Ein Beitrag von Gastautorin Fiona Stappmanns
Mein Blick schweift Richtung Süden, weit und breit ist keine Wolke in Sicht. Es ging schnell und ich war früher als erwartet am Ziel meiner heutigen Tour. Wie üblich habe ich gestern Abend einen Blick auf die Wettervorhersage geworfen, die Gewitterneigung steigt im Laufe des Tages. Ich plane also eine eher kurze Tour. Die Orientierung scheint einfach, also spare ich mir den Blick in eine Landkarte. Ich war schon einige Male in der Region wandern. 3 ½ Stunden sind für den Weg bis zu meinem Ziel veranschlagt, keine große Sache also, denke ich. Morgens packe ich hastig meinen Rucksack, eine Trinkflasche, eine gute Brotzeit, eine Regenjacke und los geht’s. Ich wohne nah an den Bergen und wie geplant schnüre ich um 8 Uhr meine Schuhe und mache mich auf den Weg zu den Kreuzbergen im Alpstein. Ich genieße die Stille, gehe fast meditativ mein Tempo und finde Ausgleich zu meinem oft stressigen Alltag.
Sonnenschein und Alpenidylle
Der Weg führt wunderbar erst durch den Wald, dann entlang saftiger Almwiesen, Kuhglocken läuten, um mich herum ein Blumenmeer. Langsam wird es alpiner und nach etwa drei Stunden stehe ich vor meinem Ziel: imposant ragen die Kreuzberge über dem Rheintal steil empor. Ich packe meine Brotzeit aus, beiße zufrieden in ein Stück Schweizer Bergkäse und genieße den Ausblick. Immer noch strahlt die Sonne über mir, die Beine sind noch kein bisschen müde. War da vorn nicht noch ein Weg, der mich in einer schönen Runde zurück zum Ausgangspunkt bringt? Wie dort die Aussicht wohl ist? Ich hole mein Handy heraus um die Karte zu checken. Ich habe kaum Empfang und ungeduldig denke ich: ach, so weit sah das nicht aus.
Dunkle Wolken und Glück im Unglück
Nach einiger Zeit erreiche ich einen Sattel und mir sinkt das Herz in die Hose. Über mir strahlt die Sonne, doch am Horizont sind mittlerweile bedrohlich dunkle Wolken aufgezogen. Ich gehe weiter, hier muss doch bald die Abzweigung für den Rückweg sein? Der Weg zieht sich, die Wolken ziehen näher. Der Schritt beschleunigt sich, bis ich halb gehe, halb renne. Die Wolken ziehen näher. Ich muss feststellen, dass der schnellste Weg aufgrund des Schnees noch viel zu gefährlich ist. Endlich habe ich Empfang und checke die offizielle Landkarte. Zum Glück hat es ein kleines Stück weiter noch einen Weg, der etwas flacher zurück ins Tal führt. Deutlich grollt Donner erst weit in der Ferne, schnell jedoch immer näher und lauter.
Ich erreiche die Abzweigung, rutsche und renne auf Altschneefeldern innerhalb einer halben Stunde 800 Höhenmeter abwärts, bis mich das Gewitter einholt. Auf der Karte habe ich eine Alm gesehen, hier stelle ich mich unter und lasse das Unwetter vorüberziehen. Das Gewitter hängt im nächsten Talkessel fest, der Donner wird von den Felswänden zurückgeworfen, als ob er mich daran erinnern will, wie knapp es nochmal gut gegangen ist. Eigentlich weiß ich es ja besser, gehe in die Berge seit ich klein bin. Aber heute hat die Neugier über den Verstand, die Abenteuerlust über die Vorsicht gewonnen. Aus der gemütlichen Halbtageswanderung wurden 31km und 1800hm.
Mein neuer Begleiter: Tatonka Storm 30 RECCO
Vier Jahre ist dies nun her und ich habe dazu gelernt. Zwar bin ich seitdem immer wieder in schlechtes Wetter am Berg gestoßen, aber dank guter Planung und der richtigen Ausrüstung im Rucksack kann das Risiko zumindest gut minimiert werden. Außerdem bin ich seit diesem Sommer mit dem Tatonka Storm 30 RECCO unterwegs. Mit genug Platz für meine Ausrüstung, sowie Kamera und einige Objektive, ist er der perfekte Rucksack für eine ein-oder sogar zweitägige Tour. In den letzten Wochen durfte ich ihn ausgiebig testen und die Berge meiner näheren Umgebung erkunden. Besonders gefällt mir, gerade für den Sommer, das belüftete Rückensystem. Platz für die Trinkblase ist hinten im Rucksack, den Schlauch kann man direkt am Träger festmachen und so selbst während dem Laufen immer wieder kleine Schlucke trinken. An Halterungen für Wanderstöcke und Netztaschen an der Seite wurde auch gedacht. Werde ich mal wieder von schlechtem Wetter überrascht, ist auch eine Regenhülle direkt dabei. Habe ich mal weniger gepackt, kann ich das Volumen dank den Kompressionsriemen anpassen. Es gibt ihn jedoch ebenfalls noch mit 20, respektive 25 Litern. Die Wandersaison fängt gerade erst an und ich hoffe noch auf viele tolle Momente in den Bergen – den richtigen Begleiter auf meinem Rücken habe ich jedenfalls schon gefunden.
Schneller gefunden werden mit dem RECCO – System
Halt, Moment! Was ist eigentlich jetzt RECCO? Das RECCO- System besteht aus einem sehr kleinen und nur 4 Gramm schweren Reflektor, der wie in meinem Fall im Rucksack oder auch der Kleidung vernäht ist. Er benötigt keine eigene Energieversorgung oder Aktivierung. Der Reflektor selber sendet kein Signal aus, sondern ist ein passives System. D. h. auf Seiten der Bergretter wird ein aktives Suchgerät benötigt, welches ein Signal aussendet. Dieses wird dann vom Reflektor zurückgeworfen, die vermisste Person kann geortet werden.
Welchen Nutzen hat also das RECCO System in meinem Rucksack? Ich frage Bernd Zehetleitner, Bergführer und Bereitschaftsleiter der Bergwacht Sonthofen im Allgäu. „Das Hauptproblem bei Vermisstensuchen ist, dass die Personen häufig nicht „suchbar“ sind, da sie nicht technisch geortet werden können. Neben der Handyortung und aktiven Notsendern ist das RECCO SAR System derzeit das einzige technische System, mit dem vermisste und verunfallte Personen effektiv und schnell vom Hubschrauber aus geortet werden können – vorausgesetzt, sie führen irgendwo in der Bekleidung oder am Rucksack einen RECCO Reflektor mit.“
Das klingt schon mal gut, finde ich. Denn ein Handy hat in den Bergen schnell mal keinen Empfang, bei kalten Temperaturen gibt es auch sehr gerne unvorhergesehen den Geist auf. Eine gute Tourenplanung und die nötigen Sicherheitsvorkehrungen ersetzt das RECCO also natürlich nicht. „Kein Suchsystem verbessert die Sicherheit, sondern nur die Möglichkeit, schneller gefunden zu werden. Dies ist aber im Falle des Falles sehr entscheidend. Mit und ohne RECCO gibt es die Möglichkeit, tot oder gar nicht gefunden zu werden. Mit RECCO wird die Chance, schneller gefunden zu werden, deutlich erhöht – was sich wiederum auf die Überlebenschancen positiv auswirkt“, so Bernd weiter. Klar, das macht Sinn, auf einer Wanderung kann man nie 100% sicher unterwegs sein. Zufall oder schlichtweg Pech führen immer zu einem gewissen Restrisiko.
Mehr Infos zu RECCO findet ihr hier.
Das Restrisiko minimieren
Aber was kann ich tun um dieses Risiko zu minimieren und möglichst sicher unterwegs zu sein? Auf jedem Ausflug in die Berge gehört auf jeden Fall ein gut sortiertes Erste-Hilfe-Set in den Rucksack. Je nach Aktivität kann dies angepasst werden. Ich persönlich habe mich für das Tatonka First Aid Compact entschieden. Es enthält unter anderem alles für die Erstversorgung kleinerer Verletzungen, eine praktische Kurzanleitung für alles rund um erste Hilfe, sowie eine Rettungsdecke. Mit einem Gewicht von 390 Gramm ist es kompakt und leicht genug um immer im Rucksack Platz zu finden, so ist es perfekt für ein- bis zweitägige Wanderungen geeignet. Erste-Hilfe-Kurse speziell für den Berg sind sehr empfehlenswert und werden beispielsweise von den Sektionen des Alpenvereins angeboten.
