Wanderschuhe binden will gelernt sein! Denn drückt der Schuh, trübt das den Wanderspaß selbst beim schönsten Kaiserwetter. Blasen und Schmerzen mag schließlich niemand. Um Druckstellen an den Füßen zu vermeiden, kommt es nicht nur auf die richtige Größe und Passform deiner Trekking- oder Wanderschuhe an. Sie richtig zu binden, ist mindestens genauso wichtig. Wir erklären dir, worauf es beim Schnüren ankommt.
Blasen und Schmerzen an den Füßen nach dem Wandern sind unangenehm und können dich im schlimmsten Fall zum Abbruch deiner Tour zwingen – vor allem wenn du mehrere Tage hintereinander unterwegs bist. Wie wichtig es ist, dass dir deine Trekking- oder Wanderschuhe perfekt passen, muss an dieser Stelle wohl nicht noch einmal betont werden. Lass dich beim Kauf am besten im Fachgeschäft beraten und probiere verschiedene Modelle an, bis du das passende gefunden hast.
Tipp: Wanderschuhe kaufst du am besten nachmittags. Deine Füße sind am Nachmittag etwas größer/dicker als morgens nach dem Aufstehen. Das entspricht eher der Situation beim Wandern, wo die Füße etwas anschwellen. Welche Möglichkeiten es noch gibt, Blasen vorzubeugen und wie du sie behandelst wenn du doch welche bekommen solltest, verraten wir dir in unserem Blasen-Ratgeber-Beitrag.
Der richtige Schuh allein garantiert dir allerdings noch kein blasenfreies Wandervergnügen. Genauso wichtig ist es, beim Binden der Schuhe vor und während einer Tour auf ein paar Dinge zu achten.
Richtige Schnürtechnik: Die Basics
- Die Zunge muss mittig sitzen
Verrutscht die Zunge (Lasche) des Schuhs auf die Seite, können unangenehme Druckstellen entstehen – besonders wenn die Zunge dadurch eine Falte wirft. Der Zug der Bänder kann sich nicht gleichmäßig verteilen. Achte bereits beim Binden auf einen mittigen Sitz und überprüfe während der Wanderung hin und wieder, ob alles noch an seinem Platz ist. Manche Wanderschuhe haben auch einen Haken, der die Zunge in der Mitte fixiert. - Hin und wieder nachschnüren
Eine halbe Stunde nach dem Loswandern solltest du deine Wanderschuhe nachschnüren. Denn dein Fuß verändert sich durch Aktivität und Temperatur. Auf längeren Wanderungen ist es sinnvoll, im Laufe der Tour immer wieder einmal nachzuschnüren.
Lese-Empfehlung: Sind Kühe gefährlich für Wanderer?
Zwei-Zonen-Schnürung
Bindest du deine Wanderschuhe ganz normal, kann es passieren, dass sie oben sehr eng sind, während du unten am Spann zu wenig Halt hast oder umgekehrt. Um in beiden Bereichen unabhängig voneinander die richtige Spannung herzustellen, hilft dir eine Zwei-Zonen-Schnürung.
Bergauf ist es empfehlenswert, den Bereich am Spann (also den unteren Teil) etwas fester zu schnüren. Das gibt dir mehr Halt. Oben am Schaft hingegen kannst du durch eine lockere Schnürung für mehr Bewegungsfreiheit sorgen. Bergab ist es gut, auch den Schaftbereich von der Beuge aufwärts fester zu schnüren. Dadurch rutscht dein Fuß im Schuh weniger nach vorn.
Für die Zwei-Zonen-Schnürung brauchst du einen Tiefzughaken (bzw. eine Feststellöse), über den die meisten Wanderschuhe verfügen. Das sind die Ösen am Übergang von Spann zu Schaft, die etwas weiter außen liegen als der Rest der Ösen. Nun fädelst du die Schubänder von oben nach unten durch die Feststellöse, sodass zwei Reibungspunkte entstehen. Dadurch entstehen zwei Zonen und die Spannung wird sowohl im Schaft- als auch im Spannbereich optimal gehalten.
