Ist Wildcampen in Deutschland erlaubt? Für viele Outdoor-Fans ist das Übernachten im Zelt in freier Natur die Krönung einer gelungenen Tour. Leider sind Wildcamperinnen und -camper nicht allzu gern gesehen und vielerorts drohen sogar empfindliche Strafen. Wir erklären dir, wie und wo das Wildzelten in Deutschland trotzdem klappt.

Was in Skandinavien durch das „Jedermannsrecht“ gesichert ist, bleibt in Deutschland meist romantischer Wunschtraum: das Übernachten im Zelt außerhalb von offiziellen Zeltplätzen.

Verantwortlich für die Regeln zum Wildcampen sind in Deutschland die einzelnen Bundesländer. Sie haben jeweils eigene Naturschutz- und Waldgesetze. Das macht die Rechtsgrundlage ziemlich unübersichtlich. In Naturschutzgebieten ist Übernachten jedoch generell verboten. Auf Privatgrund sowie in Privatwäldern benötigst du die Zustimmung des Eigentümers.

Es gibt in Deutschland allerdings das sogenannte Betretungsrecht. Dieses erlaubt jedem die Erholung in der freien Landschaft. Grundsätzlich schließt dieses Recht auch das Übernachten ein – nicht jedoch das Wildcampen. Doch was bedeutet das?

Zelten vs. Biwakieren

Wildcampen ist nicht gleich wildcampen. Das zeigt der Unterschied zwischen Zelten und Biwakieren. Während das Übernachten im Zelt in Deutschland außerhalb von offiziellen Zeltplätzen beinahe überall verboten ist, ist Biwakieren generell erlaubt. Dabei handelt es sich um das Übernachten ohne Zelt, also nur mit Schlafsack oder unter einem Tarp, das sich auf eine Nacht beschränkt.

Auf Privatgrundstücken brauchst du selbstverständlich auch zum Biwakieren die Erlaubnis des Besitzers.

Gut zu wissen: Experten-Tipps von Michael Bösiger zum Schlafen im Biwak

Frau und Mann beim Wildcampen am Zelt.

Hier ist Wildcampen in Deutschland erlaubt

Wie bei jeder Regel gibt es auch beim Wildcampen Ausnahmen. Da gilt es hellhörig zu werden, denn es gibt durchaus ein paar Möglichkeiten in Deutschland, sein Zelt in der Wildnis legal aufzuschlagen.

  • Mecklenburg-Vorpommern
    „Nichtmotorisierte Wanderer“ dürfen laut Gesetz eine Nacht im Zelt in der freien Natur übernachten – vorausgesetzt es werden keine Eigentumsrechte verletzt du und hältst dich von Naturschutzgebieten und anderen Schutzgebieten fern.
  • Brandenburg
    Auch in Brandenburg heißt es in §22 des Naturschutzgesetzes: „Fuß-, Rad-, Reit- und Wasserwanderer sowie -wanderinnen dürfen in der freien Landschaft für eine Nacht Zelte aufstellen.“
  • Schleswig-Holstein
    Im Rahmen des Programms „Wildes Schleswig-Holstein“ hat das Land knapp 20 Übernachtungsplätze in der Natur geschaffen. Das Angebot gilt nur für Outdoor-Fans, die mit dem Rad oder zu Fuß unterwegs sind.
  • Naturpark Pfälzer Wald
    Hier darfst du seit 2009 abseits der Hütten und Wanderwege wildcampen, allerdings nur nach vorheriger Anmeldung und nur auf den dafür vorgesehenen Flächen.
  • Sächsische Schweiz
    Auf dem „Forststeig Elbsandstein“ gibt es Biwakplätze, auf denen du während deiner Trekkingtour übernachten kannst. Allerdings musst du zuvor ein Ticket kaufen.

Immer mehr Tourismusregionen in Deutschland richten sich nach den Bedürfnissen von Outdoor-Fans und ermöglichen das Zelten auf ausgewählten Plätzen in der Natur. Es lohnt sich, ein wenig zu recherchieren. Vielleicht entdeckst du ja noch einen Geheimtipp.

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Wildcampen: So hoch sind die Strafen in Deutschland

Wie hoch die Strafen für Wildcampen sind, hängt in Deutschland von den einzelnen Bundesländern ab. Dabei wird unterschieden, ob in einem Naturschutzgebiet, einem Landschaftsschutzgebiet oder außerhalb geschützter Flächen gezeltet wird.

