Für eine Alpenüberquerung Routen auszuwählen, damit am Ende die eine, passende übrigbleibt, ist meist der entscheidende erste Schritt zur Umsetzung eines Wunsch-Vorhabens, das fast alle Trekking-Begeisterten hierzulande auf dem Zettel haben dürften: Wenigstens einmal die Alpen von Nord nach Süd (oder in der Gegenrichtung) zu Fuß zu überqueren.

Welche Route sich am besten für deine Alpenüberquerung eignet, kann ganz unterschiedlich ausfallen – je nachdem, wie lange Etappen du täglich gehen möchtest, wie schwierig das Gelände ist, das du meistern willst, und von wo du starten, beziehungsweise, wo du ankommen willst.

Wir stellen dir hier fünf bewährte und reizvolle Alpenüberquerungs-Routen vor, die sich teils stark unterscheiden.

Hinweis: Du stehst vor der Planung deiner Alpenüberquerung? Hier erfährst du mehr zum Thema: Planung und Vorbereitung für deine Wanderung über die Alpen

Alpenüberquerungs-Route 1: E5 von Oberstdorf nach Meran | Der Klassiker für Einsteiger

Hängebrücke bei Holzgau.
Die Hängebrücke bei Holzgau im Lechtal ist 200,5 Meter lang und hängt in etwa 110 Metern Höhe.
  • Distanz: 140 km
  • Dauer der Alpenüberquerung: 6–8 Tage
  • Höhenmeter: 10.000 m aufwärts / 9.800 m abwärts
  • Schwierigkeit der Route: anspruchsvoll (steile Passagen, je nach Witterung matschige Abschnitte, körperlich fordernd)

Der E5-Fernwanderweg von Oberstdorf nach Meran ist der Klassiker unter den Alpenüberquerungs-Routen. In nur sechs bis acht Tagesetappen überwindest du auf dieser Strecke beeindruckende 10.000 Höhenmeter und durchquerst dabei eine Bandbreite von lieblichen Almwiesen bis zu schroffen Felslandschaften. Die Strecke ist beliebt, hat es aber auch in sich und ist nur zu empfehlen, wenn du gute Trittsicherheit unter Bedingungen mehrtägiger Bergwanderungen behältst. Selbst im Hochsommer kann es an schattigen, hoch gelegenen Passagen der Alpenüberquerungs-Route über Schneefelder gehen. Nach typischen heftigen Regenfällen werden sonst harmlose Pfade rutschig und erfordern höchste Aufmerksamkeit. Für Schlechtwetter-Lagen empfiehlt es sich, vorsorglich Pausentage einzuplanen und für den vorausschauenden Ernstfall alternative Abstiegsrouten durchgespielt zu haben.

Von Oberstdorf startest du flach ins Lechtal, bis hinter dem Talschluss der Trettach steile Serpentinen hinauf zur Kemptner Hütte führen.

Am zweiten Tag fordern der Weg zum Simms-Wasserfall und steile Anstieg zur Memminger Hütte deine Kondition.

An Tag 3 erklimmst du die Seescharte (2.599 m) – ein grandioser Panoramapunkt, der dich mit einem Ausblick auf den Biberkopf, die Mädelegabel, den Großen Krottenkopf und das Hohe Licht belohnt. Die anschließende Passage durch das Zammer Loch läuft auf schmalem Weg entlang des Felsens. Für die Übernachtung bietet es sich an, mit der Seilbahn von der Talstation Zams zur Mittelstation zu fahren, von wo aus es nicht weit zur Skihütte Zams ist.

An Tag 4 geht es zunächst hinauf auf den Krahberg (2.208 m) und von dort aus ins südlich liegende Wenns. Vom Pitztaler Hof bis Mittelberg kannst du bei Bedarf einen Bus nehmen, um die 9 Stunden Gehzeit auf eine Stunde zu verkürzen. Hier beginnt der Aufstieg zur Braunschweiger Hütte.

Die letzte Etappe führt über die Martin-Busch-Hütte hinab nach Meran. Alternativ kannst du eine Schleife über Bozen einbauen. Der Weg über die Pitztaler Gletscherwelt lohnt sich!

Tipp: Starte unter der Woche und außerhalb der Ferienzeiten, um überlaufene Hütten zu meiden und die Wege mehr für dich zu haben.

