondern auch bei einem Stadt- oder Dorfbummel wahre Wunder vollbringen kann, was die Laufmotivation der Kinder anbelangt.
Autorin Stefanie Schindler mit ihrem Buch Mikroabenteuer mit Kindern.
Mikroabenteuer mit Kindern

Ein Mikroabenteuer ist ein Ausflug in die Natur, ein kurzes Ausbrechen aus dem Alltag, ein Outdoor-Erlebnis am Nachmittag. Ein Abenteuer, das im Idealfall direkt vor der Haustüre startet und sich gut in den Familien-Alltag integrieren lässt. In ihrem Buch „Mikroabenteuer mit Kindern“ stellt Stefanie 55 Mikroabenteuer-Ideen vor, die Familien zusammenschweißen. Dazu gibt es viele erprobte Tipps für den leichten Abenteuer-Einstieg.

Infos zum Buch

Manchmal darf es auch etwas Süßes sein

Bei uns wird beim Wandern sehr häufig ein Snack gereicht und der ist dann auch süß. Ein Belohnungssystem haben wir allerdings nicht eingeführt. Ich bin kein Fan davon, den Kindern eine Tüte Gummibärchen vor die Nase zu halten wie die berühmte Karotte vor Esels Kopf und sie dann erst am Wanderziel zu überreichen. Stattdessen läuft es bei uns wie folgt ab:

  • Süßigkeiten-Tankstelle: Wir haben eine kleine Dose mit Gummibärchen, kleinen Keksen, Nüsse usw. dabei. Ab und zu legen wir dann einen sog. Tankstellen-Stopp ein und jeder darf sich etwas aus der Box aussuchen. Klar ist, dass Tankstellen nur an Kurven oder besonders schönen Plätzen liegen, die wir gemeinsam finden müssen.
  • Der Wanderwichtel: Manchmal, da gibt es im Wald oder in den Bergen wirklich kleine Wichtel. Und diese verstecken hin und wieder Naschereien hinter Steinen oder unter Büschen.

Kinder zum Wandern motivieren: Hauptsache lustig

  • Brücken bauen: Bei diesem Spiel läuft ein Erwachsener vor und stellt sich breitbeinig auf den Wanderweg. Die Kinder müssen durch die Beinbrücke gehen oder krabbeln und schon steht der nächste Erwachsene ein paar Meter weiter vorne und hat die nächste Brücke gebaut.
  • Wandern einmal anders: Immer nur geradeaus wandern ist langweilig? Zum Glück gibt es ganz viele Laufvariationen: Im Gänsemarsch wandern, rückwärtslaufen, wie Elefanten durch den Wald stampfen, in Schlangenlinien hintereinandergehen usw.
  • Verstecken spielen: Bei diesem Motivationsspiel ist es ganz wichtig, dass wir Eltern uns sehr theatralisch erschrecken, wenn die Kinder aus ihren Verstecken hüpfen.

Geschichten und Lieder

  • Geschichten weiterspinnen: Wir Eltern beginnen mit einer Geschichte, die die Kinder dann weitererzählen.
  • Lieder singen: Wie viele Lieder kennt ihr eigentlich? Was bei uns auf Autofahrten immer gut geht, funktioniert auch beim Wandern: Wir trällern laut Lieder durch die Berge.
  • Sich selbst eine Geschichte ausdenken: Für sehr kreative Eltern.
  • Die Lieblingsfiguren der Kinder nachspielen: Kennt ihr das Stachelschwein Mathilda aus dem Buch „Der kleine Drache Kokosnuss?“. Das kann sich zu einer Kugel zusammenrollen und blitzschnell den Berg runterkullern. Oder ist doch der Drache schneller? Wir haben es schon häufig getestet. Sicherlich haben alle Kinder Figuren, die gerade „In“ sind und zum Wandern motivieren können.

Mit anderen Kindern wandern gehen

Mit anderen Familien wandern gehen, kann die beste Wandermotivation für Kinder sein. Ich schreibe bewusst kann, denn Kinder und Erwachsene müssen dabei gut zusammenpassen. Kleine Wanderer können sich gegenseitig durchaus demotivieren und ich persönlich habe keine Lust mit Eltern wandern zu gehen, die unterwegs wenig erlauben und den spielerischen Aspekt in den Hintergrund stellen.

Nach der Wanderung

Nach der Wanderung ist vor der Wanderung. Meine Kinder haben ein Kinder-Wandertagebuch, dass wir mehr oder weniger regelmäßig führen. Den Kindern macht es Spaß und sie freuen sich beim Ausfüllen gleich auf die nächste Tour.

Von allein läuft bzw. wandert es sich mit Kindern selten. Wir Eltern müssen dafür sorgen, dass die Stimmung nicht kippt und keine Langweile aufkommt. Das kann mitunter anstrengend sein. Aber am Ende vom Tag sollten wir alle, Kinder und Eltern, mit vielen schönen Wandererinnerungen zurück nach Hause kommen. Dann steht auch der nächsten Wanderung mit Kindern nichts mehr im Wege.

Viel Spaß beim Planen, Wandern und motivieren.