Was gibt es Schöneres, als eine Bergtour auf einer Hütte ausklingen zu lassen? Für viele Wanderer und Bergsteiger ist es das Höchste, nach einer anstrengenden Tour die müden Beine im Hüttenbett niederzulegen oder eine heiße Schokolade auf der Terrasse inklusive grandiosem Rundumblick zu genießen. Aufgrund der Aussicht auf diese Art der Belohnung und aufgrund der steigenden Beliebtheit des Bergsports ist der Run auf die begehrten Hüttenplätze groß. Für viele ist es das erste Mal, dass sie auf einem Berg übernachten. Eine Hütte sollte man dabei aber nicht mit einem Hotel verwechseln. Dort gibt es bestimmte „Gesetze“, an die man sich dringend halten sollte, sofern man sich keinen Ärger mit dem Hüttenwirt oder anderen Gästen einhandeln möchte. Ich zeige dir die 10 goldenen Hüttenregeln.
Hütte ist nicht gleich Hütte – Bergunterkünfte der Kategorien 1, 2 und 3
Welchen Komfort man auf einer Berghütte in Anspruch nehmen möchte, ist erst einmal jedem selber überlassen – das Angebot an Hütten, Lodges und Lounges ist breit und unterschiedlich. Hütten der Alpenvereine DAV, ÖAV und AVS werden in unterschiedliche Kategorien eingeteilt:
- Kategorie I
- Kategorie II
- Kategorie III
Hütten der Kategorien I und II stehen als Unterkunft zur Verfügung und bieten, sofern bewirtschaftet, dem Bergsteiger auch Verpflegung an. Bei Hütten der Kategorie I kann es sich auch um reine Schutzhütten oder ein Biwak handeln.
Großen Luxus, der meist von sogenannten Berg-Lounges angeboten wird, darf man auf einer Berghütte mit ursprünglichem Charakter freilich nicht erwarten. Den Jacuzzi und die Sauna suchst du dort also vergebens. Aber sind wir mal ehrlich: Gerade der nicht vorhandene Luxus macht den Aufenthalt auf einer Berghütte so besonders – neben der wunderschönen Natur und atemberaubenden Aussicht natürlich.
Zudem gibt es Hütten der Kategorie III (z. B. Berggasthöfe). Diese sind in der Regel über eine Seilbahn oder einen Lift zu erreichen und richten sich hauptsächlich an Tagesausflügler. Das Verpflegungsangebot ist deutlich umfangreicher.
Mitgliedschaft im Alpenverein bringt Vorteile
Berghütten der Kategorie I und II unterstützt du übrigens mit deinem Mitgliedsbeitrag beim Alpenverein. Bist du oft in den Bergen unterwegs und noch kein Mitglied bei einem Alpenverein, empfehle ich dir, eine Mitgliedschaft abzuschließen. Neben speziellen Angeboten der einzelnen Sektionen bist du als Alpenvereinsmitglied automatisch bei alpinen Unfällen weltweit versichert und profitierst auf Hütten von bestimmten Vorteilen gegenüber Nicht-Mitgliedern.
Tipp: Welche Vorteile du durch eine Mitgliedschaft erhältst, findest du auf der Seite des DAV.
Zudem trägst du deinen Teil zum Naturschutz und dem Erhalt von Wanderwegen und Klettersteigrouten bei. Denn die aktiven Mitglieder der Alpenvereine halten diese jährlich und zumeist ehrenamtlich in Stand.
Wie du deine Hüttentour am besten organisierst, erklären wir dir in unserem Beitrag: Hüttentouren planen und vorbereiten.
Die 10 goldenen Hüttenregeln
Damit dein Hüttenaufenthalt so angenehm wie möglich wird, solltest du allerdings ein paar Regeln beachten. Das Hüttenpersonal und die anderen Gäste werden dir sehr dankbar sein. 😉
1. Schlafplatz reservieren!
Deine Tour planst du mit einer urigen Übernachtung in einer Hütte und du weißt auch schon genau, welche es sein soll? Gratulation! Deine Tour wird sicher toll. Doch du bist nicht der Einzige, der auf diese Idee kommt. Denn viele andere Bergsteiger haben genau dasselbe im Sinn.
Damit es nicht zu einer unangenehmen Überraschung kommt, wenn du abgekämpft und todmüde an der Rezeption stehst, ist es ratsam, vorab einen Schlafplatz zu reservieren. Zwar dürfen Hütten nur maximal 90 Prozent der verfügbaren Schlafplätze vorab vergeben, aber auch die restlichen zehn Prozent können schnell weg sein.
Ein weiterer Vorteil: Bist du früh genug dran, kannst du dir den Schlafplatz vielleicht sogar noch aussuchen. Abhängig ist das natürlich von den Zimmerangeboten der jeweiligen Hütte.
2. Schlafplatz absagen!
Diese Regel sollte eigentlich zum guten Ton gehören, leider aber lassen viele sie außer Acht. Solltest du also aus irgendeinem Grund entscheiden, deinen Platz in der Berghütte nicht wahrzunehmen, gib bitte Bescheid. Der Hüttenwirt freut sich, denn so kann er deinen Platz frühzeitig wieder an jemand anderen vergeben. Abhängig von der jeweiligen Hütte kann es sein, dass du eine Stornogebühr bezahlen musst.
Das gilt übrigens auch, wenn du während der Tour feststellst, dass du die Hütte zum Beispiel aus Zeitgründen nicht mehr erreichst. Auch dann solltest du den Hüttenwirt informieren.
Bleib also fair!
3. Auch Wanderstiefel haben ihren Platz!
Deine Wanderschuhe bzw. -stiefel solltest du spätestens im Eingangsbereich ausziehen und abstellen. In vielen Hütten gibt es auch einen Trockenraum. In den Schlafräumen haben Schuhe übrigens nichts verloren. Schließlich steckst du den ganzen Tag in deinen Wanderlatschen. Die Nasen deiner Zimmergenossen werden es danken. 😉
4. Hüttenschlafsack ist Pflicht!
Zwar statten viele Hütten ihre Betten mit Kissen, Decken und Laken aus. Anders als in einem Hotel können Hüttenwirte die Bettwäsche aber nicht nach jedem Gast waschen lassen. Es ist also sehr wahrscheinlich, dass vor dir bereits andere Gäste in der Bettwäsche geschlafen haben und es nach dir auch noch weitere tun werden.
Aus hygienischen Gründen ist das Verwenden eines Hüttenschlafsacks daher meist Pflicht!
5. Sitzplätze werden nicht reserviert!
Man kennt es von Hotels. Schnell am Vorabend noch das Handtuch auf die Liege geschmissen und schon ist diese reserviert. Was in Hotels (oftmals) funktioniert, gilt doch sicher auch für Hütten. Jacke auf den Stuhl und schon ist der Platz fürs Abendessen oder Frühstück gesichert?
Falsch gedacht. Sollte kein Platz frei sein, wenn du in die Stube kommst, musst du notgedrungen warten. Aber keine Sorge: Auf Hütten ist es allgemein üblich, dass man den eigenen Platz frei macht, sobald man mit dem Essen fertig ist. Es sollte also nicht zu lange dauern, bis dir ein freier Platz zur Verfügung steht.
Solltest du den Reservier-Trick doch anwenden, wundere dich nicht, wenn du dich im Anschluss auf die Suche nach deiner Jacke begibst.
Übrigens: Aufgrund des knappen Platzangebots ist es auf Berghütten gang und gäbe, dass man zusammen mit anderen Gästen an einem Tisch sitzt. Kommst du dazu, musst du aber dennoch höflich um Erlaubnis fragen.
6. Hüttenruhe beachten!
In den meisten Hütten gibt es eine Hüttenruhe. Erstens sind die Berge nicht der Ballermann und zweitens brechen viele Wanderer und Bergsteiger am nächsten Tag wieder früh auf. Jeder möchte daher auch einen möglichst langen und erholsamen Schlaf. Auch wenn du nicht zu den (ganz) Frühaufstehern gehörst, solltest du die Nachtruhe, aus Rücksicht den anderen Gästen gegenüber, zwingend einhalten!
In den meisten Hütten herrscht sie zwischen 22 Uhr und 6 Uhr.
7. Ins Hüttenbuch eintragen!
Bevor du aufbrichst, solltest du dich in jedem Fall ins Hüttenbuch eintragen. Deine Eintragung dient dabei nicht dem Motto „I was here“. Das Interesse daran wäre wohl äußerst überschaubar 😉. Sie dient vielmehr deiner eigenen Sicherheit.
In das Hüttenbuch trägst du in der Regel die Zeit deines Aufbruchs und dein nächstes Ziel ein. Sollte dir auf Tour etwas passieren, was in den Bergen immer möglich ist, ist dein Weg für Rettungskräfte nachvollziehbar. Das Suchgebiet kann so deutlich eingegrenzt werden, falls du vermisst wirst.
Aus diesem Grund kann es auch sinnvoll sein, die Handynummer anzugeben. Ob du das möchtest, musst du aber für dich selbst entscheiden.
Bei Tatonka findest du Rucksäcke, die mit einem RECCO-Reflektor ausgestattet sind.
Dieser ermöglicht professionellen Rettern, eine schnelle Ortung bei der Vermisstensuche aus der Luft.
8. Der Besucher ist Gast und nicht König!
Du kennst sicher den Spruch Der Gast ist König. Für Hotels mag das sicher stimmen, wobei auch dort ein angemessenes Verhalten das Minimum ist. Eine Berghütte ist aber kein Hotel. Das gesamte Hüttenpersonal gibt sich die größtmögliche Mühe, um deinen Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten (zumindest in den meisten Berghütten 😉). Und dieses Unterfangen ist ein richtiger Kraftakt. In einer Hütte bist du also nicht König, sondern Gast. Und so solltest du dich auch verhalten.
Ich bin mir aber sicher, dass du das bereits genauso gesehen hast.
9. Müll mitnehmen!
Diese Regel sollte jeder Bergwanderer sowieso verinnerlicht haben. Alles (!), was du mitbringst, nimmst du auch wieder mit! Das gilt nicht nur in Hütten, sondern generell in den Bergen und der Natur. Verwechsle eine Hütte also nicht mit einer Mülldeponie – und die Berge sowieso nicht.
Auch wenn es in der Hütte Abfalleimer gibt, bedeutet das nicht automatisch, dass du deinen Müll dort einfach abladen kannst.
Ist deine Shampoo-Flasche also zufällig gerade leer, während du unter der Hütten-Dusche stehst, nimm sie einfach wieder mit und entsorge sie im Tal.
Am besten ist es, wenn du Abfall grundsätzlich vermeidest. Eine Dusch- und Haarseife sowie „unverpackte“ Lebensmittel bieten sich bei Hüttenaufenthalten sehr gut an.
10. Hüttenregeln sind Gesetz!
In nahezu jeder Hütte wirst du einen Aushang mit dort geltenden Hüttenregeln finden. Diese hängen dort aber nicht, um die Wand zu verschönern. Sie hängen dort, um eingehalten zu werden. Lies sie dir vorher also genau durch, bevor du dem Hüttenpersonal versuchst zu erklären, dass du von all dem ja gar nichts gewusst hast.
Denke dran: Hüttenregeln sind keine Empfehlungen, denen du Folge leisten kannst. Sie sind Gesetz!
Touren und Tipps auf unserem Blog
Falls du dich nun entschieden hast, deinen Rucksack zu schnappen und die nächste Hütte aufzusuchen: Auf unserem Blog kannst du dich inspirieren lassen und erhältst wertvolle Tipps: