Wandern mit Kindern bedeutet für mich, ungestört Zeit mit meiner Familie in der Natur zu verbringen. Bei einer Tätigkeit, die ich selbst liebe: dem Wandern. Heute nennt man das: „Quality Time“. Dabei hüpfen wir bzw. meine Kinder allerdings nicht ununterbrochen fröhlich singend den Berg hoch. Wer mit Kindern wandert, der weiß, dass so ein Wandertag für uns Eltern anstrengend sein kann. Langweilige Wege, falsche Kleidung, zu wenig Proviant und nicht genügend Ideen in der Wandermotivations-Trickkiste und schon wird aus dem Wandertraum für die ganze Familien ein frustrierender Tag am Berg.

Im Folgenden habe ich die 10 häufigsten Fragen rund um das Thema Wandern mit Kindern für euch aufgeschrieben. Damit startet ihr gut vorbereitet in eure gemeinsamen Bergabenteuer.

1. Können Eltern mit Baby und Kleinkind wandern?

Wir wandern mit unseren Kindern, seit sie Babys sind. Zuerst durften sie die Bergwelt in der Trage an uns gekuschelt beobachten, später hat ihnen der Tragerucksack (auch Kraxe genannt) einen genialen Rundumblick beschert.

Mein Tipp: Babys dürfen erst in einem Tragerucksack getragen werden, wenn sie selbständig sitzen und ihren Kopf stabil halten können.

Können wir Eltern die Kinder noch tragen, dann ist das Wandern recht einfach, denn die Touren müssen nicht durchweg kindgerecht sein. Von den Herausforderungen, die ein Kleinkind in der Autonomiephase an den (Berg-)Tag legt, einmal abgesehen.

Mein Tipp: Lasst auch Kleinkinder unterwegs immer wieder „wandern“. Dabei kann es durchaus passieren, dass ihr in einer halben Stunde keine 20 Meter vorankommt oder in die falsche Richtung lauft. Das Entdecken der Natur ist für Kinder wichtig und legt den Grundstein für eine spätere Natur- und Bergliebe. Strecke könnt ihr machen, wenn sie wieder getragen werden möchten.

2. Ab welchem Alter können Kinder selbst wandern?

Richtig spannend wird das Wandern mit Kindern für uns Eltern dann, wenn sie zu schwer zum Tragen werden. Das ist häufig mit ca. 3,5 Jahren der Fall. Meine Erfahrung ist, dass Kinder ab diesem Alter selbst wandern können. Wir Eltern müssen dann mitunter tief in die Motivationstrickkiste greifen, sehr viel Zeit bzw. Geduld mitbringen und unsere sportlichen Ambitionen beim Wandern eine Weile hintenanstellen.

Mein Tipp: Packt euch eine Trage in den Rucksack, falls am Berg einmal nichts vorwärts oder rückwärts geht, ihr aber in Zeitdruck geratet. Es gibt Tragen, die bis zu einem Gewicht von 30 kg ausgelegt sind.

3. Wie weit können Kindern selbst wandern?

Wie weit Kinder in einem bestimmten Alter selbst wandern können, ist eine der häufigsten Fragen, die ich als Wanderbloggerin für Familien gestellt bekomme. Mit der Antwort tue ich mich allerdings schwer. Denn manchmal, da erscheint der 3-jährigen Tochter schon der Weg ins Badezimmer als eine nicht zumutbare Strecke.

Mein Tipp: Plant für das Wandern mit Kindern sehr viel Zeit ein.

In unserem Wandern Ratgeber-Beitrag haben wir viele weitere Tipps für euch rund um das Wandern – von der richtigen Ausrüstung bis hin zur Ersten Hilfe am Berg.

Für die Strecke, die ein Kind wandern kann, gibt es tatsächlich eine Formel: Alter des Kindes * 1,5 = maximale Weglänge. 100 Höhenmeter werden dabei als ein Kilometer gewertet. Neben dem Alter gibt es allerdings noch mehr unbekannte Variablen, wie der Abenteuergrad des Wanderweges oder der Faktor der kindlichen Tageslaune, die nicht in dieser Formel abgebildet werden können. Dennoch kann uns Eltern dieser Ansatz als Orientierungshilfe dienen. An die tatsächlich machbare Weglänge für unsere Kinder müssen wir uns allerdings selbst herantasten. Und zwar bei jeder Tour aufs Neue.

Mein Tipp: Vergleicht eure Kinder nicht mit anderen Kindern, denn jedes Kind ist anders, auch beim Wandern.

4. Welche Touren eigenen sich zum Wandern mit Kindern?

Für Kinder ist beim Wandern der Weg das Ziel und der muss spannend sein. Mit der Wahl des richtigen Wanderweges steht und fällt ein gelungener Wandertag. Für uns Eltern bedeutet die Tourenwahl immer ein Abwägen zwischen Sicherheit und Abenteuer am Berg. Die Wege dürfen vor allem für Wanderanfänger nicht zu schwer, sprich zu gefährlich sein. Leichte Wanderwege zeichnen sich allerdings dadurch aus, dass sie für Kinder unendlich langweilig sind.

Wege über Baumwurzeln, entlang von Bachläufen oder auch einfache Steige versprechen Abwechslung. Breite Forstwege oder Wirtschafswege sind dagegen ungeeignet für das Wandern mit Kindern.

Mein Tipp: In die Wahl der richtigen Tour solltet ihr ganz klar ein wenig mehr Zeit investieren. Blogs oder Wandführer speziell für das Wandern mit Kindern gibt es mittlerweile für sehr viele Regionen. Mit Routenplaner-Apps könnt ihr vorgeschlagene Touren zudem flexibel an die Länge der kindlichen Wanderbeine bzw. Laune anpassen.

Tipps, wie ihr eine Wanderung für Kinder plant, erklärt euch Stefanie ausführlich in ihrem Beitrag Wanderung mit und für Kinder planen.

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5. Wie viele Pausen brauchen Kinder beim Wandern?

Das Schönste beim Wandern mit Kindern sind die gemeinsamen Pausen. Wie viele Pausen sinnvoll sind, ist sehr individuell und hängt auch davon ab, wie viel Wanderweg noch vor uns liegt.

Pausen sollten für Kinder attraktiv sein. Eine Hütteneinkehr als Pausenziel ist immer eine gute Idee. Die Aussicht auf ein kühles Getränk, eine leckere Suppe oder einen süßen Kaiserschmarrn kann ziemlich motivierend wirken. Es muss aber nicht immer eine Hütte sein. Ein See, ein Bachlauf oder ein schattiger Platz im Wald sind ebenfalls gut geeignet. Kinder können sich in der Natur wunderbar beschäftigen. Evtl. schaffen wir Eltern es, sie ein wenig zum Ausruhen zu animieren. Wahrscheinlicher ist aber, dass sie nach der Brotzeit aufspringen und auf Entdeckungstour gehen.

Mein Tipp: Ein Gipfel eignet sich nicht unbedingt für eine ausgedehnte Wanderpause mit Kindern. Je nach Gipfel und Charakter der Kinder besteht hier Absturzgefahr.

6. Ab welchem Alter kann ein Kind seinen Wanderrucksack selbst tragen?

Kinder lieben es, Verantwortung zu übernehmen bzw. zu tragen. Ob ein Kind einen eigenen Rucksack tragen möchte oder nicht, sollte es meiner Meinung nach selbst entscheiden dürfen. Die einen Kinder lieben es, ihr Getränk, ein wenig Proviant oder auch ein Fernglas zu schultern. Andere Kinder fühlen sich von dem Rucksack wiederum eingeengt.

Mein Tipp: Da das Wandern den Kindern einfach nur Freude bereiten soll, zwingt ihnen keinen Rucksack auf, wenn sie das nicht möchten.

Grundsätzlich gilt beim Wandern mit Kindern: Größe und Gewicht des Rucksacks sind von der Größe und der Kondition des Kindes abhängig. Kindergartenkinder sollten über einen längeren Zeitraum maximal 10% ihres eigenen Körpergewichts tragen und Grundschulkinder maximal 3 Kilo. Erst ab einem Alter von ca. 9 Jahren können Kinder euch beim Tragen des Wandergepäcks eine wirkliche Hilfe sein.

7. Packliste Tageswanderung: Was müssen Eltern für eine Wanderung mit Kindern einpacken?

Für einen Wandertag mit Kindern zu packen, ist gar nicht so schwer. Unser elterlicher Rucksack dann allerdings schon, denn je nach Wetter und Alter der Kinder summieren sich Windeln, Wechselkleider und Proviant. Ein ausreichend großer Rucksack, der das Wandergepäck einer ganzen Familie fasst und für den Tragenden bequem ist, ist für uns Eltern eine lohnende Anschaffung.

Packliste für eine Tagestour mit Kindern:

  • Getränke: 1 Liter pro Person einplanen
  • Verpflegung: z.B. Käsebrote, geschnittene Äpfel, Trauben, Karotten, Nüsse, Müsliriegel und natürlich ein paar Süßigkeiten. Es ist erstaunlich, wie ein Gummibärchen über ein Motivationstief hinweghelfen kann.
  • Eine weitere Kleidungsschicht: Auf dem Berg ist es meist kälter als im Tal
  • Je nach Wetter: Matschhosen für die Kinder
  • Wechselkleidung: Ein paar Wechselsocken, eine Wechselhose und ein Wechsel-T-Shirt pro Kind
  • Regenjacken (je nach Wetter)
  • Für die Wandermotivation der Kinder: z.B. ein Taschenmesser, ein Wald-Bingo, eine Becher-Lupe
  • Kleines Erste-Hilfe-Set
  • Sonnencreme & Insektenspray
  • Taschentücher
  • Eine Mülltüte
  • Smartphone
  • Geldbeutel
  • Kamera

Mein Tipp: Legt am Vorabend die Dinge, die ihr mitnehmen möchtet, bereit. So vermeidet ihr am Wandermorgen Hektik und vergesst nichts Wichtiges.

8. Wie können Eltern Kinder zum Wandern motivieren?

Spannende Wanderwege sind das A und O, um Kinder zum Wandern zu motivieren. Bei einem abenteuerlichen Weg vergessen sie, dass sie überhaupt wandern. Eine Tour, die allerdings ausnahmslos interessante Wege bereithält, ist auch mir noch nicht untergekommen. In so einem Fall müssen wir Eltern in die Motivations-Trickkiste greifen. Ein „Ich kann nicht mehr laufen“, bedeutet bei Kindern nämlich sehr häufig „Mir ist langweilig“.

Mein Tipp: Nehmt die Bedürfnisse eurer Kinder beim Wandern (und natürlich auch sonst immer) ernst. Wenn sie nicht mehr laufen wollen, stellt sicher, dass sie keinen Hunger oder Durst haben, ihnen nicht zu kalt oder zu warm ist und sie wirklich keine Pause brauchen, sondern die Langeweile aus ihnen spricht.

Um ein Motivationstief zu überbrücken, hilft ganz klar Ablenkung. Die Natur bietet dafür viele Möglichkeiten: Haltet Ausschau nach Baumstämmen, auf denen ihr balancieren könnt oder übt das Pfeifen auf Grashalmen. Sammelt Wanderstöcke, die dann, je nach kindlicher Fantasie von einer Rakete bis hin zu einem Einhorn alles sein können. Sammelt Naturschätze oder spielt verstecken. Je älter die Kids werden, desto einfacher kann man mit ihnen Ratespiele spielen oder sie in ein Gespräch verwickeln.

Die beste Motivation kann das Wandern mit Freunden sein. Ich schreibe bewusst kann, denn auch andere Kinder sind nicht immer ein Allheilmittel und Kinder können sich gegenseitig auch richtig demotivieren.

Wir ihre eure Kids zum Wandern motiviert, erklärt euch Stefanie noch ausfürhlicher im Beitrag: Kinder zum Wandern motivieren – Die besten Tipps und Tricks

9. Welche Ausrüstung brauchen Kinder beim Wandern?

Kleine Wanderer brauchen gute Ausrüstung. Dazu zählt passendes Schuhwerk und funktionelle Kleidung. Ein Kinderwanderschuh sollte gut passen und auf keinen Fall zu klein sein, denn wenn der Schuh drückt, wandert kein Kind irgendwohin. Außerdem sollte er wasserdicht sein und einen hohen Schaft besitzen, der Kinder vom Umknicken schützt.

Wir Eltern sollten beim Wandern mit Kindern auf funktionelle Kleidung achten, die sich nach dem Zwiebelprinzip kombinieren lässt. So kann bei Bedarf immer eine Schicht an- bzw. ausgezogen werden. Da Kinder ihre Kleidung häufig nur eine Saison tragen, gibt es eine große Auswahl gut erhaltener Outdoor-Kleidung gebraucht zu kaufen.

Mein Tipp: Schmutzig machen muss erlaubt sein. Ihr erstickt jeden Wanderspaß und grundsätzlich jedes Draußen-Abenteuer im Keim mit dem Satz: „Macht euch nicht schmutzig“.

10. Können Eltern mit Kindern eine Hüttenwanderung unternehmen?

Wir Eltern müssen beim Wandern mit Kindern nicht auf eine Hüttenübernachtung verzichten. Auch mit den kleinsten Wanderern können wir eine Nacht auf einer Hütte verbringen. Eine intensive Familienzeit inkl. Abenteuer-Feeling sind dabei garantiert.

Startet mit einer Nacht, um euch erst einmal an das Thema ranzutasten, wählt eine Hütte, die ihr gut erreichen könnt und die Zimmerlage anbietet. Eine Reservierung ist Pflicht, starre Ins-Bett-Geh-Regeln für die Kinder an solch einem aufregenden Tag allerdings nicht.

Mein Tipp: Hier könnt ihr meine 10 Tipps für einen Hüttentour mit Kindern nachlesen

Viel Spaß beim Wandern mit euren Kindern. Und weil ich häufig nach dem absoluten Must-Have zum Wandern mit Kindern gefragt werde: Seid als Eltern mit Spaß und Begeisterung bei der Sache!

Autorin Stefanie Schindler mit ihrem Buch Mikroabenteuer mit Kindern.
Mikroabenteuer mit Kindern

Ein Mikroabenteuer ist ein Ausflug in die Natur, ein kurzes Ausbrechen aus dem Alltag, ein Outdoor-Erlebnis am Nachmittag. Ein Abenteuer, das im Idealfall direkt vor der Haustüre startet und sich gut in den Familien-Alltag integrieren lässt. In ihrem Buch „Mikroabenteuer mit Kindern“ stellt Stefanie 55 Mikroabenteuer-Ideen vor, die Familien zusammenschweißen. Dazu gibt es viele erprobte Tipps für den leichten Abenteuer-Einstieg.

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