Alpenüberquerungs-Route 2: Traumpfad München – Venedig | Von Biergärten zu Gondeln

Auf der Traumpfad Route von München nach Venedig durchquert man die Dolomiten. Foto: Kerstin Wießer-Buchholz, kiwibu.
Wanderweg in den Dolomiten. Foto: Kerstin Wießer-Buchholz, kiwibu.
  • Länge: 554 km
  • Dauer: 30–32 Tage
  • Höhenmeter: 22.000 m aufwärts
  • Schwierigkeit der Alpenüberquerungsroute: Anspruchsvoll (alpines Gelände, leichte Kletterstellen, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit vorausgesetzt)

Unsere nächste Route über die Alpen verbindet Münchens urbanen Charme mit venezianischem Flair: Du startest am Marienplatz, wanderst durch das Voralpenland, überquerst den Hauptkamm, durchquerst die Dolomiten und folgst der Piave-Ebene bis zum Markusplatz in Venedig. Als Begründer des Traumpfads gilt der bayerische Ingenieur Ludwig Graßler, der seiner Vorstellung folgte, von seinem Heimatort Wolfratshausen zu Fuß bis nach Venedig zu gehen. Dazu kombinierte er mehrere Wanderwege und setzte seinen Plan 1974 in die Tat um. Wer nicht allein auf Graßlers Spuren wandern möchte, startet am 8. August am Münchner Marienplatz, dem offiziellen Start der traditionellen Venedig-Wanderung, der sogar von einer Blaskapelle begleitet wird. Am 8. November treffen sich Venedig-Wanderinnen und -Wanderer im Münchner Hofbräuhaus. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Als einer der schönsten Abschnitte gilt der Anfang der Wanderung. Trotz des urbanen Startpunkts gelangst du unmittelbar an die Isar und wanderst von da an nur noch im Grünen. Bis Bad Tölz musst du ab jetzt keinen Fuß mehr auf eine Teerstraße setzen.

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Nach den sanften Hügeln des Voralpenlandes geht es am Brauneck zum ersten Mal bergauf, zwei Tage später stehst du bereits vor den Wänden des Karwendelgebirges. Im Inntal empfiehlt sich der erste Pausentag, bevor es hinauf in die Alpen geht. Über den Hintertuxer Gletscher führt der Weg bis nach Südtirol. Gerade hier in den Zentralalpen gibt es ein paar anspruchsvolle Tagesetappen, die du dir im Vorfeld genau anschauen solltest.

Nun stehen die Dolomiten an. Mit ihren schroffen Felsformationen, die aus sanft geschwungenen Almen ragen, sind sie für viele der beeindruckendste Teil der Alpenüberquerung. Die Bellunser Alpen stellen den letzten alpinen Abschnitt dar, bevor es flacher wird. Von hier kannst du an klaren Tagen bereits die Adria sehen. Entlang der Piave kommst du an zahlreichen italienischen Bauerndörfern vorbei und kannst die mediterrane Vegetation genießen. Und dann ist es so weit: Du stehst am Meer! Höchste Zeit sich am Strand von Jesolo im Mittelmeer abzukühlen. An einem letzten Wandertag geht es nach Punta Sabbioni, von wo aus dich eine Fähre nach Venedig bringt. Eine detaillierte Tourenbeschreibung bietet beispielsweise der Bergverlag Rother.

Ab dem Inntal verläuft die Alpenüberquerungs-Route beinahe parallel zum Brenner. Die einzelnen Bahnhöfe der hier verlaufenden Zugstrecke kannst du an jedem Tag dieser Etappe mit regionalen Bussen in ein bis drei Stunden erreichen. Die Anreise zu den einzelnen Abschnitten ist gut vom Brennerpass oder mit der Bahn möglich.

Tipp: Viele Passagen des Traumpfades sind gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar. Teile deine Route, die du zur Alpenüberquerung nutzt, in Abschnitte ein, um den Traumpfad oder besonders interessante Abschnitte davon in einem Durchgang oder verteilt auf mehrere Jahre zu wandern.

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Alpenüberquerungs-Route 3: Von Salzburg nach Triest | Vom Salz zum Meer

Die Route von Salzburg nach Triest führt vorbei am Königssee in Berchtesgaden. Foto: chiemseherin, pixabay.
Der Köngissee in Berchtesgaden. Foto: chiemseherin, pixabay.
  • Distanz: ca. 500 km
  • Dauer der Alpenüberquerung: 28 Tage
  • Höhenmeter auf der Route: 25.000 m aufwärts / 26.000 m abwärts
  • Schwierigkeit: Mittel bis anspruchsvoll (Trittsicherheit erforderlich)

Unter den Alpenüberquerungsrouten wird die Strecke von Salzburg nach Triest relativ neu „gehandelt“, denn sie wurde erst 2013 entwickelt und führt durch drei Nationalparks: Berchtesgadener Alpen, Hohe Tauern und Triglav. Die erste Etappe ab dem Salzburger Kurpark hinauf zum Zeppezauerhaus fordert dich mit 1.300 m im Aufstieg. Im Steinernen Meer und Hagengebirge erwarten dich alpine Kammwege, bevor die Fraganter Scharte (2.754 m) als höchster Punkt erreicht wird. Auf dem Weg zum Fraganter Schutzhaus hast du immer wieder fantastische Ausblicke.

