Ein entspannter, abwechslungsreicher Wanderfluss ist die Lahn. An ihren Ufern warten imposante Zeugnisse der Geschichte und charmante Städtchen darauf, entdeckt zu werden: Ideal auch für einen kombinierten Aktivurlaub mit Paddeln, Wandern und Biken. Geh mit Tatonka auf Tour und genieße bei gleichmäßigen Paddelschlägen eine erfrischende Auszeit vom Alltag.

Im südöstlichen Rothaargebirge entspringt die Lahn, einer der beliebtesten deutschen Flüsse für Wassersport und Wasserwanderungen. Mit seinen vielen Schleusen, die zum Teil von Hand zu bedienen sind, und den leichten Stromschnellen eignet sich die Lahn sowohl für Paddelneulinge als auch für geübte Kanuexperten.

Wissenswertes für die Strecke

Rund 14 Tage sollte man für eine Paddeltour auf der Lahn einplanen, wenn man nicht nur die knapp 170 km Wasserstrecke paddeln, sondern auch den historischen Sehenswürdigkeiten in Ufernähe einen Besuch abstatten möchte. Insgesamt beinhaltet die Tour sieben Umtragestrecken und 23 Schleusen, so dass ein klappbarer Kanuwagen unbedingt mit ins Boot sollte. Elf Schleusen müssen auf der Strecke von Gießen bis Steeden von Hand bedient werden; nachdem man eine Schleuse passiert hat, sollte man darauf achte, dass die Schleusenkammer für die nachfolgenden Kanuten wieder mit Wasser befüllt wird. Vom 1. April bis zum 31. Oktober wird täglich von 10 bis 12 Uhr sowie von 12.30 bis 18.30 Uhr geschleust.

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Moderne Infrastruktur für den geschichtsträchtigen Fluss

Eindrucksvoll und ausgeklügelt ist die Infrastruktur entlang des Wasserwegs: In den letzten Jahren wurden zahlreiche bequeme Ein- und Ausstiegsmöglichkeiten geschaffen. Abfallbehälter und Trockentoiletten an den Ein- und Ausstiegsstellen helfen dabei, die vielfältige Natur entlang des Flusses zu schützen. Angelandet werden sollte ausschließlich an ausgewiesenen Stellen. Vor Fahrtantritt kann man im „Merkblatt für Wassersportler auf der Bundeswasserstraße Lahn“. Informationen über die Strecke, ihre Besonderheiten und ihre Richtlinien einholen.

Los geht’s: Von Marburg bis nach Roth

Vom Startpunkt am Campingplatz Marburg bis zur Mündung bei Lahnstein erwartet den Paddler eine bequeme, stellenweise sehr ruhige Fahrt mit nur wenigen turbulenten Etappen. Dennoch sollte man nicht vergessen, dass ein veränderter Wasserstand den Fluss in ein reißendes Gewässer verwandeln kann und seine Tücken in sich trägt. Bezaubernde Stille und dicht bewaldete Hügel begleiten den Wasserwanderer auf vielen Etappen.

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In einer großzügigen Schleife fließt die Lahn auf den Ort Roth zu, der als einziger in Hessen fast komplett mit Deichen befestigt ist. Nach Roth gewinnt die Lahn ein wenig an Geschwindigkeit, zeigt kleinere Schnellen und durchquert in sanften Windungen die Lahnauen, ein Überschwemmungsgebiet, in dem zahlreiche heimische Vögel ein wichtiges Brut- und Nahrungsrevier gefunden haben. Der Fluss wird hier sehr ruhig, die kleinen Schnellen plätschern nur ein wenig.

Wer seine Paddeltour nicht in Marburg, sondern weiter flussabwärts beginnen möchte, findet bei der Odenhausener Festplatzwiese einen idealen Einstiegspunkt; mit kleinen Speisen und Getränken lädt der ansässige Kiosk zu einer Stärkung ein, bevor es ins Boot geht. Später fährt das Kanu durch das Marburg-Gießener Lahntal, das als IBA-Gebiet ausgewiesen ist („Important Bird Area“, wichtiger Lebensraum für die Vogelwelt) und mehr als 400 Vogelarten Schutz und Nahrung bietet.

Blick für Natur und Kultur am Uferrand

Nach der ausdauernden Paddelei verspricht der Wißmarer See mit seinem feinen Sandstrand Erfrischung; nach Anmeldung können Kanufahrer auf dem angeschlossenen Campingplatz ihr Zelt gleich oberhalb der Böschung aufschlagen. Nachdem die Lahn in ihrem weiteren Verlauf an Geschwindigkeit gewonnen hat, schiebt sie sich behäbig in die Stadt Gießen. Hier säumen Schrebergärten und Wochenendhäuschen das Ufer.

