Der Winter 2023 lässt was die Schneelage angeht Anfang Januar noch sehr zu wünschen übrig. Das hieß für uns aber auch, dass wir die Schneeschuhe und Grödeln getrost zu Hause lassen konnten und eine „gewöhnliche“ Wanderung starten konnten. Unser Ziel: Der bekannte Berg Grünten, der Wächter des Allgäus. Mit dem Sendeturm auf der Spitze ist er bereits von weitem zu erkennen, wenn man mit dem Auto von Augsburg Richtung Allgäu fährt.
Tourdaten
- Start und Endpunkt: Wanderparkplatz „Auf dem Ried“ bei Burgberg, nahe Gasthof Alpenblick
- Dauer / reine Gehzeit: ca. 3:10 h (hin und zurück)
- Höhenmeter Überwindung: ca. 800hm
- Strecke: 9,4 km
- Schwierigkeit: mittel
- Einkehrmöglichkeit: Grüntenhaus (Im Winter an Wochenenden bei gutem Wetter geöffnet)
Die Tour auf Komoot
Tourenbeschreibung
An diesem Morgen hat sich unser – für Wochenend-Verhältnisse – frühes Aufstehen sogar schon auf unserer Autofahrt in die Berge, direkt hinter Augsburg bezahlt gemacht. Wir wurden mit einem wundervollen Sonnenaufgang belohnt und können von der Ferne aus bereits die Berge erspähen.
Der Wanderparkplatz „Auf dem Ried“ ist über Google Maps gut zu finden, wenn man den Ort Burgberg und den Gasthof Alpenblick als Anhaltspunkte hinzunimmt. Wir fuhren die gesamte Teerstraße vorbei an zahlreichen Wanderparkplätzen bis hinter zur letzten Parkmöglichkeit. Das Parken kostete uns für den ganzen Tag 6 Euro (Stand Januar 2023). Wir zogen uns nach Zwiebel-System warm an und ab ging’s. Zunächst führe uns der Weg die Teerstraße entlang und wir folgten der Beschilderung. Der Anstieg war anfangs noch sehr gemäßigt und wenig anstrengend. Nach kurzer Zeit eröffnete sich uns dann der klassische Allgäu-Anblick: Saftig grüne Wiesen, vereinzelt Bäume und kleine Holzhütten darauf und ein wundervolles Bergpanorama im Hintergrund.
Einige Meter weiter bogen wir von der Teerstraße links ab und liefen an einer Hütte vorbei auf einen Forstweg. Ab hier wurde der Weg nun auch etwas knackiger und steiler. Der Forstweg mündete nach ein, zwei Kurven in einer großen Wiese, durch die schmale und vor allem matschige Pfade serpentinenartig hinauf führten.
Je höher wir den Berg hinauf stiegen, desto schöner wurde die Aussicht auf die umliegenden Berge, deren Gipfel immerhin vom Schnee angezuckert waren.
Oben, am Ende der Wiesenpfade, kamen wir an der Alpe Obere Schwande an. An ihr links vorbei und ein paar Meter weiter gleich wieder rechts befanden wir uns nun im Wald.
Zwischen den Bäumen genossen wir die Stille und die Ruhe. Hin und wieder unterhielten wir uns ausgiebig über die wichtigen Dinge im Leben und vergaßen dabei die Zeit und die Anstrengung. Bis jetzt war uns auf der Wanderung auch noch keine andere Menschenseele begegnet. Ich finde den Aufstieg ab einem gewissen Punkt immer nahezu meditativ. Die Gedanken schweifen, man ist in Bewegung und in der Natur, man muss nicht hetzen sondern kann einfach ganz und gar den Moment und die Gesellschaft genießen. Egal, ob mit guten Gesprächen oder im Schweigen.
Oben angekommen gönnten wir uns eine kurze Pause auf einem idyllischen Bankerl, genossen den Bergblick und warteten auf die Nachzügler in unserer kleinen Gruppe.
