Klettersteige sind beliebter denn je: Noch vor wenigen Jahren als „Pseudo-Bergsteigen“ belächelt, erleben sie zur Zeit einen regelrechten Boom. Der Grund hierfür sind die Vielfalt und die Intensität der Outdoor-Erlebnisse, mit denen diese Touren mit ihren oft ausgesetzten Passagen aufwarten können. Die Tatonka-Mitarbeiter Michi Bösiger und Ralf Karlinger stellen zwei ihrer Favoriten vor.

Einmalige Outdoor-Erlebnisse in luftigen, zum Teil schwindelerregenden Höhen verheißen Klettersteigtouren, die Bergliebhaber und Outdoor-Sportler vor ganz besondere Herausforderungen stellen können: Sie erfordern stets eine mehr oder minder große Risikobereitschaft und Kraftanstrengung, belohnen aber dafür mit herrlichen Ausblicken. Auch von Einsteigern und Felsneulingen kann das Klettersteiggehen einfach erlernt, geübt und nach und nach verbessert und ausgeweitet werden; die verschiedenen Schwierigkeitsgrade sprechen Anfänger und „Aufwärmer“ ebenso an wie leistungsstarke Bergfans und absolute Experten in der Vertikalen.

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Der Reiz der Klettersteige liegt in ihren Gegensätzen und Extremen: Schwierige Passagen in der Vertikalen können hier mit ebenfalls ausgesetzten, aber bequemen Gehetappen abwechseln; manche Gratwanderungen gleichen einem gefährlichen Balanceakt, andere laden zum entspannten Marschieren ein. Manche können von Familien bequem gemeistert werden, andere stellen selbst an ausdauernde Leistungssportler die größten Herausforderungen.

Wie breit und abwechslungsreich das „Via Ferrata“-Spektrum ist, beweisen die Tourentipps der Tatonka-Außendienstmitarbeiter Michi Bösiger und Ralf Karlinger: Einen leichten Klettersteig, der technisch einfach zu meistern ist, aber dennoch durch seine spektakulären ausgesetzten Passagen einige Herausforderungen bereithält, und eine etwas sportlichere Tour mit höheren Schwierigkeitsgraden und abwechslungsreichen Etappen.

Gut zu wissen: Grundwissen Klettersteige für Einsteiger – Tipps für eine sichere Klettersteigtour

Pinut: Historischer Klettersteig in der Schweiz lockt Einsteiger an die Seile

Mit herrlichen Aussichten und spannenden Etappen lockt der Klettersteig Pinut in Flims, den Tatonka-Mitarbeiter Michi Bösiger aufgrund seines nur geringen technischen Schwierigkeitslevels auch für Einsteiger und Familien mit Kindern ab zwölf Jahren empfiehlt. Ein gemütlicher Spaziergang ist der Pinut dennoch nicht – er wird bei einer Schwierigkeit von A bis B eingeordnet und erfordert gewissenhafte Sicherheitsvorkehrung.

Flims liegt etwa 20 Autominuten von Chur und 90 Autominuten von Zürich entfernt. Mit dem Auto erreicht man den Pinut über die A3/A13 nach Chur. Nehmt bei der Anreise über den San Bernardino die Ausfahrt Reichenau; für alle Klettersteigliebhaber, die über den Lukmanier- oder Oberalppass anreisen, bietet sich eine Fahrt mit eindrucksvollen Panoramablicken. Bequem mit der Bahn reist man bis nach Chur oder nach Ilanz und steigt dort in das Postauto um.

Der Pinut blickt auf eine lange Geschichte zurück: Mitte des 18. Jahrhunderts wurde er erstmals schriftlich erwähnt. Lange Zeit nutzten die ansässigen Bauern die Terrassen des Flimsersteins als Weiden. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde der Pinut dann zur Touristenattraktion, die jedoch nur wenige Jahrzehnte später wieder in Vergessenheit geriet. 2005 musste der Steig aus Sicherheitsgründen gesperrt werden. Im Zuge der Renovierung 2007 erhielt er einen neuen Zustieg, der hinter dem freistehenden Meilerstein vorbeiführt und so die gefährliche Schlucht meidet.

Technisch stellt der Pinut keine großen Herausforderungen an die Bergliebhaber (Schwierigkeitsskala A-B): Treppen und Stege erleichtern den Aufstieg, über insgesamt zwölf Leitern führt er drei fast senkrechte Felswände empor und quert die Terrassen Pinut und Pardatsch. Dennoch ist der Pinut nichts für schwache Nerven: Der Klettersteig führt ausgesprochen exponiert durch die Wand und bietet atemberaubende und schwindelerregende Blicke in die Tiefe.

Ebenfalls interessant: Leichte Klettersteige in den Alpen – Die drei schönsten gesicherten Steige für trittsichere Wanderer

Nachdem der Klettersteiggeher die kleine Höhle und die schmale Rinne passiert hat, gelangt er auf die Terrasse Pinut, die einen herrlichen Panoramablick auf die im Tal liegenden Dörfer Flims und Laax bietet. Über einen Steig gelangt man in Serpentinen zum nächsten Felsaufschwung; über Felsriegel und einen letzten sehr steilen Steig führt der Weg bis hinauf auf die ausgedehnten, üppigen Weideflächen des Flimsersteins, die zur Rast und zu genussvollen Rundumblicken einladen. Abschluss der beeindruckenden Tour bietet der malerische Abstieg nach Bargis.

