Gastautorin: Lena Hartmann

Warum eigentlich Deutschland?

Menschen, die Abenteuer lieben, zieht es oftmals in die Ferne. Auf der Bucket List stehen dann bekannte Reiseziele wie Patagonien, Neuseeland, Asien oder sogar die Antarktis. Doch dieses Jahr haben sich auf meine Liste nähere Ziele an die Spitze gekämpft. Grund dafür: die Umwelt, „nur“ eine Woche Urlaub, ein überschaubares Budget und die Lust auf Heimat. Zur Auswahl standen somit die in Deutschland liegenden Routen Rennsteig, Rheinsteig und Rothaarsteig – aus ganz unterschiedlichen Gründen gewann der Rothaarsteig.

Los gehts – mit viel Motivation, guter Laune und überraschend wenig Erwartungen

Wir starten die Tour bestens gelaunt und bei traumhaftem Wetter am Montagmorgen in Brilon Wald. Der 40-Liter Rucksack sitzt wie angegossen und dank sehr guter Wetterberichte hält sich sein Gewicht in Grenzen. Nach den ersten Schritten merken wir, dass wir eigentlich gar keine großen Erwartungen haben. Klar, haben wir uns vorab informiert, die Strecke geplant, Unterkünfte gebucht – aber im Bekanntenkreis war kaum schon mal jemand im Rothaargebirge unterwegs. Und das war dann irgendwie richtig schön: wandern ohne Erwartungen. Wir sind gespannt!

Selfie von Lena auf einer Hängebrücke auf dem Rothaarsteig.

Wir laufen voller Wanderlust los, die Hitze war uns zu Beginn noch herzlich egal – wir sind ja jung und schaffen alles. Das denken wir auch, als wir noch recht am Anfang unserer Tour die kleine Extra-Runde zu den Bruchhauser Steinen kreuzen. „Wenn wir schon mal hier sind.“ und „Das sind ja nur 5 Kilometer.“, denken wir uns. [2 Tage später kamen uns solche Gedanken nicht mehr.] Aber in diesem Moment gewann das Motto „Wir nehmen alles mit, was geht.“.

Bruchhauser Steine - Der Feldstein mit Gipfelkreuz auf dem Rothaarsteig.
Bruchhauser Steine – der Feldstein mit Gipfelkreuz.

Die Extra-Runde lohnt sich auf jeden Fall und sollte unbedingt eingeplant werden. Die Bruchhauser Steine sind eine Felsformation im Rothaargebirge. Sie heißen Bornstein, Feldstein, Goldstein und Ravenstein. Auf den Feldstein kann man gut hochkraxeln und den tollen Ausblick genießen.

Blick vom Feldstein.

Am ersten Tag wanderten wir also bei gefühlten 35 Grad durch Wälder, über Wiesen und Hügel. Wir kreuzten Bäche, bewunderten die Blumen, den Himmel, die Wege, die Vielfalt. Irgendwie bewunderten wir eigentlich alles. Vielleicht lag es daran, dass wir wenig Erwartungen hatten. Wir haben uns in keine Unkosten gestürzt und wollten einfach nur ein bisschen Natur genießen und draußen sein. Einfach wandern eben. Und dann finden wir uns in einer so abwechslungsreichen Kulisse wieder, das hat uns sehr begeistert.

Tipp: Wanderung im Mai/Juni planen, um die zahlreichen Blumen und sprießenden Bäume zu bewundern.

Individuelle Planung ganz nach Geschmack, Erfahrungen und Wünschen

Wir sind zwar alle drei viel unterwegs und gehen gerne wandern, aber 30 Kilometer am Tag bei 25-30 Grad und mit einem 6 Kilo Rucksack auf dem Rücken waren dann doch sehr anstrengend. [Der Hund hat natürlich kein Gepäck tragen müssen, der Glückliche.] An Tag 3 und 4 haben wir unsere Füße doch sehr gespürt und wir legten immer mehr Pausen ein. Ergebnis: Die Strecke würden wir beim nächsten Mal wohl anders einteilen.

Das Gute am Rothaarsteig, jeder kann die Etappen ganz frei planen. Es gibt viele schöne Pensionen, die leicht übers Internet und die Seite vom Rothaarsteig zu finden sind. Da ein Hund Teil unseres Wanderteams war, haben wir die Unterkünfte schon vorher gebucht. Letztendlich ist beides machbar: spontan bleiben und draufloslaufen oder sich festlegen und vorher buchen. Die festgelegten Ziele haben uns motiviert die Strecken auch durchzuziehen, manchmal waren die Etappen mit 30 km pro Tag aber auch ein kleiner Kampf und wir wünschten uns die Pension schon früher herbei.

Tipp: Eine sehr übersichtliche Karte der gesamten Strecke sollten sich jeder vorher herunterladen. Anhand dieser Karte haben wir ganz individuell die Route geplant und die passenden Unterkünfte herausgesucht und gebucht.

Fachwerkhaus des Gasthof Kirchhundem entlang des Rothaarsteigs.
Gasthof Kirchhundem – Übernachten im schönen Fachwerkhaus.

Ein weiterer Pluspunkt: Wir trafen unterwegs kaum Menschen. Selbst die Ortschaften, in denen die Pensionen lagen, waren herrlich leergefegt. Das machte die ganze Wanderung noch entspannter und eindrucksvoller.

Tipp: Wanderung unter der Woche und außerhalb der Ferien planen lohnt sich allemal.

Jeden Tag ein neues Highlight

An keinem der vier Tage enttäuschte uns der Rothaarsteig. Jeden Tag begeisterte uns etwas Neues: Mal fühlten wir uns wie im Regenwald, mal überraschte uns eine Hängebrücke, mal wanderten wir durch nordische Landschaften.

Waldweg auf dem Rothaarsteig.

Der Kyrill wüstete vor ein paar Jahren im Rothaargebirge. Die Holzstümpfe und umgefallenen Bäume geben dem Ganzen jedoch eher eine mystische Atmosphäre. Oben auf dem Kahlen Asten zogen um uns herum dicke Gewitterwolken, in der Ferne durchbrachen Blitze den Himmel und wir blieben trotzdem trocken.

Dunkle Regenwolken sorgen für eine mystische Stimmung am Rothaarsteig.

Nach genau 100 Kilometern an 4 Tagen waren wir sehr geschafft, aber auch reicher an Erfahrungen und voller neuer Eindrücke. Wir beendeten unsere Tour dieses Mal an der Ederquelle, sind uns aber ganz sicher, dass wir wiederkommen werden und die restlichen Kilometer auch noch laufen. Oder vielleicht die Tour mal mit dem Mountainbike erkunden, auch das wäre sicherlich ein schönes Projekt.

Nicht nur wir brauchten mal eine Akühlung 😉

Unsere Highlights auf dem Rothaarsteig

  • Bruchhauser Steine
  • Die Klamm bei Winterberg
  • Hängebrücke
  • Holz-Hängematte am Langenberg 😉
  • Kahler Asten
  • Wisent-Wildnis

Packliste Rothaarsteig

  • TATONKA Pyrox 40+10 Women
  • Wanderstöcke
  • Kamera
  • Mesh Bags
  • Wanderhose
  • Kompressionssleeves
  • Kosmetika (so wenig wie möglich, Gewicht!) in den Zip Bags
  • Shirts
  • Wind-/Regenjacke (je nach Wetter)
  • Regenhose (je nach Wetter)
  • Sandalen (für abends)
  • Gute (!) Wandersocken
  • Wanderschuhe
  • Sonnencreme
  • Sonnenbrille
  • Kleines Microfaserhandtuch für unterwegs
  • Wasser und Verpflegung (man kann aber auch zwischendurch hin und wieder was essen und trinken)
  • Bikini

Hinweis: Wenn ihr in einer Pension übernachtet, kann man ein paar Teile gut über Nacht per Hand waschen.

Weitere Impressionen von Lenas Wanderabenteuer auf dem Rothaarsteig:

Lena blickt auf die Bruchhauser Steine.
Ausblick auf Lützel. In der Ferne: Windräder.
Ausblick auf Lützel
Lena vor einem Felsen der Bruchhauser Steine.
Wisent am Rothaarsteig.
Kilometerstein auf dem Rothaarsteig.
Das auf einen Stein gemalte Zeichen bzw. Logo des Rothaarsteig.
Tatonka-Blog Autorin Lena
Gastautorin: Lena Hartmann

Der Ort, an dem ich Ruhe finde, mir neue Ideen kommen und ich richtig glücklich bin, ist die Natur. Die Landschaft in und um Deutschland herum beeindruckt mich immer wieder – egal, ob das die Alpen sind, die Sächsische Schweiz oder der Harz. Diese Orte zu Fuß beim Wandern zu entdecken, macht einfach unglaublich viel Spaß. Ich war in den letzten Jahren immer sehr auf die Alpen fokussiert und habe erst vor ein paar Monaten den wunderschönen Rothaarsteig, den Neckarsteig und die Sächsische Schweiz kennengelernt – und kann alles absolut weiterempfehlen.