Unser Schweizer Mitarbeiter Michi Bösiger, Outdoor-Kenner und Erlebnispädagoge, stellt eine beeindruckende Wanderung durch die nahezu unberührte Greina-Hochebene, ein Naturschutzgebiet in den Schweizer Alpen, vor. In sportlichen zwei oder angenehmen drei Tagen wandert man vom Bergkanton Graubünden ins südliche Tessin.

Die Greina

Der Greinapass (italienisch: Passo della Greina) ist ein Alpenübergang von Norden nach Süden, der schon von den Römern benutzt wurde. Er erreicht eine Höhe von 2.355 m ü. M.

Das Greinagebiet (in lokaler Sprache: Plaun la Greina) ist eine ungefähr sechs Kilometer lange und ein Kilometer breite Hochebene auf einer Höhe von rund 2.200 Metern. Bekannt wurde die unberührte Naturlandschaft, als landesweit gegen ein Wasserkraftwerksprojekt mit Stausee in der Greina protestiert wurde. Die Biotopenvielfalt der Ebene ist außergewöhnlich und einzigartig.

Es gibt verschiedene Zugänge und Tourenmöglichkeiten in dieses Gebiet. Als sehr reizvolle Möglichkeit bietet sich der Übergang vom schweizerischen Bergkanton Graubünden ins mediterrane, südliche schweizerische Tessin an. Für berggewohnte Wanderer ist es eine unschwierige Tour. Natürlich ist es auch möglich, diesen Weg in umgekehrter Richtung zu wandern.

Die Wanderung

Es lohnt sich, vor Start der Tour in Vrin die Spezialität dieses Gebietes; ein Stück feine Bündner Nusstorte mit einem stärkenden Kaffee zu genießen!

Zuerst wandern wir zum Weiler S.Giusep entlang der Fahrstraße. Nun führt uns der Weg durch Wiesengelände nach Puzzatsch. Jetzt beginnt der steile Weg aufwärts bis zum Pass Diesrut, dem „Eingangs-Tor“ in die berühmte Greina-Ebene. Von hier hat man einen unglaublichen Weitblick in diese Hochebene, mich erinnert es an die Ebenen Tibets und den Altiplano Boliviens.

Nun heißt es, wieder relativ steil abwärts zu wandern. Unsere Teleskopstöcke wirken Wunder, die Knie danken es. Auf der Ebene angekommen, überqueren wir den Bach, dann geht es nochmals rund 50 Höhenmeter steil auf- und abwärts, den Felsen entlang. Die teils ausgesetzten Stellen sind vom Hüttenwart mit Ketten gesichert worden. In der schön gelegenen Terrihütte mit ihrer herrlichen Aussicht übernachten wir.

Steinmanndl auf der Greina-Hochebene in der Schweiz.

Die vom „Bach“ Rein da Sumvitg durchgezogene Hochebene von Greina mit ihren Tümpeln und winzigen Seen ist eine einzigartige Urlandschaft. Das Farbenspiel und die unendliche Vielfalt von Formen des Geländes sind sehr eindrucksvoll. In dieser Landschaft von seltener Abgeschiedenheit finden wir einen Platz an einem Mini-See, um uns sitzend der Faszination hinzugeben, die von der ursprünglichen Wildheit dieser Natur ausgeht.
Der Steinmann aus schwarzem Tonschiefer auf dem Passo della Greina (2.357 m) erweckt bei uns den Eindruck eines tibetanischen Wegweisers. Von hier sieht man den Piz Corói und die Medelserberge.

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Interessant ist nun der auffällige Szenenwechsel von der nördlichen zur südlichen Seite des Passes. Für mich unvergessen bleibt von der südlichen Seite der Tiefblick auf den Lago di Luzzone. Der Weg führt uns weiter unten durch einen prächtigen Fichten- und Lärchenwald, danach direkt am See entlang bis zu einem Tunnel. Ein bisschen Mut braucht man schon, diese ca. 600 Meter lange Strecke zu gehen, auch wenn der Weg auf einem Fahrweg führt. Die Stirnlampe hilft uns dabei. Ein besonderes Highlight ist schlussendlich natürlich der verdiente Cappuccino in Campo Blenio im Tessin, um die vielen Eindrücke zu verarbeiten

Tipp

Ich habe dieses Gebiet auch schon im Winter mit Schneeschuhen durchwandert (siehe Bild, kurz vor der Terrihütte). Mein Weg führte damals nach der Greina-Passhöhe zur SAC-Medelserhütte. Für dieses Unternehmen im Winter braucht man aber einiges mehr an Erfahrung, Weggefühl und natürlich auch Kenntnisse über Lawinen. Empfehlenswert ist es deshalb, im Winter die geführte Tour einer Bergsteigerschule zu buchen (zum Beispiel: www.bergundtal.ch; www.grindelwaldsports.ch).

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Wegbeschreibung

1. Tag: ca. 5h, aufwärts 1150 m, abwärts 450 m
Vrin 1.470 m – S.Giusep – Puzzatsch 1.667 m (1 h) – Diesrutpass 2.428 m – Punkt 2.194 m – Terrihütte 2.170 m

Von Vrin müssen wir ca. 2,5 km bis S.Giusep (Restaurant) die Teerstraße benützen. Ab S.Giusep führen schöne Wiesenpfad-Abkürzungen nach Puzzatsch.

Abkürzungsmöglichkeit: Fahrt mit dem Bus Alpin (Anmeldung unerlässlich: Tel. 079 483 83 69). Mit diesem können wir bis Puzzatsch fahren.