Planung und die richtige Ausrüstung ist das A und O
Sicherheit am Berg fängt aber vor allem bei der Planung der Tour an. Wie lange bin ich unterwegs? Gibt es unterwegs spezielle Gefahren, wie etwa steile Altschneefelder, oder besonders ausgesetzte Stellen? Bin ich dem Anspruch der Strecke gewachsen? Wie wird das Wetter? Diese und noch mehr Fragen sollte man sich stellen, bevor man sich auf den Weg macht. Ich bevorzuge eine normale Karte aus Papier, die dann auch unbedingt in den Rucksack gehört. Ihr kann zumindest nie der Akku ausgehen. Für die Tourenplanung gibt es aber mittlerweile auch eine Vielzahl verschiedener Apps, die direkt etwa die Wegbeschaffenheit oder die veranschlagte Dauer der Tour anzeigen. Wichtig ist hier, immer eine offline Version der Karte herunterzuladen. Das Bergwetter checke ich über verschiedene Portale, wie ZAMG, DAV Bergwetter oder in der Schweiz über Swiss Meteo. Wie schnell das Wetter in den Bergen umschlagen kann, habe ich am eigenen Leib erfahren. Auch im Sommer kann es plötzlich schneien, vorher harmlose Stellen werden durch Nässe schnell gefährlich oder sogar unpassierbar. Schaut euch die Tour genau an, gibt es solche Stellen, nach denen man nur sehr ungern wieder umkehren will? Bewertet unterwegs immer wieder die Situation und kehrt im Zweifelsfall früh genug zurück – Umkehren gehört in den Bergen dazu und ist keine Niederlage. Auch zur Tourenplanung bietet etwa der Alpenverein Kurse oder zumindest wichtige Informationen auf seiner Website.
Außerdem habe ich die Notfall App der Schweizerischen Rettungsflugwacht (Rega) installiert. Sie übermittelt im Notfall quasi per Knopfdruck meine aktuellen Standortdaten. So weiß die Rettung schnell, wo sie zu suchen hat. Eine vergleichbare App gibt es ebenfalls für die Regionen Tirol, Südtirol und Bayern (SOS EU ALP). Wenn ich alleine unterwegs bin, teile ich meine geplante Route einer Vertrauensperson mit und mache eine Uhrzeit aus, zu der ich spätestens zurück sein will. Habe ich mich bis dahin nicht gemeldet, alarmiert diese Person die Bergwacht.
Tipp: Alles was du zum Thema Wandern wissen musst, erfährst du in unserem Ratgeber-Artikel.
Was gehört in den Rucksack?
Den Rucksack überlade ich nicht, jedoch gehören einige Dinge unbedingt dazu (siehe Packliste weiter unten). Dabei sind mir Snacks und ausreichend Flüssigkeit genauso wichtig, wie etwa Wechselkleidung und eine leichte Regenjacke, sollte mich das Wetter wieder einmal überraschen. Auch eine Karte der Region habe ich nun immer dabei. Meinen genauen Standort kann ich über das GPS in meinem Handy oder meiner Uhr bestimmen. Beide haben auch einen integrierten Kompass.
Meine Packliste zum Wandern (Tagestour, keine besonderen Schwierigkeiten):
- Thermosflasche mit Tee
- Trinkblase (2 Liter)
- Snacks (Studentenfutter, Riegel, etc.)
- Brotdose mit meiner Brotzeit
- Wanderstöcke
- Im Frühjahr Grödel für evtl. Altschneefelder
Neben der an die Witterung angepassten Kleidung, die ich anhabe, und festen Bergschuhen kommt mit:
- Sonnenbrille
- Mütze (Sonnenschutz) oder Stirnband
- Wechsel-T-Shirt
- Leichte Regenjacke
- Evtl. langes Funktionshirt (Zwiebelprinzip) oder Isolationsjacke
- Sportuhr mit GPS und Kompass
- Wanderkarte der Region
- Download der Karte auf dem Smartphone als Backup
- Taschenmesser
- Erste-Hilfe-Set
- Blasenpflaster
- Sonnencreme
- Stirnlampe
Hi, ich bin Fiona. Aktuell schreibe ich meine Doktorarbeit über nachhaltiges Unternehmertum und arbeite als Fotografin. Dass man da des Öfteren für Feldstudien in die Natur muss, versteht sich von selbst, egal ob zum Mountainbiken, Wandern, Bergsteigen, Splitboarden oder ans Meer zum Surfen. Dabei stets im Gepäck: Schweizer Schoggi und meine Kamera. Außerdem schreibe ich regelmäßig Storys für Online und Print. Vom Wandern vor der Haustür bis hin zu Surftrips in Mittelamerika. Im Mittelpunkt stehen bei meinen Geschichten stets das Erleben, Fühlen und Entdecken.
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Leseempfehlung: Wie du bei einem Notfall in den Bergen Hilfe holst und weitere Sicherheitstipps, zeigen wir dir in unserem Beitrag Sicher am Berg.