Im Kanadier bewegst du dich weich gleitend und entspannt auf Seen und ruhigen Flüssen. Das geräumige Kanu bietet Platz für Gepäck und Mitfahrer – ideal für einen außergewöhnlichen Familienausflug. Die richtige Technik zum Paddeln und was du sonst noch zum Kanufahren im Kanadier wissen musst, verraten wir dir hier.

Der Kanadier ist ein leichtes, nach oben offenes Boot, das im Knien oder Sitzen gefahren wird. Mit Stechpaddeln wird es vorwärtsbewegt. Kanadier gehören ebenso wie Kajaks zu den Kanus und bieten, je nach Typ und Bauweise, ausreichend Platz für Gepäck oder auch einige Mitfahrer.

Der klassische Kanadier ist weniger Sportgerät denn Transport- und Fortbewegungsmittel. Die Möglichkeit zur Zuladung ist von der Länge und Breite des Bootes sowie von der Höhe der Seitenwand abhängig. Beachten sollte man, dass das Boot je nach Beladung seine Fahreigenschaften deutlich verändern kann, da es schwerfälliger auf Manöver reagiert. Das Gepäck sollte stets in wasserdichten Säcken oder Kunststofffässern verstaut und im Boot festgezurrt werden.

Barrel Taschen von Tatonka
Die wasserfesten Begleiter für deine Bootstour

Unser Barrel Taschen aus LKW-Planen-Material: robust, wasserfest und pflegeleicht.

Zu den Barrels

Bootstouren im Kanadier: Von entspannt bis aufregend

Bekannt und beliebt ist der Kanadier wegen seiner besonderen Fahreigenschaften: Er gleitet schnell über das Wasser, kann die Richtung gut halten und ist recht kippstabil. Länge, Breite und Form des Rumpfes spielen hier eine tragende Rolle – je nach Einsatzzweck (Ein-Mann-Kanadier, Zweisitzer, Familienboot oder Wildwasserboot) variiert der technische Aufbau.

Lese-Tipp: Paddeln in Deutschland – Die besten Kanustrecken

Der Teil des Kanadiers, der unter der Wasseroberfläche liegt (das Unterwasserschiff), bestimmt den Wasserwiderstand des Bootes beim Paddeln und damit seine Schnelligkeit. Besonders bei langen Touren auf stehenden oder sehr ruhigen Gewässern bewährt sich ein Boot mit langem, schmalem Unterwasserschiff, das sich mit nur geringem Kraftaufwand leicht vorwärtsbewegen lässt.

Kanadier auf einem reisenden Fluss.
Foto: Michael Rehm, pixabay

Ein kurzes Boot mit gebogener Kiellinie und flachem Boden, das sich beispielsweise als Wildwasserboot eignet, ist natürlich wendiger als ein langes Boot mit V-förmigem oder halbrundem Boden, das wiederum besser die Richtung halten kann.

Einen Kiel sollte nur der Kanadier besitzen, der ausschließlich auf Seen zum Einsatz kommt: In diesem Fall schützt er den Boden und macht das Boot weniger empfindlich gegen Seitenwind. In bewegten Gewässern aber stellt der Kiel ein Risiko dar: Der Kanadier lässt sich dadurch schlechter manövrieren, die Gefahr, an Hindernissen unter Wasser hängen zu bleiben und deshalb zu kentern, erhöht sich deutlich.

Auch interessant: Paddeln durch den Spreewald

Sicher unterwegs im Kanadier: Darauf solltest du unbedingt achten

Die Breite eines Kanadiers und vor allem seines Unterwasserschiffes bestimmt seine Kippstabilität – gerade für Anfänger und Familien mit Kindern ein ausschlaggebender Faktor! Je breiter Boot und Unterwasserschiff, je flacher der Boden, desto stabiler liegt das Boot im Wasser. Seekanadier weisen mit ihrem flachen V-Boden eine hohe Stabilität auf; besonders wendig sind Wildwasserkanadier und schnelle Tourenbote durch ihren halbrunden Boden.