Als unsere Gruppe dann wieder vollständig war, liefen wir weiter in Richtung Grüntendenkmal. Ein steiniger Weg führte uns immer näher an den – meiner Meinung nach greisligen – Sendeturm auf dem Grünten. Dort am Sendeturm ist auch die Bergstation der Seilbahn, die auf den Berg führt. Diese hatte allerdings zu dieser Jahreszeit geschlossen. Immerhin war der Weg zum Sendeturm sehr schön und auch die Aussicht rechts von uns nicht zu verachten. Auf der anderen Seite des Berges waren Sonthofen und das kleine Örtchen Burgberg direkt daneben ebenfalls bestens zu erkennen.
Inzwischen hatten wir nun doch einige wenige andere Menschen auf den Wanderwegen angetroffen. Vom Sendeturm aus ging es schließlich weiter unter der Bahn hindurch über winzige Schnee(matsch)felder zum Jägerdenkmal. Das Denkmal ragt in der Landschaft des Grünten empor und erinnert an die im ersten Weltkrieg gefallenen 3000 Angehörigen des Gebirgstruppenregiments „Jägerregiment 3“. Dort angekommen kuschelten wir uns schließlich zusammen, um trotz des zapfigen Windes unsere Brotzeit zu genießen.
Nach unserer wohlverdienten Pause und Stärkung liefen wir, wohl teils aus Neugierde und teils aus Orientierungslosigkeit, kurzerhand die falsche Seite des Berges ein kleines Stück bergab. Der nächste Wegweiser eröffnete uns dann, dass es hier erstmal keinen Weg zurück zu unserem Parkplatz gab. Also ging es nochmal zurück und das kleine Stück wieder hinauf, am Jägerdenkmal und am Sendeturm vorbei. Hier bogen wir dann auf Sonthofen blickend rechts ab und liefen viele Treppen durch den Wald hinunter, an deren Ende wir dann auf das Grüntenhaus stießen. Da das Wetter sowieso nicht sehr einladend für unsere Brotzeit im Freien war und immer mehr Wolken kamen, die die Sicht etwas trübten, beschlossen wir kurzerhand, dort einzukehren.
Unsere Wanderstiefel voller Matsch zogen wir unten in der Hütte aus und schlüpften in ein paar Hausschuhe, die den Gästen des Grüntenhauses zur Verfügung gestellt wurden. Die Treppe hinauf ging es in die urige Gaststube, in der wir direkt freundlich begrüßt wurden. Viel los war dort nicht – wie auch, wenn kaum Wanderer unterwegs sind. Wir fühlten uns direkt wohl und die Hütte hatte eine warme, gemütliche Atmosphäre. Das Essen können wir auch guten Gewissens weiterempfehlen. Unsere Favoriten: Pfannkuchen-Suppe und Dampfnudel mit Vanillesoße 🙂 Nach der ungeplanten zweiten Stärkung und einigen Streicheleinheiten für den kleinen Hund unseres Nachbartischs rafften wir uns langsam auf, um den Abstieg anzutreten.
Nach einer Weile durch den Wald, vorbei an kleinen Bächen, erreichten wir einen breiten Forstweg.
Diesem folgten wir ein kleines Stück bis zu einer Abzweigung auf der rechten Seite auf einen schmalen, steinigen Pfad. Als wir am Ende des Abstiegs angekommen waren, erkannten wir die Teerstraße wieder, die zu unserem Parkplatz führte. Nur waren wir leider ein kleines Stück weiter unten gelandet, als geplant. Also rächte sich zum Schluss unser Plan, schlau zu sein und Höhenmeter zu sparen, indem wir mit dem Auto bis ganz ans Ende der Straße fuhren 😉
Abschließend kann ich sagen, dass unsere erste Wanderung im Jahr 2023 wohl nicht die spektakulärste war, sich der Ausflug jedoch auf jeden Fall gelohnt hat. Zu dieser Jahreszeit ist der Grünten ein guter Kompromiss, wenn die unsichere Schnee- und Lawinenlage in den höheren Gefilden eine entspannte Wandertour dort nicht zulässt.
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