Die Flaschenzug-Technik
Besonders unangenehm ist es, wenn deine Ferse beim gehen leicht aus dem Schuh schlüpft. Bei diesem sogenannten „Fersenschlupf“ reibt sie bei jedem Schritt am Schuh und verursacht schmerzhafte Blasen und aufgeriebene Stellen. Die Flaschenzugtechnik verschafft Abhilfe:
Bei dieser Schnürtechnik fädelst du die Schuhbänder direkt von der letzten Öse am Rist in die beiden Tiefzughaken. Überkreuze die Schnürsenkel dabei nicht. Als nächstes musst du das jeweils gegenüberliegende Ende durch den Schnürsenkel fädeln, der die Öse mit dem Tiefzughaken verbindet. Ziehst du jetzt an den Schnürsenkeln, wird dein Fuß tiefer in den Schuh hinein gezogen. Die Ferse hat mehr Halt und es entsteht weniger Reibung. Oberhalb des „Flaschenzugs“ bindest du deinen Schuh ganz normal weiter.
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Kreuzung auslassen und Druckstellen entlasten
Hast du bereits eine Druckstelle am Fuß oder merkst, dass deine Schuhe seitlich auf den Fußrücken oder den Vorderfuß drücken, kann folgender Trick helfen: Lass an der entsprechenden Stelle einfach eine Kreuzung aus und fädel das Schuhband direkt von Öse zu Öse, ohne die Seite zu wechseln. So bekommt dein Fuß in diesem Bereich etwas mehr Raum. Die Druckstelle wird punktuell entlastet.
Lese-Tipp: Pflegetipps für Wanderschuhe – Schützen, was dich trägt
Richtige Schuhbänder benutzen
Bei Wanderschuhen sind die Schnürsenkel auf den Schuh abgestimmt. Du solltest sie nicht vorschnell austauschen. Einerseits passt die Stärke der Bänder genau zum Durchmesser der Ösen. Bei selbst blockierenden Tiefzughaken ist das besonders wichtig, damit sie richtig funktionieren. Andererseits sind Schnürsenkel dehnbar, damit sie sich optimal an den Schuh und die Form des Fußes anpassen können. Benutzt du stattdessen eine feste Schnur, geht diese Flexibilität verloren. Druckstellen sind die Folge. Sollte also einmal ein Schuhband reißen oder zerschlissen sein, lohnt es sich, vor der nächsten Tour für adäquaten Ersatz zu sorgen, statt irgendeine andere Schnur zu verwenden.
Passende Wandersocken benutzen, um Blasen zu vermeiden
Um Blasen und Druckstellen zu vermeiden, sind auch die richtigen Socken essentiell. Sie sorgen für Polsterung an den Problemstellen wie Ferse und Fußballen. Besonders bei wasserdichten Schuhen ist es wichtig, dass du Socken trägst, die viel Schweiß aufnehmen, ohne sich nass anzufühlen. Socken aus Merino-Wolle sind hier eine gute Wahl. Baumwolle ist nicht geeignet. Sie verliert ihre Form, wenn sie sich mit Wasser vollsaugt, wirft Falten und fängt an, auf der Haut zu kleben. Um Blasen zu vermeiden, ist es entscheidend, dass keine Reibung zwischen Fuß und Schuh entsteht. Die Socken müssen deshalb perfekt passen.
Tipp: Neigst du zu Blasen, kannst du probieren, dünne, eng anliegende Nylonsocken unter deinen Wandersocken zu tragen. So reibt der Stoff der Wandersocken nicht auf der Haut, sondern gleitet sanft über die Nylonsocken.
Der richtige Schuh
Die Schnürtechniken sind an sich für alle Arten von Outdoor-Schuhen ähnlich – vorausgesetzt der Schuh schließt über dem Knöchel. Bei niedrigen Schuhen ist die Schnürung aber meist sowieso kein großes Problem.
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Je nachdem, wo und wie du unterwegs bist, eignen sich unterschiedliche Arten von Schuhen. Überlege dir am besten vor dem Kauf, wofür du den Schuh einsetzen möchtest und probiere verschiedene Bauarten an.
Falls dein Schuh drückt, heißt das nicht, dass du dir direkt neue Outdoor-Schuhe kaufen musst. Probiere einfach mal, die Schnürung zu verändern. Das dauert nur ein paar Minuten. Kennst du erst einmal ein paar Techniken, kannst du auch während einer Tour noch Anpassungen vornehmen, bis du die ideale Spannung gefunden hast.