Ab Puzzatsch Kiesweg bis zur Bachüberquerung Aua da Diesrut und Aufstieg auf Bergweg zum Diesrutpass; schöne Aussicht auf die Greinalandschaft. Abwärts in die Ebene hinunter 2194 m. Nach der Bachüberquerung geht es nochmals rund 50 Höhenmeter steil auf- und abwärts, den Felsen entlang. Die teils ausgesetzten Stellen sind vom Hüttenwart mit Ketten gesichert worden, sodass auch ungeübte Bergwanderer sicher die Terrihütte erreichen. Übernachtung in der SAC-Terrihütte.

2. Tag: ca. 6h, aufwärts 200 m, abwärts 1.160 m
Terrihütte 2.170m – Greinapass 2.358m – Scalettahütte SAC 2.205m – Ghirone Pian Geirett 2.012m – Fontana S.Martina 1.565m – Daigra 1.408m – Campo Blenio 1.216 m

Von der Terrihütte geht es rechts an den Felsen des Muot la Greina vorbei bergauf zur Greina-Hochebene. Bei der Holzbrücke (Abzweigungsmöglichkeit Richtung Motterasciohütte/ Luzzone-Staudamm) wandern wir geradeaus weiter über den Greinapass zur Scalettahütte. Nach der Pause geht es ca. 5 Minuten auf gleichem Weg zurück, über den Bach und zunächst westlich an dem Hang entlang steil bergab in die Talsohle Pian Geirett.

Ab Pian Geirett fährt in der Hauptsaison am Wochenende und während der Ferienzeit täglich ein Bus (reservieren!). Es gibt aber neben der Straße immer wieder Abkürzungen für die Wanderer; gut auf die Wegzeichen acht geben! Kurz vor Fontana S.Martina bis Daigra müssen wir für eine knappe halbe Stunde mit dem Fahrweg vorlieb nehmen. Ab Daigra auf schönem Wanderweg nach Campo Blenio.

Wandern durch die Greina-Hochebene: Die Terrihütte auf 2.170 Metern.
Die Terrihütte auf 2.170 Metern.

3.Tag:
Eventuelle zusätzliche Übernachtung nach dem Greinapass in der unbewarteten SAC-Scaletta-Hütte. Essen muss bei dieser Hütte selber mitgenommen werden.

Infos

  • Start: Vrin 1.448 m.ü.M, Koordinaten: 727.161 / 168.431
  • Ziel: Campo Blenio 1.215 m.ü.M, Koordinaten 714.894 / 157.095
  • Höchster Punkt der Wanderung: Passo della Greina (2.359 müM)
  • Koordinaten: 716.543 / 163.243
  • Schwierigkeit: sportlich, T2
  • Karte: 1233, 1:25000 GREINA
  • Einkehrmöglichkeiten: Vrin, S.Giusep, Greinahütte, Campo Blenio
  • Übernachtungsmöglichkeiten:

    SAC-Terrihütte, Telefon: 0041 81 943 12 05, Koordinaten: 719.950/166.000 > bei der 3-Tages-Wanderung zusätzlich: SAC-Scalettahütte, unbewartet, Koordinaten: 715.038 / 162.936

    SAC-Morterasciohütte, Telefon: 0041 92 70 16 22, Koordinaten: 720.025 / 161.520

  • Anreise: mit der Bahn nach Chur, weiter nach Ilanz, von hier mit dem öffentlichen Postauto nach Vrin – oder direkt mit dem Auto nach Vrin
  • Rückreise: mit Postauto von Campo Blenio nach Biasca (Bahnstation)
  • Fahrplan: www.sbb.ch
    Evtl. Bus Alpin
  • Start: Von Vrin nach S.Giusep – Puzzatsch, unbedingt vorher reservieren: Telefon 0041 79 483 83 69
  • Ziel: Vom Staudamm-Luzzone nach Campo Blenio. Telefon per Kleinbus: 0041 91 862 31 72, oder per Alpentaxi: 0041 91 872 13 65 oder 0041 79 822 70 84
Schneebedeckte Berglandschaft auf der Greina-Hochebene in der Schweiz.

Ausrüstung

  • 30 bis 40 Liter-Rucksack, zum Beispiel der Cima di Basso von Tatonka
  • stabile Wanderschuhe
  • Gaiter; ideal sind die Gaiter Ripstop Short Light oder Gaiter 210 HD Short Light von Tatonka
  • gefüllte Trinkflasche; z.B. Steel Bottle Premium von Tatonka
  • Regenschutzbekleidung; zum Beispiel Cape / Poncho von Tatonka, da diese sehr leicht sind und wenig Platz im Rucksack brauchen
  • warme leichte Bekleidung, warme Mütze (wir bewegen uns im alpinen Gelände)
  • (Teleskop-)Wanderstöcke
  • Sonnenschutzmittel, Sonnenbrille, Waschbeutel
  • leichter Hüttenschlafsack (obligatorisch in den SAC-Hütten)
  • Verpflegung für unterwegs
  • First Aid Kit; ideal sind die nach Personenzahl gestaffelten First Aid Kits von Tatonka
  • DAV- oder SAC-Mitgliederausweis, falls vorhanden
  • Bargeld für die Übernachtungen/Halbpension, die Bündner Nusstorte am Beginn und den Cappuccino am Ende 😉 sowie für die Bus-/Bahntickets
  • Handy (für den Notfall), Karte, Kompass, Kamera, Stirnlampe

(c) Text und Bilder von Michi Bösiger