Wer Peru hört, denkt als erstes an die Inkastadt Machu Picchu. Aber damit allein wird man diesem fantastischen Land nicht gerecht. Es gibt dort so viel mehr zu sehen und zu erleben – hier berichten wir über eine abenteuerliche Trekking-Tour im Colca Tal – einem (fast) unberührten Trekking- und Naturparadies.
Fast jeder auf der Welt kennt den Grand Canyon in Arizona, aber die wenigsten den Colca Canyon in Peru. Dabei hat der Rio Colca ähnlich wie der Colorado River im Laufe der Zeit ganze Arbeit geleistet und den gewaltigen Colca Canyon ausgewaschen. Der Rand der Schlucht fällt 1.200 Meter tief bis auf den Boden. Ganz in der Nähe des Canyons – in dem kleinen Dorf Pinchollo – beginnt eine äußerst abwechslungsreiche Trekkingtour durch die Anden.
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Cruz del Condor
Bevor es auf die 5-tägige Tour geht, wartet noch ein besonderes Schauspiel am Rand des Canyons. Früh am Morgen mit der ersten Thermik erheben sich am Cruz del Condor mächtige Kondore in die Luft. Mit einer Spannweite von zwei bis drei Metern kreisen die Vögel über dem Canyon. Noch schwer beeindruckt von der Eleganz dieser großen Vögel beginnt unsere Tour.
1. Etappe: Pinchollo – Rio Colca – Madrigal
Sobald wir die letzten Häuser des kleinen Dorfes Pinchollo hinter uns gelassen haben, geht es auch schon steil bergab hinunter zum Rio Colca. Immer wieder tauchen die typischen Terrassenfelder auf, die teilweise schon vor Jahrhunderten von den ursprünglichen Bewohnern, den Collaguas, angelegt worden sind und von ihren Nachfahren immer noch bestellt werden.
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Unten am Fluss angekommen, haben wir Glück gehabt – die Hängebrücke ist intakt und wir müssen nicht über glitschige Steine hüpfend das Wasser überqueren.
Jetzt geht es recht gemütlich und eben durch das Tal und wir sehen schon das Tagesziel in der Ferne. Nach einem ordentlichen Anstieg zelten wir in der verlassenen Minenstadt Madrigal, in der einst die Angestellten des Bergwerks wohnten.
2. Etappe: Madrigal – Puya Raimondii- Laquipaya Schlucht
Der nächste Tag beginnt früh und schon um 6:00 Uhr morgens brechen wir auf. Heute sind 1.300 Höhenmeter zu bewältigen und es gilt, ein besonderes Highlight zu entdecken. Nach rund vier Stunden sehen wir die ersten Puya Raimondii in der Laquipaya Schlucht.
Unsere Trekkingrucksäcke der Yukon-Serie sind für Lasten bis 25 Kg ausgelegt. Dank ihres verstellbaren V2-Rückensystems entlasten sie die Wirbelsäule. So kann der Yukon auch über längere Strecken angenehm getragen werden.
Die Puya Raimondii sind extrem seltene Riesenbromelien (Wuchshöhe bis 12 Meter) und nur in Peru, Bolivien und im Norden Chiles zu finden. Sie blühen nach 70 bis 100 Jahren Wachstum das erste und einzige Mal, danach sterben sie ab. Hier wachsen mehrere hundert dieser einzigartigen Pflanzen.
Inzwischen sind wir auf 4.600 Metern angekommen und wir kommen deutlich langsamer voran. Aber schließlich schlagen wir nach knapp drei Stunden unser Zelt nahe einer Quelle auf. Zum Glück finden wir etwas Brennmaterial, um ein kleines Feuer zum Kochen und Wärmen zu entzünden. Nachts wird es so kalt, dass die Quelle am nächsten Morgen komplett zugefroren ist.
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3. Etappe: Bergpass – Inkaweg nach Tocallo
Nach der kurzen und kalten Nacht geht es wieder früh weiter. Das Tagesziel ist heute das abgeschiedene kleine Dorf Tocallo mit nur rund 50 Einwohnern. Doch bevor wir dort ankommen, heißt es nochmal höher aufsteigen auf 5.010 Meter. Die Landschaft wird zunehmend karger, dennoch weiden Lamas und Alpakas ganzjährig in dieser unwirtlichen Gegend. Das Atmen fällt schwer, aber die grandiose Bergkulisse entschädigt mehr als genug. Endlich kommt der schmale Pass in Sichtweite, der uns auf die andere Bergseite führt.
Zu unserer Erleichterung geht es jetzt auf alten Inkawegen abwärts. Das Kopfweh lässt schnell nach und schon nach wenigen Höhenmetern wird wieder alles grün und wir suchen den Pfad zwischen blühenden Büschen, bis wir auf einmal im Dorf Tocallo (3.800m) stehen. Dort werden wir sehr herzlich und neugierig empfangen. Zwar schlafen wir wieder im Zelt, aber das Abendessen – gekochte Süßkartoffeln mit Butter und Salz – teilen wir uns mit einem der Bauern in seiner Hütte. Im Austausch haben wir Salz und Zucker als Gastgeschenke dabei.
4. Etappe: Oase Sangalle
Heute geht es erst um acht Uhr los – wir haben hervorragend geschlafen und gut erholt machen wir uns auf den Weg. Zwar haben wir wieder über sieben Stunden Gehzeit vor uns, aber mit genügend Sauerstoff im Blut ist es kein Problem.
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Wir sind schon sehr gespannt auf unser Tagesziel – die Oase Sangalle. Und tatsächlich: Nach einem dreistündigen Abstieg in eine Schlucht finden wir auf einmal eine idyllische Oase wie aus dem Bilderbuch. Palmen wiegen sich in einer leichten Brise, das Klima ist auf einmal fast schon tropisch und in einem Schwimmbecken plantschen Kinder. Soviel Zivilisation haut uns erstmal um und wir schlagen unser Zelt in einer ruhigen Ecke unter Palmen auf.
5. Etappe: Aufstieg aus dem Canyon nach Cabanaconde
Am nächsten Morgen genießen wir etwas freie Zeit in der Oase und lassen es uns gut gehen – schließlich ist heute unser letzter Tag. Aber bevor es ans Abschiednehmen geht, führt ein steiler Weg aus dem Canyon hinaus. Nachdem wir gut trainiert sind, gehen wir die 1.100 Höhenmeter sportlich an und sind in weniger als zwei Stunden oben angekommen.
Ein kurzer Fußmarsch nach Cabanaconde und schon sitzen wir im Bus, der uns nach Puno am Titicacasee bringt. Es erscheint uns alles etwas unwirklich – wehmütig winken wir noch einmal unserem Guide zu und sind dankbar für diese eindrucksvolle und abwechslungsreiche Tour.