Wer beispielsweise in Bayern in einem Naturschutzgebiet zeltet, muss mit 50 bis 500 Euro Strafe rechnen. In einem Landschaftsschutzgebiet sind es 15 bis 250 Euro und außerhalb geschützter Flächen 10 bis 200 Euro.

In Mecklenburg-Vorpommern können für das Zelten in Naturschutzgebieten bis zu 5000 Euro Strafe fällig werden.

Der Unterschied zwischen Naturschutzgebiet und Landschaftsschutzgebiet:
Während Naturschutzgebiete eine vom Menschen wenig geprägte Landschaft schützen sollen, geht es bei Landschaftsschutzgebieten um den Schutz der vom Menschen kultivierten Natur in ihrer Eigentümlichkeit und Einmaligkeit. Landschaftsschutzgebiete sind daher von weniger Einschränkungen betroffen und meist großflächiger. Oft dienen sie auch als Pufferzone für Naturschutzgebiete. Erkennen kannst du die Gebiete jeweils an einem dreieckigen Schild mit grüner Umrandung mit der Aufschrift „Naturschutzgebiet“ oder „Landschaftsschutzgebiet“.

Kochen im Zelt beim Wildcampen.

Wildcampen in anderen Ländern Europas

  • Österreich: In Österreich gibt es je nach Bundesland unterschiedliche Regelungen. In den meisten Regionen ist das Zelten allerdings verboten und wird mit hohen Strafen geahndet. Eine Ausnahme ist Oberösterreich: Hier darfst du oberhalb der Baumgrenze dein Zelt aufschlagen. In Vorarlberg wiederum entscheidet der jeweilige Bürgermeister, ob das Wildcampen erlaubt ist oder nicht.
  • Schweiz: Wildcampen ist hier nicht generell verboten. Es gibt allerdings unzählige Einschränkungen, die von Kanton zu Kanton gunterschiedlich sind. Am sichersten ist es, bei der örtlichen Touristeninformation nach den geltenden Regeln zu fragen.
  • Schweden, Finnland und Norwegen: Dank des „Jedermannsrechts“ darfst du dein Zelt – solange du keine Eigentumsrechte verletzt – fast überall aufschlagen. Es muss lediglich außerhalb der Sichtweite von Wohnhäusern sein. Offenes Feuer ist nicht gestattet.
  • Italien: Wildcampen ist in Italien generell verboten.
  • Frankreich: Auch hier ist Wildcampen nicht erlaubt.
  • Spanien: Wildcampen ist grundsätzlich verboten. In manchen Regionen kannst du eine Genehmigung beantragen.

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Frau mit Zelt beim Wildcampen in den Bergen.

Verhaltensregeln fürs Wildzelten

Hast du eine Stelle gefunden, an der du die Nacht verbringen darfst, gilt es beim Wildzelten dennoch ein paar Kleinigkeiten zu beachten, um keine Schwierigkeiten zu bekommen und selbst keine zu verursachen. Grundvoraussetzung ist dabei der Respekt vor der Natur sowie vor anderen Menschen, die ein ungestörtes Naturerlebnis genießen wollen:

  • Meide Gefahrenzonen und Schutzgebiete
    Dazu gehören neben Naturreservaten und Landschaftsschutzgebieten auch Jagdgebiete und Stellen in Sichtweite eines Jägerstandes. Landwirtschaftlich genutzte Flächen sind ebenso tabu wie die Nähe zu Straßen, Wohnhäusern oder Ortschaften
  • Koche auf kleiner Flamme
    Möchtest du auf deine warme Mahlzeit nicht verzichten, solltest du einen standsicheren Kocher verwenden und darauf achten, dass der Boden darunter keinen Schaden nimmt.
  • Mach dich unsichtbar
    Zelte in gedeckten Grün- oder Brauntönen sind für wildes Camping perfekt geeignet. Noch „unsichtbarer“ wirst du, indem du ganz auf ein Zelt verzichtest. Probiere doch mal aus, unter einem Tarp zu schlafen oder rolle deinen Schlafsack direkt unter freiem Himmel aus. Nimm alle deine Hinterlassenschaften wie z.B. Müll wieder mit und verlasse den Biwakplatz so, wie du ihn vorgefunden hast.
  • Mach keinen Lärm
    Um die Tiere in der Umgebung nicht zu stören, solltest du dich ruhig verhalten und Lärm vermeiden.