Wanderzeiten Aufstieg

  • von Flims Dorf nach Fidaz Milchseilbahn: ca. 45 min
  • von Fidaz Milchseilbahn nach Anseilplatz: ca. 30 min
  • von Historischer Klettersteig Pinut nach Servetsch Pinut: ca. 2:20 h
  • von Servetsch Pinut nach Cassons: ca. 2:45 h

Wanderzeiten Abstieg

  • von Servetsch Pinut bis Bargis: ca. 1 h
  • von Bargis bis Fidaz: ca. 1 h
  • von Fidaz bis Flims Dorf: ca.35 min
  • von Cassons bis Flims Dorf (per Bahn): ca. 45 min

Weitere Informationen zur Klettersteigtour auf dem Pinut erhaltet ihr hier.

Tatonka-Mitarbeiter Michi Bösiger war auf dem Pinut – und hat zahlreiche eindrucksvolle Bilder von der Tour mitgebracht. Ihr findet sie im Anhang an diesen Artikel

Drachenwand-Klettersteig in Österreich : Sportliche Herausforderung mit atemberaubenden Ausblicken

Tatonka-Außendienstmitarbeiter Ralf Karlinger empfiehlt den beliebten Drachenwand-Klettersteig am oberösterreichischen Mondsee. An den Wochenenden ist er meist überfüllt, deshalb solltet ihr euch für diesen einmaligen Klettersteig ein, zwei freie Tage unter der Woche gönnen. Von Mai bis Oktober ist der Klettersteig bei trockenem Wetter gut zu begehen, bei Regen wird er jedoch unpassierbar.

Die meisten Etappen sind mäßig anspruchsvoll (Schwierigkeitsgrad: meistens B), einige Passagen (Schwierigkeitsgrad: C, manchmal auch D) jedoch erfordern Kraft, Trittsicherheit, Ausdauer und Konzentration. Der gesamte Klettersteig ist gut mit Stahlseil, Leitern und Trittstiften abgesichert, natürlich ist auch hier eine komplette Klettersteigausrüstung mit Helm und Handschuhen unverzichtbar.

Der Mondsee und der Drachenwand-Klettersteig befinden sich unweit von Salzburg. Nehmt die Westautobahn bis zur Abfahrt Mondsee und fahrt durch den Ort am Westufer des Sees entlang bis nach Gries. Dort biegt ihr rechts nach St. Lorenz ab und erreicht schließlich den Gasthof Drachenwand (traditonsreiches Unternehmen mit herrlicher, bodenständiger Küche). Dort lasst ihr euer Auto stehen und folgt dem Wanderweg in Richtung Drachenwand.

Lese-Tipp: Die 3 schönsten Klettersteige am Gardasee – Sonnige Klettersteige für schöne Herbsttage rund um den Gardasee

Der Zustieg zum Klettersteig befindet sich am Westufer des Mondsees und ist rasch zu erreichen (Tipp von Ralf Karlinger: Nehmt Badesachen mit und erfrischt euch nach dem anstrengenden Aufstieg und dem teilweise schwierigen Abstieg mit einem Sprung in den Mondsee). Dieser abwechslungsreiche Klettersteig überwindet 560 Höhenmeter und bietet eine spannende Mischung aus herausfordernden und verhältnismäßig unkomplizierten, „entspannten“ Passagen. Der Blick hinunter auf den Mondsee begleitet die Kletterer während ihres Aufstiegs, der mit zwei Leitern an der Einstiegswand beginnt.

Die Passage der Franzosenscharte ist ein anspruchsvoller Weg, der jedoch mit einmaligen Ausblicken belohnt wird. Nach der Franzosenschanze verbindet eine etwa zwanzig Meter lange Hängebrücke einen exponierten Pfeiler mit der steilen Felswand – eine kurze, aber spektakuläre Etappe, bei der Nervenkitzel garantiert ist. Nach dem Ausstieg führt ein breiter, felsiger Rücken zum Gipfel. Er bietet einen unvergleichlichen Weitblick vom Seengebiet bis hin zum Dachsteinmassiv und belohnt so für die Anstrengungen des Aufstiegs.

Auch der Abstieg vom Drachenwand-Klettersteig hält einige Überraschungen bereit: Der Abstieg beinhaltet einen zweiten Aufstieg, und für bequemes, sicheres Bergabgehen sind Stöcke unverzichtbar. Bei Nässe kann der Abstieg sehr heikel werden. Generell wird auf dieser Tour vor einer erhöhten Steinschlaggefahr gewarnt, deshalb sollte die Klettersteigroute niemals verlassen werden.

Wanderzeiten:

  • Gehzeit: 4 Stunden
  • Zustieg: ca. 30 Minuten
  • Aufstieg: 2 Stunden
  • Abstieg: 1,5 Stunden

Höhenunterschied: Klettersteig: 400 m, Gesamt: 560 m

Weitere Informationen zum Drachenwand-Klettersteig erhaltet ihr hier

Spektakuläre Weitsichten und sportliche Herausforderungen am Fels: Ralf Karlinger war in der Drachenwand – und hat die aufregende Tour fotografiert. Seine Bilder findet ihr ebenfalls im Anhang.