Anschließend schlängelt sich der Weg ruhig durch die Kreuzeckgruppe und Gailtaler Alpen, bis dich der Karnische Kamm entlang der Grenze zu Italien führt. Die letzten Tage in Slowenien bieten Karstlandschaften und den Sieben-Seen-Tal-Ausblick. Nach einer Bergetappe in Tolmin wanderst du flach gen Triest.

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Tipp für deine Alpenüberquerung: Plane Ruhetage in den ruhigeren Abschnitten ein, um die unberührte Natur intensiv zu erleben.

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Alpenüberquerungs-Route 4: Alpe‑Adria‑Trail | Der Genießer-Weg durchs Dreiländereck

  • Distanz: ca. 750 km
  • Dauer: 43 Etappen
  • Höhenmeter: 23.600 m aufwärts
  • Schwierigkeit: Leicht bis mittel

Der Start des Alpe-Adria-Trail ist am Fuß des Großglockners, dem höchsten Berg Österreichs. Anschließend geht es durch Kärnten, Slowenien und Italien bis zur italienischen Adriaküste. Die Etappen sind moderat (ca. 20 km/6 Std.) und enden in Hotels, Pensionen oder gemütlichen Gasthöfen.

Der Weg ist vor allem für Genießerinnen und Genießer zu empfehlen, da sein Schwierigkeitsgrad relativ überschaubar ist und dir erlaubt, dich bei der Alpenüberquerung eher entspannt auf die Natur zu fokussieren. Die Etappen sind gleichmäßig aufgeteilt und umfassen etwa sechs Stunden Gehzeit auf 20 Kilometer. Kondition und Trittsicherheit sind jedoch auch hier Grundvoraussetzung. Kulinarisch ist am Wegesrand der bestens ausgeschilderten Route einiges geboten.

Tipp: Nutze die vielfältigen Einkehrmöglichkeiten, um regionale Spezialitäten zu genießen und deine Energiereserven aufzufüllen.

Alpenüberquerungs-Route 5: Tegernsee – Sterzing | Der leichteste Weg nach Italien

Alpenüberquerung: Die Route vom Tegernsee bis nach Sterzing.
  • Distanz: ca. 115 km
  • Dauer: 7 Tage
  • Höhenmeter: 3.500 m aufwärts / 3.400 m abwärts
  • Schwierigkeit: Leicht bis mittel

Diese Route von Tegernsee nach Sterzing ist in 7 Tagen zu schaffen, verlockend für Genusswandernde und Einsteigerinnen, um vergleichsweise schnell und komfortabel über die Alpen zu kommen.

Auf dieser Route fallen deutlich weniger Höhenmeter an als bei den zuvor vorgestellten Transalp-Strecken. Außerdem führt sie durch Ortschaften, in denen du statt auf Alpenhütten angewiesen zu sein, aus einer Vielzahl von Gasthäusern, Pensionen oder sogar Hotels zum Einkehren und Übernachten wählen kannst.

Solltest du die einwöchige Gehzeit weiter verkürzen wollen, kannst du das an mehreren Stellen mit Bus und Seilbahn tun.

Die erste Etappe Gmund–Wildbad Kreuth ist in zwei Stunden machbar, die zweite ist mit 850 Höhenmetern gleich die anspruchsvollste, sie nimmt rund sechs Stunden Gehzeit ein. Die übrigen fünf Etappen liegen jeweils bei vier bis fünf Stunden Gehzeit, in diesen späteren Abschnitten der Alpenüberquerungsroute kannst du ohne Stress die Natur genießen, dich im Achensee abkühlen oder in einem der Alpengasthöfen entlang des Wegs einkehren.

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Fazit: So findest du die für dich beste Route zur Alpenüberquerung heraus

Eine gut überlegte Wahl der Route deiner transalpinen Tour erhöht den Genuss und die Sicherheit auf deiner Alpenüberquerung maßgeblich. Investiere Zeit in die Recherche zur Wegführung, Länge jeder Etappe und Einkehrmöglichkeiten, so findest du die passende Route – ob eher kürzer, knackiger oder lang und auf ihre Art genießerisch – und so bereitest du dich optimal auf dein persönliches Abenteuer Alpenüberquerung vor, indem du es gedanklich vorweg nimmst!

Tipp: In unserer Beitragsserie findest du weitere Informationen zur Alpenüberquerung zu Fuß: