Klettersteige sind den letzten Jahren immer beliebter geworden. Das Angebot ist riesig, allein das Portal klettersteig.de führt über 1600 Klettersteige nur in Europa. Das Anforderungsprofil reicht vom bequem gesicherten Höhenweg bis hin zu überhängenden Felswänden für Profis. Wir verraten dir, worauf du bei deiner Vorbereitung und deiner Ausrüstung achten solltest.
Klettersteig gehen: Klettern mit Stahlseil-Sicherung
Zu Beginn waren es Wanderwege, die durch Stahlseile abgesichert wurden, mit der Zeit ging man dazu über, an natürlichen oder künstlich geschaffenen Felsen Griffe, Leitern, Tritte oder Stifte aus Eisen sowie Stahlseile zur Sicherung des Kletterers zu installieren. An den Eisenvorrichtungen kann man sich entlanghangeln und somit fortbewegen, sie dienen aber auch zur Sicherung des Kletterers. Der italienische Ausdruck „Via ferrata“, zu deutsch: „Eisenweg“, findet auch im deutschen Sprachgebrauch zunehmend Verwendung.
Da Klettersteige in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden existieren, können vom Anfänger bis zum erfahrenen Kletterer alle an diesem Outdoor-Erlebnis teilhaben.
Unterschiedliche Schwierigkeitsgrade
Es gibt keine einheitlich anerkannte Skala, anhand derer die Schwierigkeitsstufen der verschiedenen Klettersteige kategorisiert werden können. Am weitesten verbreitet ist aber die Buchstabenskala von A bis E:
A bezeichnet einfache, gesicherte Steige, die größtenteils im gemäßigt steilen Gelände verlaufen und mit Leitern und Eisenklammern ausgestattet sind. Als Handlauf finden sich hier oft Stahlseile und Geländer. Bei Klettersteigen der A-Kategorie sind auch die ausgesetzten Passagen einfach zu begehen, die Tritte und Griffe sind bequem zu erreichen. Trittsicher und schwindelfrei sollten die Klettersteiggeher aber selbstverständlich sein. A-Klettersteige eignen sich für Anfänger und Familien sehr gut, um ein Feeling für den Stein und die Bewegung zu bekommen.
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Etwas anspruchsvoller, aber noch immer für Einsteiger geeignet, sind Klettersteige der Kategorie B, deren Route über Leitern, Eisenklammern, Trittstifte und Ketten verläuft. Selbstsicherung mit einem Klettersteigsystem ist hier bereits Pflicht.
Kraftraubend können bereits Klettersteige der Kategorie C sein. Senkrechte oder auch leicht überhängende Leitern und weiter auseinander liegende Griffe und Tritte stellen die Kletterer vor so manche Herausforderung. Man bewegt sich in steilem, teilweise auch sehr steilem Felsgelände und benötigt eine gute Kondition, Ausdauer und Körperbeherrschung, um die Passagen meistern zu können.
Der Buchstabe D markiert sehr schwierige Klettersteige, die durch ausgesetztes, senkrechtes, oft auch überhängendes Felsgelände führen. Da die Steig- und Kletterhilfen oftmals weit auseinander liegen, kann selbst die Aufhängung der Sicherungskarabiner mit großer Kraftanstrengung verbunden sein. Klettererfahrung ist hier von Vorteil: Sie hilft, sich kräfteschonend vorwärts zu bewegen und darüber hinaus natürliche Griffe und Tritte zu benutzen.
An E-Klettersteige sollten sich nur Erfahrene wagen: Sie stellen extrem hohe Ansprüche an Kraft, Ausdauer, Beweglichkeit und Konzentration. Teilweise ist ein Vorwärtskommen nur durch Reibungskletterei möglich, sprich ein Klettern ohne Griffe oder Tritte, nur durch Kontakt der Handflächen und Füße mit dem Fels.
Das Non-Plus-Ultra an Anstrengung, Ausgesetztheit und Herausforderung stellen Klettersteige der Kategorie F. Dieses Gelände ist größtenteils überhängend und ermöglicht ein Vorwärtskommen nur über sehr kleine Tritte oder Reibungskletterei. Eine gute Kondition und fundierte Klettererfahrung, perfekte Körperbeherrschung und absolute Konzentration sind hier Grundvoraussetzungen, um dieses vertikale Abenteuer meistern zu können. Zusätzlich zur obligatorischen Klettersteigausrüstung ist eine Seil-Sicherung von ca. 15 m Länge empfehlenswert. Im Alpenraum sind bislang nur zwei Klettersteige der Kategorie F zu finden – der Bürgeralm-Klettersteig und der Postalmklamm-Klettersteig. Beide liegen in den österreichischen Alpen
Die richtige Ausrüstung
Die richtige Ausrüstung spielt für eine erfolgreiche und sichere Klettersteigtour eine tragende Rolle. Wer leichtsinnig ohne das geeignete Equipment in die Wand steigt, geht ein lebensgefährliches Risiko ein.
Herzstück der Ausrüstung ist das Klettersteigset: Moderne Y-Klettersteigsets bieten die höchsten Sicherheitsvorkehrungen. Sie besitzen zwei Karabiner, die nacheinander ins Seil eingehängt werden. Auf dem Steig sollte man vor dem Umhängen der Karabiner auf einen sicheren Stand achten und darauf, dass der Aus- und Einhängepunkt gut erreichbar ist. Die Karabiner werden nacheinander umgehängt, so dass die Sicherung zumindest mit einem Karabinerhaken jederzeit gewährleistet ist. Generell gilt, dass immer beide Karabiner am Seil eingehängt sein müssen.
Die beiden speziellen Karabiner verfügen über einen automatischen Verschluss und sind äußerst belastbar. Im Zusammenspiel mit den beiden Seilschwänzen und der dynamischen Bremse helfen sie, das Verletzungsrisiko im Falle eines Sturzes so gering wie möglich zu halten. Der Anseilgurt besteht im besten Falle aus einer Kombination aus Sitz- und Brustgurt: Er sitzt bequem und kann einfach an- und abgelegt werden.
Handschuhe gehören bei jeder Klettersteigtour ins Gepäck. Sie sollten gut gepolstert und an der Handinnenseite aus robustem Leder gefertigt sein, um die Hände vor Abschürfungen, Schwielen und Blasen zu schützen und zusätzlich sicheren Halt zu bieten. Unverzichtbar und in vielen Fällen lebensrettend ist der Kletterhelm, der den Kopf im Falle eines Sturzes sowie gegen Steinschlag schützt.
Auf Klettersteigen ist das passende Schuhwerk unverzichtbar. Auf leichten Klettersteigen kann man auf Wanderschuhe zurückgreifen, die über eine stabile Sohlenkonstruktion verfügen. Halt und Schutz gewähren Schuhe mit knöchelhohem, gepolstertem Schaft. Auf langen, schwierigen Touren, die etappenweise ohne künstliche Kletter- und Tritthilfen auskommen, bewähren sich spezielle Klettersteigschuhe mit einer so genannten „Climbing Zone“, einem nicht profilierten Sohlenstück im Vorfußbereich. Ihre Sohlen sind so griffig und rutschfest geformt, dass der Träger auch auf den kleinsten Tritten noch sicheren Halt finden kann.
10 Regeln für den Klettersteig
1. Orientiere dich bei der Tourenplanung unbedingt an deinem Können und deiner Kondition. Bei Gruppen gibt der „Schwächste“ den Takt und die Strecke vor.
2. Vor Antritt der Tour solltest du dich unbedingt über die Wetteraussichten informieren und deine Tour entsprechend planen. Brich unbedingt frühzeitig auf.
3. Ein einfaches „Aussteigen“ bei schwindender Kraft oder unsicherem Wetter ist auf vielen Klettersteigen nicht möglich: Überschätze dich deshalb nicht und informiere dich vorab, ob es auf deiner Tour „Notausgänge“ gibt, damit du die Tour im Notfall verkürzen kannst.
4. Sicherheit ist bei einer Klettersteigtour das A und O: Helm, Anseilgurt und Klettersteigset sind unverzichtbar. Auch während der Pausen solltest du den Helm tragen, um bei einem eventuellen leichten Steinschlag Schutz zu haben. Wanderschuhe sollten unbedingt knöchelhoch sein und dir bequemen Halt und Stabilität bieten. Für den Notfall empfiehlt es sich, zusätzlich ein Bergseil von ca. 15m Länge dabeizuhaben.
5. Auf einer Klettersteigtour solltest du nur das Nötigste mitnehmen. In dein Gepäck gehören aber auf alle Fälle ein First-Aid-Kit, Wetterschutz, Getränk und energiereiche Nahrung wie Nüsse, Trockenfrüchte und Energieriegel, auf die man auch auf dem Steig leicht zugreifen kann. Sonnenbrille, Stirnlampe, Karte und Höhenmesser zählen ebenfalls zur Grundausstattung.
6. Das Drahtseil am Klettersteig dient vorrangig der Sicherung, sie sollten nicht unnötig auf Zug belastet werden. Benutze unbedingt auch natürliche Griffe und Tritte im Stein und achte darauf, dass ein Seilabschnitt sicherheitshalber immer nur von einem Bergsteiger benutzt werden darf.
7. Auch Drahtseile und Verankerungen können ihre Tücken haben, beschädigt oder locker sein. Melde solche defekten Sicherungen unbedingt in der Hütte, bei der Bergbahn oder im Tal bei Verkehrsbüro oder Polizei.
8. Auf dem Klettersteig solltest du sorgfältig, aber stetig gehen und Steinschlag vermeiden.
9. Behalte auch während der Klettersteigtour das Wetter stets im Auge. Entferne dich bei einem heranziehenden Gewitter so schnell wie möglich von Graten und Eisenteilen, die den Blitz anlocken und ableiten könnten. Hier herrscht höchste Lebensgefahr!
10. Bei einem plötzlichen Wettersturz solltest du rechtzeitig umdrehen – auch wenn der Klettersteig vermeintlich leicht ist.
Nützliche Links
Verlässliche Aussagen über das Wetter erhältst unter alpenverein.de bzw. für die Schweiz unter meteoschweiz.admin.ch für alle Länder meteoblue.com.
Ein guter Tipp, um den Schwierigkeitsgrad und die Etappen eines Klettersteigs vorab besser einschätzen zu können, ist die Website klettersteig.de. Hier findest du auch eine gute Übersicht über Klettersteige in Europa. Sie sind beschrieben und mit Karten illustriert, außerdem können User in der community Bewertungen abgeben und Kommentare zu den einzelnen Steigen schreiben.
Tourentipps weltweit sowie Empfehlungen für Unterkünfte in Europa gibt es unter via-ferrata.de .
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