Wandern auf dem Goldsteig ist definitiv ein Erlebnis: 660 Kilometer bestens ausgebaute Wanderwege führen durch das größte zusammenhängende Waldgebirge Mitteleuropas und bringen dich von Marktredwitz im Fichtelgebirge durch einen Nationalpark und fünf Naturparks bis nach Passau. Wer möchte kann an vielen Stellen auch auf den tschechischen Parallelweg wechseln. Mit insgesamt drei verschiedenen Routen ist so für alle Wanderbegeisterten der richtige Schwierigkeitsgrad dabei.
Das Streckennetz des Goldsteigs umfasst etwa 2.000 Kilometer – so viel wie kein anderer Fernwanderweg in Deutschland. Du hast die Möglichkeit, den gesamten Fernwanderweg in etwa 23 Tagesetappen zu bezwingen oder du suchst dir eine Teilstrecke nach deinem Geschmack aus. Auch Rundwege sind möglich, bei denen du immer wieder zwischen Bayern und Tschechien hin und her wechseln kannst und echte Wildnis erlebst.
Fernwanderweg mit Prädikat
Der Goldsteig ist seit 2007 Deutschlands längster zertifizierter Qualitätswanderweg. Ausgezeichnet wurden neben der Wegebeschaffenheit und der Naturattraktivität auch die kulturellen Sehenswürdigkeiten sowie das Wanderleitsystems. Das sorgt für ein ungetrübtes Wandererlebnis, bei dem du die Natur um dich herum in vollen Zügen genießen kannst.
Nicht umsonst wurde der Goldsteig auch in die Riege der „Top Trails of Germany“ aufgenommen und gehört damit zu den besten und schönsten Fernwanderwegen Deutschlands.
Streckenverlauf des Goldsteigs
Seinen Ausgangspunkt hat der Goldsteig in Marktredwitz im Fichtelgebirge. Von dort verläuft er durch den Oberpfälzer Wald sowie den Bayerischen Wald zum Zielort Passau. Kurz nach Thanstein teilt sich der Fernwanderweg in die anspruchsvollere Nordroute (291 km), die über die Gipfel des Bayerischen Waldes führt und die flachere und damit etwas einfachere Südvariante (253 km). Kurz vor dem Zielort Passau treffen sich die beiden Routen wieder.
Daneben gibt es noch die Goldsteig-Parallelroute auf der Tschechischen Seite der Grenze.
Die Streckenplanung ist dank eines umfangreichen Angebots an kostenlosem Kartenmaterial sowie Online- Routenplanern denkbar einfach. Zu jeder Etappe findest du online alles, was du wissen musst.
Unterwegs gibt es zahlreiche Gastgeber, die neben Unterkunft und Verpflegung auch Lunchpakete sowie einen Gepäckservice anbieten. Auch Campingplätze stehen zur Verfügung.
Die drei verschiedenen Möglichkeiten für deine Route auf dem Goldsteig wollen wir dir hier kurz vorstellen:
Die drei Varianten des Goldsteigs
In Marktredwitz startet oder endet der Goldsteig. Das gilt sowohl für die Nord- als auch für die Südvariante der Tour. Wanderst du von hier in Richtung Passau, durchquerst du zunächst den Steinwald, kommst an der romantischen Burgruine Weißenstein vorbei und erreichst das „Land der Tausend Teiche“ bei Tirschenreuth. Weiter geht’s durch das tief eingeschnittene Waldnaabtal nach Neustadt an der Waldnaab. Am Wegesrand warten nun die Festspielburg Leuchtenberg und die Burg Trausnitz, bis du in der Goldgräberstadt Oberviechtach ankommst. Nach dem Prackendorfer und dem Kulzer Moos musst du dich nun entscheiden: Wanderst du über die entspanntere Südroute oder erklimmst du auf der Nordroute die Gipfel im Bayerischen Wald?
Parallel dazu gibt es, wie beschrieben, die tschechische Variante des Goldsteigs. Sie verläuft nur wenige Kilometer östlich der deutschen Route und führt von Chodová Planá durch Böhmen ebenfalls nach Passau. Weiter unten erfährst du mehr.
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Variante #1: Die Südroute
Entscheidest du dich für die Südroute, wartet ein bunter Wechsel aus schattigen Waldwegen und frischen Wiesenwegen auf dich. Immer wieder kannst du grandiose Aussichten genießen: An klaren Tagen ist die Alpenkette vom Dachstein bis zur Zugspitze am Horizont zu erkennen.
Auf 15 Etappen, die immer wieder mit leichten Auf- und Abstiegen verbunden sind, wanderst du durch das Naturschutzgebiet „Hölle“ und den Felsenpark bei Falkenstein bis du die sonnigen, üppig grünen Mischwälder des Bayerischen Waldes erreichst. Die Route empfiehlt sich besonders im Frühling, da die Vegetation dank klimatisch günstiger Verhältnisse immer schon ein paar Wochen früher dran ist als anderswo. Die Südvariante des Goldsteigs führt dann zu den Berghängen des Brotjacklriegels entlang der „Schwarzen Perle“ Ilz bis nach Passau.
Variante #2: Die Nordroute
Wer eine etwas anspruchsvollere Route bevorzugt, wählt am besten die Nordroute. Sie führt über die 1000er Gipfel im Bayerischen Wald.
Zunächst geht es vorbei an Thanstein, über die Steinerne Wand nach Rötz. Dann wanderst du vorbei an Waldmünchen und Furth im Wald, bis du das bayerisch-böhmische Grenzland erreichst. Jetzt befindest du dich unter dem „Grünen Dach Europas“, der größten zusammenhängenden Mittelgebirgslandschaft Europas zwischen Atlantik und Ural. Beschauliche Städtchen, Kultur und die beinahe unberührte Natur des Nationalparks Bayerischer Wald wechseln sich ab.
Als nächstes geht es auch schon hinauf auf die Tausender: Hohenbogen, Kaitersberg, Großer Arber, Falkenstein, Rachel, Lusen und Dreisessel. Das ist definitiv ein Highlight der Tour! Besonders die zwei Geotope „Blockmeer am Lusen“ sowie die bizarren Granitfelsen am Dreisessel bleiben in Erinnerung.
Etwas weiter südlich erreichst du schließlich das Dreiländereck, die Landschaft öffnet sich und gibt den Blick über das Donautal und das Mühlviertel frei. Jetzt ist es nicht mehr weit bis zum Zielort Passau.
Variante #3: Der Goldsteig in Tschechien
Ziemlich genau parallel zur deutschen Variante des Goldsteig verläuft die Zlatá Stezka auf der tschechischen Seite der Grenze. Sie führt von Chodová Planá in der Region Pilsen bis zum Grenzübergang Marchhäuser/ České Žleby in Südböhmen, wo der Weg wieder auf die Nordroute des deutschen Goldsteigs trifft.
Die Route umfasst 289 Kilometer und ist durch ein oranges „S“ gekennzeichnet. Interessant ist vor allem die Möglichkeit, vom deutschen Goldsteig zum tschechischen Bruderweg zu wechseln. Das geht an 13 Grenzübergängen und ist dank bester Beschilderung sehr einfach. Mit allen Querverbindungen und Zubringerwegen umfasst das Wandernetz des Goldsteigs ganze 2.000 Kilometer.
Zu erleben gibt es auch auf dem Goldsteig in der Tschechischen Republik einiges: Der Weg führt direkt hinein in den Nationalpark Šumava. Zunächst geht es vorbei an den Burgruinen Hus und Libínské sedlo sowie dem Aussichtsturm Libín mit einem Ausblick, den du dir nicht entgehen lassen solltest, bis du nach Prachatice kommst – der „Renaissance-Perle Südböhmens“. Das Museum dort ist definitiv einen Besuch wert und gibt Einblicke in die Geschichte des Goldsteigs und den historischen Salzhandel.
Weiter Richtung Westen kommst du an einigen schönen Städtchen sowie der höchstgelegenen Burg Böhmens, der Burg Kašperk vorbei, in die Region Pilsen. In Pilsen verlässt du allmählich den Nationalpark und kommst in den Böhmerwald. Kdyně ist die nächste wichtige Station auf dem Weg, von wo aus der Wanderweg nach Domažlice führt – ins Herz des eigenwilligen und bezaubernden Chodenlandes. Tradition und Brauchtum der Choden werden hier im Museum des Chodenlandes präsentiert und die Chodenburg bietet mit ihrem Aussichtsturm einen grandiosen Ausblick.
Von Domažlice aus windet sich der Weg dann hoch in Richtung Klenčí pod Čerchovem, steigt zum Felsen Sádkova skála an und führt danach steil bergab über Postřekov nach Poběžovice.
Die folgende Strecke nach Bělá nad Radbuzou überrascht mit zahlreichen Sehenswürdigkeiten, bevor in Přimda eine steil emporragende Wachburg den Wanderer schon von Weitem empfängt. Durch die vielfältige Landschaft des Šumava führt dich der Weg weiter über Staré Sedliště nach Tachov. Der letzte tschechische Goldsteig-Abschnitt führt dann nach Chodová Planá, wo sich die Route wieder mit dem deutschen Teil des Goldsteigs vereint.
Geschichte des Goldsteigs – Fernwandern auf alten Handelsrouten
Der Goldsteig hat eine lange Geschichte, die bis ins 13. Jahrhundert zurückreicht. Damals war ein Teil Strecke die wichtigste Handelsverbindung zwischen Böhmen und dem Westen des Reichs unter Kaiser Karl IV. Neben Salz – dem „weißen Gold“ seiner Zeit – wurde auch echtes Gold auf der Strecke transportiert. Selbst alte Grenz- und Schmugglerpfade wurden in das Wegnetz eingebunden. Dementsprechend ranken sich viele Sagen und Räubergeschichten um den Goldsteig, wie die vom Räuber Heigl, dem Robin Hood von Bayern, der sich in einer Höhle unterhalb des Kreuzfelsens versteckt hielt und von dort reiche Bauern und Geistliche überfiel. An der Räuber-Heigl-Höhle kommst du auf einer der Etappen auf dem Goldsteig vorbei.
Wer sich vor Antritt seiner Fernwanderung mit der Historie der Gegend beschäftigt, kann noch mehr Zeugnisse dieser vergangenen Tage entdecken. So gibt es etliche Spuren der damaligen Goldgewinnung: Der Goldberg mit uralten Bergwerkstollen bei Goldkronach lädt zur Erlebnistour ein oder du besuchst den Goldlehrpfad bei Oberviechtach, während du auf dem Goldsteig unterwegs bist. An einigen Stellen kannst du dich sogar selbst einmal im Goldwaschen versuchen – besonders für Familien ein großer Spaß.