Zur unbedingt notwendigen Ausstattung eines Kanadiers gehören neben den Auftriebskörpern auch großzügige Fangschlaufen aus festem Material am Bug und Heck des Kanadiers. Im Fall des Kenterns sollte man bequem hineingreifen können. An diesen Fangschlaufen sollte zudem je eine Bootsleine von etwa vier bis fünf Metern Länge befestigt werden: Mit ihr kann man das Boot festhalten, es vertäuen oder im Fall einer Kenterung zurück an Land ziehen. Im Bootsinneren aber sollte keine lose Leine zu finden sein: Zu groß ist die Gefahr, sich beim Kentern darin zu verheddern und nicht rechtzeitig loszukommen.

Vater und Sohn beim Paddeln.
Foto: fsHH, pixabay

Am sichersten werden Leinen in einem Wurfsack aufbewahrt – er bewährt sich gerade im Wildwasser als Rettungsgerät. Der Wurfsack ist mit einem langen, starken, schwimmfähigen Seil sowie einem Schwimmkörper ausgestattet und leuchtet meist in auffallenden Farben. Gekenterte können mit dem Wurfsack gerettet werden, indem man ihnen den Sack zuwirft.

Grundlagen: Wie du dich im Kanadier verhältst

„Nehmen Sie Platz!“ – Das Hinsetzen im Kanadier ist gar nicht so leicht

Zuerst steigt der Hintermann (Kapitän) in das Boot ein, anschließend klettert der Vordermann hinein und sucht sicheren Sitz. Der Hintermann stößt dann das Boot mit dem Paddel vom Ufer ab. Er verlässt das Boot im Übrigen auch als letzter.

Das „Platznehmen“ im Kanadier ist kein „Hinsetzen“ im eigentlichen Sinne: Der Paddler kniet mit weit gespreizten Knien in Fahrtrichtung im Boot und stützt sich nur mit dem Gesäß auf dem Sitzbrett ab. Er steht so direkter mit dem Kanadier in Kontakt, findet sicheren Halt und profitiert von dem tieferen Schwerpunkt. Zudem ist die Paddelreichweite größer. Bei ruhigem Gewässer darf man es sich etwas gemütlicher machen – dann ist Sitzen auch okay.

Mutter mit zwei Kindern in einem Kanadier-Boot.
Foto: Susanne Westphal, pixabay

Paddeln im Kanadier ist keine Kunst – erfordert aber Übung

Die Paddeltechnik beim Kanadier unterscheidet sich deutlich von der „Doppelpaddeltechnik“ im Kajak: Grundsätzlich wird auf einer Seite gepaddelt, um durch unruhige, abwechselnde Paddelschläge das Boot nicht aus der Balance zu bringen.

Im Zweier-Kanu paddeln Vorder- und Hintermann auf unterschiedlichen Seiten, die Sitzbretter ermöglichen eine seitlich versetzte Sitzposition, so dass die beiden Fahrer bequem auf unterschiedlichen Seiten paddeln können. Jeder Fahrer übernimmt eine Seite des Kanadiers. So vermeidet man eine unruhige, unkontrollierte Steuerung, die zum Kentern des Bootes führen könnte. Da der Hintermann die bessere Übersicht hat, gibt auch er die Kommandos.

Auch interessant: Paddeln leicht gemacht – mit diesen Buchtipps bist du bestens vorbereitet!

Stechpaddeltechnik: So klappt’s

Bei der Stechpaddeltechnik wird das Paddel sehr steil gehalten und möglichst senkrecht zur Wasseroberfläche eingestochen und bewegt. Das Paddel muss bei dieser Technik immer am Schaft und am Knauf festgehalten werden. Ideal ist die Griffweite, wenn das Paddel mit den ausgestreckten Armen ein Rechteck bildet.

Während des Paddelns ist der Oberkörper leicht nach vorne gebeugt, die Arme bleiben weitestgehend gestreckt. Das Paddel wird dicht am Boot nach hinten durch das Wasser gezogen. Der Oberkörper unterstützt diese Bewegung, indem er sich leicht nach hinten neigt. Die Hand auf dem Schaft liegt leicht auf und kommt erst in der Zugphase zum Einsatz. Besonders kräfteschonend wird die Fahrt im Kanadier, wenn man die Paddelschläge gleichmäßig ausführt und sie durch Bewegung des Rumpfes zusätzlich unterstützt.

Kanadier am steinigen Flussufer.
Foto: Manfred Antranias Zzimmer, pixabay.

Klein, aber fein: Besondere Paddelschläge ermöglichen gleichmäßiges Fahren

Beim Kanadier wird es vermieden, das Paddel abwechselnd auf der linken und rechten Seite zu benutzen. Der J-Schlag hilft, den Kanadier auf Kurs zu halten: Dieser Grundschlag schließt mit einer kleinen Kurve vom Boot weg ab.

In eine Drehbewegung kann der Kanadier mit dem Bogenschlag versetzt werden: Dabei wird das Paddel im Bogen zum Boot hinbewegt. Bei einem Zweier-Kanadier erfolgen die Schläge auf versetzten Seiten.

Um einen Hindernis ausweichen zu können, setzt man den Ziehschlag ein. Dabei wird das Paddel mit etwa einem halben Meter Abstand zum Boot ins Wasser eingetaucht und dann mit quergestelltem Paddelblatt an das Boot herangezogen.

Beim Kanufahren im Kanadier helfen dir besondere Paddelschläge dabei, besonders gleichmäßig zu gleiten.

Vorsicht:

  • Vorsicht bei der Höhe des Sitzbrettes: Der Ausstieg sollte zu jeder Zeit problemlos möglich sein. Verhaken sich die Beine unter dem Brett, droht beim Kentern Lebensgefahr!
  • Auch bei schwierigen Passagen sollte man sich keinesfalls am Bootsrand festhalten – ansonsten ist eine Kenterung absehbar. Die Hände sollten immer am Paddel liegen und das Paddel stets im Wasser sein. Nur so lässt sich das Gleichgewicht halten. Eine Schwimmweste und ein befestigtes Ersatzpaddel gehören zur Grundausstattung!
  • Unbedingt sollte man lernen, die Wasserpassagen richtig einzuschätzen: Dunkelheit, Hochwasser und überhängende Bäume, aber auch niedrige Brücken, Mühlenkanäle und Wehranlagen können die Paddler in tödliche Gefahr bringen.
  • Kanadier sind recht windempfindlich – auf Seen kann sogar leichter Wind gefährlich werden. Aus diesem Grund sollte man auf stehenden Gewässern immer in Ufernähe bleiben und bereits bei der Planung große, offene Seenflächen meiden. Bei Wind sollte der Schwerpunkt des Kanadiers nach vorne gelagert und gegen den Wind und die Wellen gekreuzt werden.

Ernstfall auf dem Wasser: Richtiges Verhalten beim Kentern

Ist der Kanadier gekentert, sollte man versuchen, nach Boot und Paddel zu greifen und beides zu sich zu ziehen. Das Boot sollte vorausschwimmen, um so den Aufprall auf Felsbrocken oder Steinen zu dämpfen. Der Gekenterte hält sich an der hinteren Fangschlaufe fest und versucht, nicht vor das Boot zu geraten, da sonst erhöhte Gefahr besteht, eingeklemmt und verletzt zu werden. Unter keinen Umständen sollte man aber das Paddel am Körper oder am Boot festbinden.

Literaturtipp:

Rainer Höh: Handbuch Kanu. Reise Know-How Verlag, Bielefeld 2008.

Dieser Beitrag wurde im Mai 2012 veröffentlicht und im Januar 2019 überarbeitet.