Schlafen unter freiem Himmel: Intensiver lässt sich die Natur kaum erfahren. Deshalb ist das Biwakieren der Traum vieler Outdoor-Fans. Auch Michael Bösiger, Außendienst-Mitarbeiter von Tatonka und professioneller Outdoor Guide aus der Schweiz, hat beim Bergsteigen, Kajakfahren oder Trekking viele Nächte draußen verbracht. Er teilt seine Erfahrungen und erklärt, worauf es beim Übernachten im Freien ankommt.

Biwakieren bedeutet, sich ohne Zelt ein Nachtlager einzurichten – ob unter einem Tarp, im Iglu, in einer Schneehöhle oder im Biwaksack. Auch ohne jedes Dach über dem Kopf, das Sternenzelt über sich, lässt sich ein Biwak einrichten.

Zum einen ist das Biwakieren die wohl einfachste Art des Nachtlagers. Du brauchst kein Zelt, daher ist nicht viel Gepäck dabei und musst wenig auf- und abbauen. Im Mittelpunkt steht beim Biwakieren zudem und vor allem die Erfahrung, der Natur möglichst nah zu sein und eine tiefe Erfahrung mit sich selbst zu machen, jenseits des Alltags. An abgeschiedenen Orten – abseits von Trekking- oder Campingplätzen – gelingt dies besonders gut.

Wenn du dich auf das Erlebnis Biwakieren einlassen willst, sollte dir klar sein: Ohne die Bereitschaft, auf ein wenig Komfort und Bequemlichkeit zu verzichten, wird die Nacht im Freien sicher nicht zum puren Vergnügen. Outdoor-Experte Michael Bösiger erklärt: „Wer Angst vor Tieren, Spinnen oder Käfern hat, bleibt lieber zu Hause.“

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Outdoor-Experte Michael Bösiger gibt Tipps für Biwakieren.
Michael Bösiger ist professioneller Outdoor Guide aus der Schweiz und Außendienst-Mitarbeiter bei Tatonka. Mit Biwakieren kennt er sich aus.

Wo ist Biwakieren erlaubt? Die Gesetzeslage

Die Gesetzeslage für das Schlafen im Freien ist in Europa von Land zu Land unterschiedlich. Deshalb solltest du dich informieren, bevor du los ziehst, um böse Überraschungen in der Nacht oder am frühen Morgen zu vermeiden. Grundsätzlich gilt:

  • Deutschland:
    Biwakieren ist in Deutschland (insbesondere in hochalpinem Gelände) – anders als Wildzelten – grundsätzlich erlaubt, wenn es nicht ausdrücklich verboten ist. Allerdings solltest du dich darauf gefasst machen, dass nicht allen Menschen der Unterschied zwischen Zelten und Biwakieren geläufig ist. Mehr dazu erfährst du in unserem Blog-Beitrag „Wildzelten – Spielregeln für ungestörte Outdoor-Nächte“. Auf Privatgrundstücken musst du vor einer Übernachtung um Erlaubnis fragen.
  • Österreich
    Zur Gesetzeslage beim Biwakieren teilt der Alpenverein Österreich mit: „Übergreifend erlaubt wird das ‚alpine Biwakieren‘, also zum Beispiel das ungeplante Notbiwak, zu dem Einzelpersonen im Falle einer Verletzung, eines Schlechtwettereinbruchs oder bei Dunkelheit gezwungen sind.“ Ansonsten sind die Regeln zum Biwakieren oberhalb der Baumgrenze von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich. Vorsätzliches Biwakieren wird allerdings mit Zelten gleichgesetzt und ist verboten. Ausdrücklich untersagt ist das Biwakieren außerdem im Wald sowie auf Privatgrund ohne Genehmigung.
  • Schweiz
    Hier gilt in jedem Kanton eine andere Regelung. Es ist also sinnvoll, sich vorher zu informieren. Der Schweizer Alpen-Club (SAC) beschreibt das Biwakieren oberhalb der Baumgrenze jedoch als rechtlich unproblematisch.

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Welche Ausrüstung brauchst du zum Biwakieren?

  • Leichter Tourenrucksack (z.B. Kings Peak von Tatonka)
  • 3-Season-Schlafsack (mit Daunenfedern ist er leichter, mit Kunstfaserfüllung dafür besser bei Feuchtigkeit)
  • Hochwertige Isomatte
  • Wasserdichter Biwaksack oder Tarp
  • Spirituskocher
  • Feuerzeug
  • Kochgeschirr
  • Besteck und Becher
  • Verpflegung
  • Taschenmesser
  • Stirnlampe mit vollen Batterien
  • Wasserbeutel
  • Toilettenpapier
  • First-Aid-Kit
  • Regenschutz
  • Mobiltelefon mit vollem Akku (evtl. zusätzlich mit Powerbank)
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Ein guter Platz zum Schlafen im Freien

Hast du geklärt, ob das Biwakieren am Ort deiner Wahl erlaubt ist, kannst du dir auf deiner Tour ein gemütliches Plätzchen für die Nacht suchen. Es sollte eben sein, aber nicht in einer Vertiefung aufgrund der Wasseransammlung bei Regen und in jedem Fall ausreichend gegen Absturz gesichert. Du solltest darauf achten, dass deine Lagerstätte windgeschützt ist. Bist du nicht ohnehin in luftigen Höhen unterwegs, sollte der Schlafplatz außerdem nicht zu nah am Wasser liegen. Dort gibt es Stechmücken und dein Schlafsack zieht Feuchtigkeit.

Begib dich beim Biwakieren nicht zu weit weg vom nächsten befestigten Weg: So findest du auch bei Nebel, Regen oder notfalls in der Dunkelheit zurück in sicherere Regionen. Außerdem ist es ratsam, vorab Bekannte über deine Route, das Ziel und die geplante Rückkehr zu informieren.

Für Notfälle ist ein geladenes Mobiltelefon sinnvoll. Denke daran, dass das Handy abseits der Zivilisation viel mehr Strom verbraucht, da es versucht, mit den nächsten Sendemasten Kontakt aufzunehmen. Ein vollgeladenes, meist abgeschaltetes Handy, das im Notfall wenigstens eine SMS absetzen kann, ist immer ratsam.

Beim Biwakieren schützt ein Tarp vor Feuchtigkeit von oben.
Beim Biwakieren schützt ein Tarp vor Feuchtigkeit von oben.

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Der geeignete Zeitpunkt für Nächte im Freien

Probierst du das Biwakieren zum ersten Mal aus, dann warte am besten auf eine milde Sommernacht – in nicht allzu großer Höhe. Fallen die Temperaturen nachts nicht unter 10° C, kommst du mit relativ leichter Ausrüstung zurecht und die Chancen stehen gut, dass du eine angenehme Nacht verbringst.

Nimm aber auch im Sommer eine Mütze mit ins Schlaflager! Die meiste Wärme verlieren wir über den Kopf. Und für den Morgen danach hat Michael noch einen besonderen Tipp: „Eine Tafel Schweizer Schokolade als Belohnung tut immer gut.“

Wer bereits Erfahrung hat, kann grundsätzlich zu jeder Jahreszeit biwakieren. Je kälter die Temperaturen sind, desto robuster sollten Ausrüstung und umso umsichtiger die Planung sein.

Behalte das Wetter im Blick und sei vorbereitet

„Ein guter Biwakplatz ist immer ein sicherer Platz“, betont Michael. Wähle deinen Schlafplatz also mit Bedacht: Achte darauf, dass du sicher bist vor Steinschlägen, Murgängen, plötzlich anschwellenden Flüssen oder Blitzeinschlägen. In den Bergen kann das Wetter schnell umschlagen und gerade im Sommer drohen spontane Gewitter.

Deshalb solltest du dein Camp schon bei Tageslicht aufschlagen. So siehst du, ob sich potentielle Gefahrenquellen in der Nähe befinden. Über das Wetter und die Gegend informierst du dich am besten bereits im Vorfeld und nach Möglichkeit auch während der Tour immer mal wieder.

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Biwakieren im warmen Biwaksack.
Im Biwaksack unter freiem Himmel schlafen – näher an der Natur geht fast nicht.

Naturschutz hat beim Biwakieren höchste Priorität

Beim Biwakieren gilt wie bei allen Outdoor-Aktivitäten: „In der Natur sind wir Gäste“, betont Michael. Vermeide, wo es geht Lärm zu machen, um Wildtiere nicht zu stören. Lass Nahrungsmittel nicht offen herumliegen und nimm sämtlichen Abfall wieder mit.

Wenn du daran denkst, vor dem Schlafengehen noch ein Feuer zu machen, so gelten in Deutschland relativ strenge Regeln: Ist es nicht ausdrücklich erlaubt, kannst du davon ausgehen, dass es verboten ist. An Plätzen, wo es offiziell erlaubt ist, ist es am besten, eine bereits vorhandene Feuerstelle zu nutzen. Wie Michael sagt, gilt hier das Motto: „Hinterlasse nichts außer Fußspuren, nimm nichts außer Eindrücke mit.“ Das gelte übrigens auch, falls du mal musst: „Große Geschäfte gehören vergraben!“

Beim Biwakieren solltest du dich also so verhalten, dass du möglichst wenig in die Natur eingreifst. So bleiben die Lebensräume für Tiere und Pflanzen erhalten und bieten auch künftig Outdoor-Fans Erholung und Freude.

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Titelbild: Anna Brauns
Beitragsbilder: Michael Bösiger