Der Monte Buckland war das Ziel eines siebenköpfigen Bergsteiger-Teams aus Sachsen, das sich, mit Tatonka-Equipment ausgerüstet, im Januar 2012 zu einer vierwöchigen Tour nach Feuerland aufmachte. Die Route war denkbar anspruchsvoll: Von Norden her war der majestätische Berg kaum erschlossen worden. Der Reisebericht von Robert Koschitzki erzählt von den Strapazen, aber auch den Glücksmomenten dieser anspruchsvollen Tour.
Eine Reise ins Ungewisse
Sechs sächsische Bergsteiger und eine Bergsteigerin machten sich Anfang Januar 2012 auf den Weg zu einem Berg in einer der abgelegensten Gegenden der Welt: Robert Koschitzki, Markus Kautz, Daniel Groß, André Kunert, Micha Nadler, Franz Goerlich und Barbara Schmidt. Der Monte Buckland, das Ziel der Expedition, befindet sich in der Cordillera Darwin, die Teil des feuerländischen Archipels am Südzipfel des südamerikanischen Kontinents ist. Zu erreichen ist dieser Zahn aus Eis und Fels nur per Boot durch die Kanäle Feuerlands. Einmal nahm bisher eine Expedition diesen beschwerlichen Weg auf sich: Italienischen Bergsteigern gelang 1966 die Erstbesteigung des Monte Buckland von der Südwestseite.
Mit einer halben Tonne Gepäck fernab der Routen und der Zivilisation
Diesmal sollte eine neue Route von Norden her erschlossen werden. Von dieser Seite hat bisher kaum ein Mensch den Monte Buckland gesehen. Satellitenbilder und ein paar wenige Luftaufnahmen aus den 20er und 50er Jahren des 20. Jahrhunderts waren die einzige Möglichkeit einzuschätzen, was die Gruppe dort erwartete. Etwa eineinhalb Jahre Planung waren der Reise vorangegangen, bevor es am 16. Januar 2012 soweit war: Das Boot, das uns und unsere ca. 500 kg Gepäck am Strand der Bahía Fitton (Fitton-Bucht) abgeladen hatte, war nur noch ein kleiner weißer Punkt am Horizont und wir waren alleine, völlig abgeschnitten von jeglicher Zivilisation, abgesehen von einem Satellitentelefon.
Anspruchsvolle Etappen durch schwieriges Gelände
Die Wildnis Feuerlands zeigte sich sogleich von ihrer rauen Seite: Nach etwa fünf Stunden mit schweren Rucksäcken durch extrem unwegsames Gelände wie Sumpfwiesen, Gestrüpp und Wald, der aus umgestürzten Baumstämmen zu bestehen schien, waren wir heilfroh, zumindest eine Stelle zu finden, wo wir vorläufig unsere Zelte aufstellen konnten. Wir hatten gerade mal zwei Kilometer geschafft und vor uns verengte sich das Tal zu einer Steilstufe, die drohend aufragte. Unser geplantes Basislager lag laut der Satellitenbilder noch etwa vier Kilometer und 300 Höhenmeter vor uns.
Vier weitere anstrengende Tage brauchte es, bis wir mit sämtlicher Ausrüstung endlich an einem idyllischen kleinen See unterhalb des Buckland-Gletschers angekommen waren. Die Steilstufe hatte sich zwar als überwindbar herausgestellt, allerdings nur mit Hilfe eines Fixseils
Heftige Wetterwechsel erschweren die Tour
Die ersten Tage hatte sich das berühmt-berüchtigte feuerländische Wetter noch von seiner guten Seite gezeigt, wir konnten bei milden Temperaturen und verhältnismäßig wenig Regen zunächst die Umgebung erkunden. Nur der Buckland ließ selten sein Haupt sehen, meist verhüllte er es in seiner ganz persönlichen Gipfelwolke.
In den folgenden Tagen zeigte das Wetter dann sein wahres Gesicht: Temperaturen zwischen 0 und 10° Celsius, ein Regenschauer jagte den anderen, der Luftdruck stellte immer neue Minimalrekorde auf, und eines Tages fielen mitten im „Hochsommer“ auf 300 Meter über Null tatsächlich große, nasse Schneeflocken.
Im Team auf den Monte Buckland: Was für ein Erfolg!
Trotz der widrigen Bedingungen gelang Robert, Daniel und Markus im zweiten Anlauf die Besteigung der beeindruckenden Nordwand des Monte Buckland. Vom Hochlager im Sattel am nördlichen Ende des Buckland-Gletschers erklommen sie in 12 Stunden über den Nord-Grat einen riesigen Bergschrund und über die Nordostwand den Gipfel der 1.746 m hohen „Königin Feuerlands“. Die Sichtverhältnisse waren bescheiden, die Aussicht auf dem Gipfel gleich null, trotzdem waren sie glücklich oben angelangt zu sein. Auch der Abstieg, den sie teils im Dunkeln bewältigen mussten, verlangte nochmal volle Konzentration und so erreichten sie nach 19 Stunden völlig ausgepumpt wieder ihre Zelte im Hochlager.
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Das „Basecamp“ fieberte mit
Der Rest des Teams hatte den Aufstieg gespannt am Funkgerät mit verfolgt, über den Gipfelsieg gejubelt und konnte erst beruhigt schlafen gehen, als die erlösende Nachricht kam, dass alle drei das Hochlager wieder sicher erreicht hatten. Sie hatten es gerade noch rechtzeitig geschafft, denn in den folgenden Tagen verschlechterte sich das Wetter erheblich, so dass die Menge an Neuschnee sicher einen weiteren Versuch verhindert hätte
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Die Besteigung des Nebelbergs markiert einen Endpunkt der Tou
Leider ließ es auch in den verbleibenden Tagen kaum andere Aktivitäten zu. Robert, Daniel und Franz gelang noch eine Erstbesteigung, allerdings sagt der Name Monte Niebla (auf deutsch Nebelberg) viel über die Wetterbedingungen bei seiner Besteigung aus. Dann waren die dreieinhalb Wochen auch schon fast vorbei und es wurde Zeit, die Zelte abzubrechen und in die Bucht zurückzukehren.
Auch der Rückweg zum Strand wurde nochmal eine ziemlich nasse Angelegenheit: Es regnete in Strömen, überall floss Wasser die Hänge hinab, tropfte von den Bäumen und bald waren wir völlig durchnässt, die Schuhe schmatzten bei jedem Schritt und sobald man stehen blieb, fingen die Zähne an zu klappern
Sonniger Abschied von Feuerland: Mit Stolz und unvergesslichen Erinnerungen im Gepäck
Als wir jedoch am nächsten Morgen am Strand erwachten, trauten wir unseren Augen kaum: strahlend blauer Himmel und Sonnenschein, kein Wölkchen, soweit der Blick reichte. Der Tag, auf den wir seit vier Wochen gewartet hatten und der uns jetzt nichts mehr nützte! Wir entschlossen uns nach anfänglichem Ärger jedoch, die Sache mit Humor zu nehmen, die Sonne zu genießen und unsere Sachen endlich mal wieder zu trocknen.
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Alles in allem war es eine sehr spannende Expedition, völlig auf uns alleine gestellt hatten wir uns Wege durch die Wildnis gesucht, in die vorher vermutlich noch nie ein Mensch seinen Fuß gesetzt hatte, und einem Teil des Teams ist es tatsächlich gelungen, das große Ziel, die Besteigung des Monte Bucklands, zu erreichen.
All das hätten wir ohne Hilfe und Unterstützung nicht geschafft. Vielen Dank an Tatonka für die Ausrüstung unter anderem mit Lastenkraxen, sehr hilfreichen wasserdichten Säcken und vor allem auch Erste-Hilfe-Ausrüstung, die wir zum Glück nicht benötigten.
Bericht und Bilder: Robert Koschitzki