Auf dem anschließenden Teilstück muss man eine Bootsgasse bedienen: Nachdem das Wasser in die Bootsgasse eingeströmt ist und die Ampel von Rot nach Grün umschaltet, fährt man in die Gasse ein, zieht die Paddel ein und lässt sich bequem treiben. Durch eine große Glasscheibe, das so genannte „Lahnfenster“, kann man einen Blick in den beleuchteten Bereich des Fischwanderwegs werfen. Der Besuch der geschichtsträchtigen Städtchen am Flussufer lohnt sich allemal: Unter anderen passiert die Lahn die Stadt Wetzlar, deren Geschichte bis ins 8. Jahrhundert zurückreicht. Ihr imposanter Dom gehört zu den ältesten Kirchen in Deutschland.

Streckenziele mit spannender Vergangenheit

Interessant und auch aufgrund seiner Lage am Naturpark Hoch-Taunus sehr reizvoll ist ein Abstecher zur Burg Braunfels, dem „Neuschwanstein an der Lahn“. Außerdem lohnt der Ausflug zum Besucherbergwerk Grube Fortuna. Hier wird man mit einem Förderkorb 150 Meter in die Tiefe gelassen und kann anschließend die ehemaligen Abbauräume der Grube Fortuna besichtigen.

Weiter geht es auf bewegter Strömung durch eine leicht hügelige Landschaft, in die die Ausläufer der Leuner Burg hineinragen. Weiter führt die Lahn am Örtchen Biskirchen vorbei, das bekannt ist für seine kohlensäurehaltigen Heil- und Mineralquellen. Auch der nächste Ort, Selters, hat es durch die Qualität seines Wassers zu weltweiter Berühmtheit gebracht.

Die Lahn: Einst bedeutender Verkehrsweg, heute abwechslungsreicher Wanderfluss

Hinter der Eisenbahnbrücke bei Weilburg fährt man in den Weilburger Schifffahrtstunnel ein, der auf einer Länge von knapp 200 Metern unter dem Mühlberg hindurch führt und der einzige heute noch befahrbare Schiffstunnel in Deutschland ist. Er zeugt von der ehemaligen Bedeutung der Lahn als Verkehrsweg, der seit dem späten Mittelalter für den Transport der abgebauten Erze diente.

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Bewegungshungrige und historisch interessierte Kanuten sollten zunächst nicht durch den Tunnel fahren, sondern beim Weilburger Ruderverein anlegen und zu einem Streifzug durch das pittoreske Residenzstädtchen mit seinen Fachwerkhäusern aufbrechen. Das Schloss Weilburg zählt zu den am besten erhaltenen Renaissance-Schlössern in Hessen. Ebenfalls spektakulär ist die unweit gelegene Kubacher Kristallhöhle, die einzige Kristallhöhle in Deutschland und obendrein die höchste aller deutschen Schauhöhlen.

Abwechslungsreiche Natur, spannende Etappen

Nach der Schleuse in Kirschhofen berührt die Lahn keine Straße, wird nur von der Bahnstrecke sowie vom Rad- und Wanderweg gesäumt. Herrlich still ist es auf diesem Abschnitt, der durch Wälder und dichte Baumbestände führt. Hinter dem Wehr Fürfurt wird die Strömung stärker und zügiger. Runkel ist ein weiterer interessanter Streckenpunkt; von dort aus kann man spannende Wanderungen in das tief eingeschnittene Kerkerbachtal oder auch entlang der historischen Strecke der Kerkerbachbahn unternehmen.

Als sehr abwechslungsreich erweist sich die Etappe von Runkel zur Villmarer Schleuse; sie führt vorbei am imposanten „Bodensteiner Lei“, einem riesigen Kalkfelsen, der senkrecht aus dem Wasser ragt. Spektakulär ist auch die Marmorbrücke von Villmar, unter der man hindurchfährt: Sie wurde 1895 erbaut und ist die einzige Marmorbrücke Deutschlands. Im üppigen, fruchtbaren Limburger Becken ist die Lahn auch für Motorboote schiffbar, der Schiffsverkehr wird auf diesem Teilstück deutlich stärker.

Mittelalter erleben in Limburg

Als architektonisches Meisterwerk reckt der Limburger Dom seine sieben Türme in den Himmel. In Limburg blieb als einer der wenigen deutschen Städte die gesamte mittelalterliche Architektur beinahe unversehrt erhalten. Besonders sehenswert ist das Haus der sieben Laster, in dessen Deckenbalken Fratzen geschnitzt sind, die die zur Beichte in den Dom pilgernden Bürger an die sieben Todsünden erinnern sollten. Die Schnitzereien sollen in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts an dem Haus angebracht worden sein.

Ab Limburg fließt die Lahn sehr ruhig in Richtung Dietz; bei Balduinstein verliert der Fluss an Tiefe. Die Berge steigen hier auf 200 bis 400 Meter an. Eine großzügige Schleife macht die Lahn zwischen der Schleuse Cramberg und dem „Cramberger Bogen“ – so großzügig, dass man den Weg zu Fuß auf mehrere hundert Meter abkürzen könnte. Wer stattdessen die knapp sieben Kilometer Flussweg paddelt, kommt in den Genuss einer entspannten Fahrt durch üppige Natur. Wenig später passiert das Kanu den Gabelstein, dessen Umgebung zum Naturschutzgebiet Gabelstein-Hölloch erklärt wurde und mit zahlreichen Wanderwegen lockt. Die Lahn verzaubert hier mit dichtem Blättergrün zu beiden Seiten des Ufers und einem bezaubernden Vogelkonzert.

Wasser und Wein: Obernhof lockt mit edlem Rebensaft und malerischen Wanderwegen

Nur wenige Kilometer später öffnet sich das Dickicht und gibt den Blick frei auf die Weingärten an den Steilhängen rund um Obernhof. Vor allem Spätburgunder- und Rieslingtrauben werden in diesem Gebiet angebaut, das auf eine jahrhundertelange Rebentradition zurückblickt. Das Weingut Haxel ist nicht nur für Weinliebhaber ein Muss: Auch kann man von hier aus zu zahlreichen Wanderungen aufbrechen, unter anderem über den Jammertalweg und einen Abschnitt des Lahnhöhenwegs von Oberhof bis Katzenelnbogen oder von Obernhof nach Laurenburg. Das unweit gelegene Kloster Arnstein, in dem heute eine Jugendbegegnungsstätte untergebracht ist, wurde erstmals um 1050 als Sitz des Grafen von Arnstein erwähnt und gilt damit als älteste Burg am Fluss Lahn.

„Wanderbares Deutschland“ an der Lahn

Ebenfalls reizvolle Wanderwege und andere Outdoor-Genüsse hält der Luftkurort Nassau bereit, der inmitten des Naturparks Nassau liegt und in die Höhen von Taunus und Westerwald eingebettet ist. In der Nähe des Kanuclubs Nassau beginnt der Lahnwanderweg, der 2010 mit dem Gütesiegel „Wanderbares Deutschland“ ausgezeichnet wurde. Bislang misst der Lahnwanderweg 65 Kilometer und läuft zwischen Lahnstein und Diez durch den Naturpark Nassau. Ende des Jahres 2012 soll er erweitert werden und sich von der Quelle bis zur Mündung der Lahn erstrecken.

Von den alten Römern in die Kaiserzeit

Etwa drei Kilometer sind es von der Schleuse Nassau bis zum Städtchen Dausenau mit seiner noch aus dem Mittelalter stammenden Ringmauer. Weiter in Richtung Bad Ems paddelt man auf den Römerturm zu, die älteste Rekonstruktion eines Limesturms in Deutschland. Von der Aussichtsplattform aus bietet sich ein atemberaubender und faszinierender Rundblick über das Lahntal, den Taunus und den Westerwald.

Der antike Grenzwall Limes, insgesamt 550 Kilometer lang, läuft durch das ehemalige „Kaiserbad“ Bad Ems, die nächste Etappe auf der Lahn-Paddeltour. Neben den imposanten Kurgebäuden, den Denkmälern und der historischen Architektur hat die im 19. Jahrhundert florierende „Sommerhauptstadt Europas“ dem Reisenden einen unvergleichlich frischen Charme zu bieten. Nur noch wenige Kilometer sind es noch bis nach Lahnstein, wo die Lahn schließlich in den Rhein mündet. Als Endpunkt der Tour bietet sich der Campingplatz „Runkel“ hinter der Schleuse Ahl an, von dem aus man ins malerische Schweizertal wandern kann.

Der Tourentipp ist den Kanuführern „Rund um Lahn, Fulda, Werra, Weser, Leine“ und „Kanu kompakt: Lahn“ (Thomas Kettler Verlag) entnommen.

Weitere Literaturtipps und Kartenmaterial: